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Daniel Grabner

Geschichten aus on- und offline, zwischen den Zeilen und hinter den Links

19. 12. 2015 - 14:30

Eis ist der neue Schnee

Der Riders Cup in Wagrain ist der österreichische Hot Spot für Ice Cross Downhill.

Im beschaulichen Winterurlaubort Wagrain-Kleinarl in Salzburg fehlt dieser Tage etwas eigentlich Essentielles: der Schnee. Das wird einem hier zumindest in den kurzen Gesprächen mit Einheimischen im Supermarkt, oder mit der freundlichen Herbergsleiterin schon nach wenigen Sätzen mitgeteilt. Dieses Jahr allerdings sind Mitte Dezember trotzdem verhältnismäßig viele Besucher hier. Der Grund dafür ist eine Sportart, die sich bisher erfolgreich unter meinem Aufmerksamkeitsradar weggeduckt hat: Ice Cross Downhill. Dieser Superlativ des Eislaufens, so könnte man sagen, ist schneller als Ice Skating und wilder als Eishockey. In Wagrain kann man heuer zum zweiten Mal bei einem Großevent, dem sogenannten Ice Riders Cup, den Ridern dabei zusehen, wie sie mit bis zu 50 km/h in Vierergruppen einen 300 Meter langen Eiskanal mit Haarnadelkurven, Wellen und Schanzen hinunterjagen. Der oder die Schnellste gewinnt.

Ice Cross Downhill

Mark Roe

Der Riders Cup in Wagrain im Jänner 2015

Kaum Trainigsstrecken

"Ice Cross Downhill gibt es eigentlich schon seit 2001", erzählt mir Marco Dallago, "zumindest wurde vor 14 Jahren in Schweden zum ersten Mal ein Event veranstaltet. Seit 2010 gilt Ice Cross Downhill als offizielle Sportart, Weltmeisterschaft inklusive." Der 24jährige Steirer konnte sich 2014 den Weltmeistertitel sichern. In Österreich gilt er zusammen mit seinem Bruder Luca als Botschafter des Ice Cross Downhills. Zusammen haben die beiden auch den diesjährigen Track in Wagrain konzipiert. Ursprünglich waren sie auf der Suche nach einem Ort für eine permanente Trainingsstrecke, denn bisher gibt es so etwas nur in wenigen Ländern. Für die meisten Rider, die ursprünglich aus Sportarten, wie dem Inlineskating oder dem Eishockey kommen, besteht die einzige Möglichkeit zum Training in den Tagen rund um ICD-Events. Aus der permanenten Strecke wurde nichts, dafür fanden sie mit Wagrain eine geeignete Location, um Ice Cross Downhill im Zuge des Riders Cups zumindest einmal im Jahr nach Österreich zu bringen. Teilnehmen können bei den Riders Cups auch Amateure. Bis zu 250 WM-Punkte kann man pro Riders Cup gewinnen, bei den größeren Red Bull Crashed Ice-Events bis zu 1000 Punkte.

Riders Cup, Ice Cross Downhill

Grabner

Die Zeitrennen am Vortag des Main Events beim Riders Cup

"Halsbrecherisch"..

..ist das Wort, das einem in den Sinn kommt wenn man an diesem Wochenende neben der Strecke steht und den Ridern zusieht. Am Freitag finden noch die Zeitrennen statt, die darüber entscheiden, wer am nächsten Tag im Finale antreten wird. Im Halbminutentakt jagen die Rider nacheinander die Strecke hinunter. Mindestens jeder Zweite stürzt, meist nach einem Sprung, kaum einer kommt ohne Sturz ins Ziel. „Das Eis der Strecke ist kein glattes Eis sondern sehr uneben“, erzählt mir Marco, „die Auflagefläche der Kufen nur sehr gering. Stürze gehören dazu, aber durch die Schutzausrüstung und dadurch, dass man am Eis weiterrutscht, kommen die meisten Rider mit ein paar blauen Flecken davon.“

Ice Cross Downhill, Alice Zenz

Grabner

Alice Zenz qualifizierte sich fürs Finale

Vorjahressiegerin des Riders Cup ist Alice Zenz. Die 35jährige Physiotherapeutin aus St. Pölten ist schon seit 2010 vom Ice Cross Downhill begeistert: „Es ist eine absolut geile Sportart und macht einfach süchtig.“ Alice schafft es auch dieses Jahr wieder, sich fürs Finale zu qualifizieren. Ihr sportlicher Background scheint nicht wenig mit ihrem Erfolg zu tun zu haben: Alice spielt in mehreren Eishockeyvereinen und ist außerdem Weltmeisterin in einem zum Ice Cross Downhill nicht ganz unähnlichem Sport: dem Trash Can Racing.

Noch bis 22:00 kann man heute (19.12.) die Finals des Riders Cup in Wagrain besuchen. Alle Infos dazu findest du hier.