Erstellt am: 19. 12. 2015 - 16:16 Uhr
Flimmern
Flimmern
Der assoziative FM4 Wochenrückblick
Der Jungle ist die größte informelle Siedlung Europas, über 6000 Menschen leben in dem Waldstück bei Calais in unmittelbarer Nähe zum Eingang des Eurotunnels. Sie warten und warten auf den richtigen Moment. um auf die Ladefläche eines LKWs zu klettern, der sie durch den Tunnel nach Großbritannien bringt.
In den Monaten des Wartens ist aus dem transitorischen Lager eine informelle Siedlung geworden, ein Ort. der alle Kriterien erfüllt, um als der größte Slum Europas bezeichnet zu werden.
Der Jungle, ist ungeplant, informell und wird immer dichter bebaut. Die selbstgebauten Hütten sind improvisiert, es gibt weder Wasser noch Strom und keine vom Staat geschaffene Infrastruktur. Inzwischen gibt es auf dem Brachland neben der Einfahrt zum Eurotunnel eine von den Menschen, die dort warten selbstgebaute Schule, es gibt Geschäfte, bei denen Energy-Drinks einen besonders guten Absatz haben, es gibt medizinische Versorgung und es gibt einen Fahrradverleih.
![© APA/AFP Mann inmitten eines Zeltslums](../../v2static/storyimages/site/fm4/20151251/JungleCalais_body.jpg)
APA/AFP
Die Polizei hat ebenfalls infrastrukturelle Maßnahmen gesetzt. Ein Zaun wurde errrichtet, der den Jungle von den auf der Straße vorbeifahrenden oder im Stau stehenden LKWs trennt. Die französische Polizei hat mehrmals versucht, die Siedlung am Ostrand von Calais zu räumen.
Im September hat die Polizei 287 Menschen, darunter 135 Minderjährige, festgenommen und die Stadtverwaltung hat sich öffentlich über sinkende Flüchtlingszahlen gefreut. Der Jungle hat heute nach wie vor 6000 Einwohnerinnen und trotz der oben erwähnten Eigeninitiativen werden die Bedingungen jedenTag schrecklicher, weil es keine Sanitäranlagen, keine Müllabfuhr und keine ausreichende medizinische Versorgung gibt.
Wenige Stunden nach den Anschlägen von Paris hat ein unter ungeklärten Umständen entstandener Großbrand 2500 Quadratmeter des Lagers zerstört und Menschen den letzten Unterschlupf genommen.
Mehrmals haben die BewohnerInnen des Jungles versucht, die Zubringer zum Tunnel zu blockieren, um im entstehenden Stau auf Fahrzeuge klettern zu können.
Mit Besorgnis erwähnten die lokalen Behörden nach diesen Vorfällen die Anwesenheit von Schleppern, des Schwarzen Blocks und allem, was sonst so böse ist, im Lager. Von diesen Gruppen würden die Migranten die Taktiken der Stadtguerillia lernen. Die Präfektin fordert den Armeeeinsatz. LKW Fahrer fühlen sich gefährdet.
Ende letzten Monats hat ein ungarischer LKW Fahrer ein Video gepostet, in dem mensch sieht, wie er sein Fahrzeug als Waffe gegen auf der Seite der Fahrbahn gehende Menschen einsetzt und in ihre Richtung ausschert während er unterlegt von Gabba Flüchtlinge beschimpft. Das 14-minütige Video wurde unter dem Titel "Calais Emigrants vs. drivers and EUROPA" von einem ..... gepostet, der in mehreren Videos seinen Privatkrieg als LKW-Fahrer gegen Flüchtlinge in Europa dokumentiert.
![© APA/AFP/PHILIPPE HUGUEN Zelte vor einem Banksy-Portrait von Steve Jobs](../../v2static/storyimages/site/fm4/20151251/BanksyCalais2_body.jpg)
APA/AFP/PHILIPPE HUGUEN
Vor einigen Tagen hat auch der britische Künstler Banksy seinen Weg in den Jungle gefunden und hat dort Bilder hinterlassen. Auf einer Wand ist Steve Jobs zu sehen, dessen Vater syrischer Migrant aus Homs war, wie er ein Bündel über der Schulter und den ersten Apple Computer in der Hand auf dem Weg ist.
Wer nun meint, dringender als Banksy und Streetart bräuchten die Migrantinnen menschenwürdige Lebensumstände und Behandlung durch Behörden und Mitbürger, hat Recht, aber die Rechnung ohne Banksys strategische Cleverness gemacht.
Gute Streetart zieht Touristen an, das macht die Gegend teurer und wurde in manchen Gentrifizierungsgebieten bereits zu einem Problem. Diese Jahr hat Blu sein riesiges Bild in Berlin Kreuzberg selber wieder übermalt, um nicht zum Ausverkauf der Gegend beizutragen.
![© APA/AFP/PHILIPPE HUGUEN Zwei Flüchtlinge stehen um ein Banksy-Portrait von Steve Jobs](../../v2static/storyimages/site/fm4/20151251/BanksyCalais1_body.jpg)
APA/AFP/PHILIPPE HUGUEN
Im Jungle haben die Bewohnerinnen den Banksy verhüllt und tun das, was jedes Museum tut. Sie verlangen Eintritt von den Elendstouristinnen und Journalisten, die den Banksy sehen wollen und schützen das Bild vor Übermalung. Wenn diese informelle Galerie nur einer Person das Leben sichert, dann war Steve Jobs Bild im Jungle einer der größten Banksy Coups