Erstellt am: 18. 12. 2015 - 06:00 Uhr
Jedes Türchen ein Tierchen #18 – Der Mantis Shrimp
FM4 Adventkalender
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Der Mantis Shrimp - oder auf Deutsch Fangschreckenkrebs - sieht aus wie eine Mischung aus Hummer und Gottesanbeterin, gekleidet in den prächtigsten Farben des Regenbogens. Doch sein hippiemäßig buntes Outfit täuscht: Auf dem tropischen Meeresboden treibt er sein mörderisches Unwesen.
CC-BY-SA-2.0 / prilfish - flickr.com/silkebaron
Muscheln, Krabben und kleine Fische nimmt er zunächst mit seinen Facetten-Stielaugen ins Visier. Es sind die komplexesten im gesamten Tierreich: Die abertausenden Bildpunkte in seinen drei Sehfeldern tasten seine Beute regelrecht optisch ab. Praktischerweise bewegen sich die Mantis-Augen dabei wie die eines Chamäleons unabhängig voneinander und scannen ihre Umgebung ohne Pause. Aber das ist noch nicht alles.
Wo der Mensch drei Farbrezeptoren für Grün, Blau und Rot hat, hat der Mantis Shrimp zwölf. Das heißt, er sieht Farben, die wir uns nicht einmal vorstellen können - oder wie es der US-Comiczeichner The Oatmeal ausdrückt, der diesem fabelhaften Wesen einen eigenen Mantis-Comic gewidmet hat: "Wo wir einen Regenbogen sehen, sieht der Mantis Shrimp eine thermonukleare Bombe aus Licht und Schönheit."
Ein Schlag wie eine Pistolenkugel
Gefällt dem Mantis Shrimp was er sieht, schlägt er zu - und zwar wortwörtlich. Keulenartige Fangarme machen ihn zum gefürchtetsten Unterwasser-Boxer aller Zeiten. Sein rechter Haken ist gnadenlos, sein linker ohne Erbarmen. Sein Schlag ist vierzig Mal schneller als ein menschliches Zwinkern und so stark wie der Aufprall einer Pistolenkugel.
Das Wasser wird dabei so rasch bewegt, dass sich winzige Gasbläschen bilden, die beim Platzen eine zweite Schockwelle erzeugen. So wird das Opfer des Killerkrebses betäubt, selbst wenn er sein Ziel verfehlt.
Wo der Mantis Shrimp hinkommt, hinterlässt er Muscheln und Schnecken in Scherben, Trümmer von Krabbenpanzern und abgetrennte Krebszangen. Selbst Aquarienwände sind vor ihm nicht sicher.
Die Brutalität und scheinbare Unverwundbarkeit seines Körpers dienen der Forschung mittlerweile als Modell für neuartige Kampfanzüge. In der Natur sind Fangschreckenkrebse zum Glück Einzelgänger. Nicht auszudenken, was eine Armee an Mantis-Shrimps anrichten könnte.