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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

20. 12. 2015 - 11:04

Es grunzt und grummelt

Im Actionshooter "Nuclear Throne" bleibt selten Zeit zum Durchatmen. Die pixelige Postapokalypse und ihre kuriosen Mutanten nehmen keine Gefangenen.

Die Anarchie des Ödlandes nach der Apokalypse, das haben wir 2015 im Kino beim neuen "Mad Max"-Film gesehen. Oder auch beim Videospiel-Blockbuster "Fallout 4", der vor ein paar Wochen erschienen ist. Beide Werke kommen visuell sehr aufwendig daher, aber das niederländische Indiegames-Studio Vlambeer beweist, dass auch Pixeldarstellungen sehr eindringlich und viszeral sein können.

Es grunzt, schmatzt, knallt und rüttelt

In "Nuclear Throne" bleibt selten Zeit zum Durchatmen, weil ständig irgendwer schießt, irgendwas explodiert oder sich die Erde unter uns öffnet und uns ins nächste Level zieht. Da helfen nur Geistesgegenwart, gute Konzentration - und viel Übung. Grundsätzlich ist das Spiel leicht zu erlernen. Wir laufen und schießen. Es gibt unterschiedliche Waffen, von denen wir aber immer nur zwei tragen können. Am Anfang jedes Laufs bekommen wir erst mal nur eine Laserpistole und schießen uns durch die einfachen Monster. Aber wie das so ist im anarchischen Ödland, lauert der Tod hinter jeder Ecke - manchmal auch schon im ersten oder zweiten Level.

Schraubenzieher statt Schrotflinte

Weil jedes Level, und damit auch die Waffen und diverse Bonusgegenstände, immer zufallsgeneriert sind, kann es sein, dass wir uns das eine Mal verhältnismäßig entspannt durch die ersten paar Levels kämpfen. Beim nächsten Lauf poppen dann aber wieder ein dutzend Gegner direkt neben unserer Figur auf. Haarig ist dabei vor allem der Umstand, dass unseren Waffen schnell die Munition ausgeht. Manchmal ist es deshalb sogar fast besser, einen Nahkampfgegenstand wie einen Schraubenzieher auszurüsten (so wir einen finden). Der macht es zwar notwendig, mit den Gegnern auf gefährliche Tuchfühlung zu gehen, braucht aber keine Patronen. Grundsätzlich gilt bei "Nuclear Throne" der Grundsatz: Immer mal mit dem Schlimmsten rechnen, und vor allem keine Angst vor dem Tod haben. Denn der lehrt uns, die Welt und ihre Gefahren besser zu verstehen und dem Erreichen des Nuclear Throne ein kleines Stückchen näher zu kommen.

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Neu ist das Game eigentlich nicht, es ist bereits vor zwei Jahren das erste Mal veröffentlicht worden - damals allerdings noch in einer ersten, sehr unfertigen "Early Access"-Version. Nun liegt das finale Spiel vor, das neben den normalen Läufen auch Daily- und Weekly-Modi hat - da bekommen dann eine Woche bzw. einen Tag lang alle dieselben Levels und man kann sehen, wer am weitesten kommt. Zu zweit auf der Couch miteinander spielen geht auch - was nicht heißt, dass die Chancen, dass man den Nuclear Throne erreicht, dabei viel höher werden. Aber die Motivation und der Lerneffekt steigt nach jedem Bildschirmtod. Freund/innen von "Spelunky" und "The Binding of Isaac" werden ihre Freude an dem Game haben, ist es doch eine ziemlich punktgenaue Mischung aus beiden Titeln. "Nuclear Throne" ist für Windows, Mac, Linux, PS4 und Vita sowie für Xbox One erschienen.