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Daniela Derntl

Diggin' Diversity

11. 12. 2015 - 11:42

Im Winterschlaf

Die Freiwilligen-Initiative #trainofhope ist nicht mehr am Hauptbahnhof. Es wird an einer Neuausrichtung gearbeitet. Heute nehmen die FlüchtlingshelferInnen den Menschenrechtspreis 2015 entgegen.

Refugees Welcome!

Flüchtlingsinitiativen auf FM4

In den letzten Monaten haben unzählige Freiwillige den Flüchtlingen in Österreich geholfen - jetzt baut eine Freiwilligen-Initiative ihre Zelte am Wiener Hauptbahnhof ab: Die Rede ist von "Train of Hope" - die ihre Station "vorläufig in den Winterschlaf" schickt. Das Lazarett wird heute als letztes abgebaut. Zelte, Regale, Spenden und vieles mehr wird für den nächsten Bedarfsfall eingelagert - heißt es auf der Facebook-Seite von „Train of Hope“.
Die Küche ist in die Flüchtlingsnotunterkunft im Ferry-Dusika-Stadion übersiedelt, die Kinderecke in die Notunterkunft im ehemaligen Finanzamt in der Schottenfeldgasse.

Refugees werden am Wiener Hauptbahnhof versorgt

FM4 / Alex Wagner

Das war der Hauptbahnhof im September

"Train of Hope" kann man auch weiterhin helfen. Die Initiative sucht Büro- und Lagerräume, um ihre Arbeit fortzusetzen. Und falls ihr weiterhin spenden und euch persönlich engagieren wollt - dann schaut auf die Facebook-Seite des "Helferlein-Netzwerks für Flüchtlingshilfe". Dort gibt's laufend Updates - wo was gebraucht wird.

Es gibt zwei Hauptgründe für das vorläufige Ende sagt die Pressesprecherin der Initiative, Martina Barwitzki im FM4 Interview:

Warum habt ihr euch zu diesem Schritt entschlossen, das Quartier im Hauptbahnhof aufzugeben?

Martina Barwitzki: Es haben sich die Routen geändert. Die Leute kommen über Spielfeld und gehen dann über Graz nach Salzburg. Das heißt Wien wird auf der Route mehr oder weniger ausgelassen. Der Bedarf hat sich damit mehr zu den Grundversorgungsstätten und den Notquartieren verlagert. Dazu kommt dass es kälter wird, die Hallen am Bahnhof sind nicht beheizt, es ist dort wirklich kalt. Wir müssen aus diesen beiden Gründen nicht die Stellung dort halten. Wichtiger ist, woanders zu helfen.

Flüchtlinge warten auf Kleidung

FM4/Lukas Lottersberger

Warten auf Kleidung am Wiener Hauptbahnhof

Du sagst jetzt kommen viel weniger Flüchtlinge. Wie ist da die Relation, von früher zu jetzt?

Am Hauptbahnhof hat es mit ein paar hundert angefangen. Zwischendurch waren wir dann bei Höchstzahlen zwischen 5.000 und 7.000 Menschen täglich. Dann ist diese Kurve wieder zurückgegangen von 7.500 Höchstzahl, auf hundert bis zweihundert am Tag.

Jetzt kommen ja am Bahnhof Salzburg z.B. noch immer sehr viele Menschen an. Ihr habt ja mittlerweile sehr viel Know-How gesammelt. Gebt ihr das an andere Initiativen weiter?

Wir versuchen gerade, uns stärker zu vernetzen. Es kamen immer wieder Anfragen von Freiwilligeninitiativen, von hier bis Kufstein. Die hatten genau diese Fragen, die wir uns selbst vor ein paar Monaten auch gestellt haben. Derzeit findet der Austausch nur in Einzelfällen statt, mit Best-Practise-Beispielen. Wir sind aber am überlegen, das ganze anhand eines Handbuchs anderen mitzuteilen. Und vielleicht Netzwerke über Wien hinaus aufzubauen und uns auch zu treffen. Vielleicht sogar zu itnernationalisieren. Da gibt es viele Richtungen in die wir weiterarbeiten können und wollen. Wie hören also nicht auf, es wird eine Neuausrichtung geben.

Ihr bekommt heute den Preis der Österreichischen Liga für Menschenrechte. Was bedeutet euch dieser Preis?

Der Preis ist an erster Stelle etwas fürs Herz. Wir sind sehr überwältigt, dass der an uns geht. Es ist einfach eine riesige Wertschätzung für alle, die geholfen haben.Wir nehmen den Preis natürlich für alle Freiwilligen entgegen, die ihre freie Zeit in den letzten Monaten für die Flüchtlingshilfe geopfert haben.

Was nimmst du für dich persönlich aus diesen letzten dreieinhalb Monaten der Arbeit von #trainofhope mit?

Es war schön zusehen, dass wir als Team zusammengewachsen sind. Die Zivilgesellschaft kann sich mobilisieren. Fürr mich war das wirklich das erste Mal, zu sehen, was wir gemeinsam schaffen können. Als Einzelperson hätte das niemand so auf die Beine stellen können. Das ist das schönste, was ich dort in den letzten dreieinhalb Monaten erlebt habe!