Erstellt am: 29. 12. 2015 - 16:08 Uhr
#rewind2015: Die größten Shitstorms
Rewind 2015
Der FM4 Jahresrückblick
In unserer immer präsenten Multimediawelt reichen ja schon kleine Fehltritte und Peinlichkeiten, um schnell einmal am digitalen Pranger zu landen. Aber nicht nur das, auch größere Hirnrissigkeiten, die sonst vielleicht nie der Öffentlichkeit bekannt geworden wären, sind Auslöser für große Empörungswellen im Netz. Warum hat was oder wer im vergangenen Jahr große Aufregung in den Sozialen Netzwerken verursacht?
#WalterPalmer und #CeciltheLion
Ein Zahnarzt aus Minnesota, der auch ein leidenschaftlicher Großwildjäger ist, tötet den berühmtesten Löwen Simbabwes: Cecil. Der Löwe war nicht nur Forschungsobjekt einer Wissenschaftlergruppe der Universität Oxford, sondern auch eine der größten Attraktionen des Hwange Nationalparks. Palmer hatte eine Lizenz zur Tötung eines Löwens gekauft und seine Guides hatten ihm diesen Löwen gebracht, so die Erklärung des Schlamassels. Was folgte, war ein Aufruhr im Netz - und vor der Klinik, wo Walter Palmer arbeitet. Der Zahnarzt will bald wieder auf Großwildjagd gehen.
CC BY-SA 2.0 Varnent
#transracial
Rachel Dolzal ist eine Bürgerrechtsaktivistin aus den USA, die sich als schwarz bezeichnet und präsentiert. Bloß: sie hat weiße Eltern und Jugend-Fotos von ihr zeigen eine weiße Teenagerin mit blonden Haaren. Dolezal bezeichnet sich daraufhin als transracial - analog zu transgender, als mit der schwarzen Hautfarbe geboren.
Does she get mad when people try to touch her hair? #askrachel #RachelDolezal pic.twitter.com/92rg4smA2V
— Kimberly Kay Dillon (@kimberlydillon) 12. Juni 2015
Mit großem Aufschrei quer durch Twitter. Eine komplizierte Geschichte, die viele Fragen aufwirft.
#Spar und die #Halal Produkte
Spar hat im November Halal-Fleisch testweise ins Sortiment aufgenommen. Und damit gleich mal einen Shitstorm eingefahren, von rechts, und von TierschützerInnen wegen Tierquälerei. Spar hat das Angebot daraufhin zurückgenommen, mit der Erklärung: "Als Nahversorger für alle Bevölkerungsgruppen in Österreich sind wir traurig und schockiert über den Tonfall der Diskussionen, ziehen aber unsere Konsequenzen." Aber auch damit hat sich der Shitstorm nicht beruhigt. Zitat: "Muss ich meine Eier woanders kaufen, Spar hat keine mehr".
Die ungarische #Kamerafrau
Ungarn diesen Sommer: Flüchtlinge kommen über die Balkanroute, werden festgehalten und schlecht behandelt. Viele Flüchtlinge machen sich zu Fuß Richtung Österreich auf, und werden von der Polizei über Felder gescheucht. Und dann stellt eine Kamerafrau einem Flüchtenden ein Bein.
Das Video wird viral, die Kamerafrau letzendlich gefeuert und sie entschuldigt sich, sie sei in Panik geraten, als die Flüchtlinge auf sie zugestürmt seien.
#ilooklikeanengineer und #hackahairdryer
Internet, Technik und Frauen – immer wieder eine schwierige Kombination. Eine Softwareentwicklerin ist auf einem Plakat für eine Karrierewerbung in einem Technologieunternehmen zu sehen. Woraufhin Trolle finden, keine Frau, die in der Technik arbeitet, sieht so aus. Als Reaktion posten Frauen aus der Softwareentwicklung und dann auch der Wissenschaft unter dem Hashtag #ilooklikeanengineer Fotos von sich. Und kämpfen gegen sexistische Vorurteile an, wie Frauen in der Technik aussehen - oder auszusehen haben.
#ILookLikeAnEngineer because I am one. (In support of @isisAnchalee and diversity in tech: https://t.co/WkWlMd4fcL) pic.twitter.com/L3CgsVdWwE
— Michelle Glauser (@MichelleGlauser) 3. August 2015
Und dann hat IBM versucht, mehr Frauen in die Technik zu holen und hat sie mit einem Video aufgefordert, ihren Föhn zu hacken - also mehr oder weniger sinnfreie neue Tätigkeiten dafür zu finden. Mehr hat das Netz nicht gebraucht.
Here, @IBM. My lady brain came up with this for #HackAHairDryer. Kuhn would declare it paradigm shifting, surely. pic.twitter.com/QTfWwnFolB
— Jo Alabaster (@joalabaster) 7. Dezember 2015
Unter dem Hashtag #hackahairdryer haben sich kreative ProtestiererInnen ausgetobt. IBM hat die Kampagne mittlerweile zurückgezogen.
#merkelstreichelt
Bevor Angela Merkel Times-Person-Of-the-Year und Frau "Wir schaffen das" war, hatte sie auch so ihre eigenartigen Begegnungen mit Flüchtlingen. Genauer gesagt mit einem Flüchtlingsmädchen. Autsch. Und Vorlage für viele Memes:
#merkelstreichelt pic.twitter.com/ESLzMzI90W
— extra3 (@extra3) 16. Juli 2015
Neben den klassischen Shitstorms gibt es übrigens noch eine neue Kategorie:
Zu schnell gepostet bei der FPÖ
- Im Frühsommer eine Amokfahrt in Graz, Strache vermutet auf facebook eine religiös motivierte Tat - Posting überarbeitet!
- Höbart, Flüchtlinge, "Eine Seefahrt die ist lustig"-Text - gelöscht!
- Streikende Wiener Spitalsärzt_innen wehren sich gegen Verreinnahmungen von Strache und FPÖ – ihre Postings werden - gelöscht!
- Susanne Winter pflichtet auf Facebook einem antisemitischen Kommentar bei - gelöscht! Allerdings mit Konsequenzen: Winter wird aus der FPÖ ausgeschlossen.
- Gabalier ergreift nach einer Fernsehdiskussion Partei für Strache – gelöscht!