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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

4. 12. 2015 - 15:39

Refugee Companion Initiative

Die Flüchtlingskrise ist in vielen Fällen eine Kommunikationskrise. Eine ambitionierte Initiative der Donau-Uni Krems schlägt dazu einige Verbesserungen in fünf Modulen vor.

Wenn Flüchtlinge nach Österreich kommen, dann sind diese oft genauso ratlos wie die hiesigen Behörden. Obwohl man die Organisation für die ankommenden Flüchtlinge in den letzten Monaten mit tatkräftiger Unterstützung der Zivilbevölkerung und NGOs einigermaßen gut in den Griff bekommen hat, gibt es noch viele Möglichkeiten zur Nachbesserung. Das betrifft etwa erste Informationen bei der Ankunft in Österreich und die Kommunikation mit Behörden.

Die sogenannte "Refugee Companion Initiative" von der Donau-Uni Krems hat deshalb unter der Leitung von Alexander Pfeiffer ein ausführliches Konzept vorgelegt, das dazu einige Verbesserungen vorschlägt. Pfeiffer ist Leiter des Zentrums für Angewandte Spieleforschung an der Donau-Uni Krems. Spieleforscher/innen sind bekannt dafür, fächerübergreifend zu denken und gute Lösungsansätze zu bieten. Das Team hat ein modulares Konzept ausgearbeitet, das für Flüchtlinge eine Hilfe und Begleitung in fünf umfangreichen Schritten gewährleisten soll. Das beginnt bei der Ankunft in Österreich und geht bis hin zur sicheren Rückführung ins Heimatland. Grundsätzlich sollen die Behörden ebenso zielgerichtet unterstützt werden wie die Zufluchtssuchenden.

Von der Ankunft bis zur sicheren Rückführung

Die Probleme beginnen meist mit der Kommunikation an der Grenze: Wie geht es jetzt weiter, was ist der nächste Schritt? Kommen Busse oder bleiben wir über Nacht mal hier? Die "Refugee Companion Initiative" sieht dafür etwa ein spezielles Leitsystem vor, das klar nachvollziehbare Infos gezielt über Bildschirme bespielt werden soll.

Alexander Pfeiffer

Alexander Pfeiffer

Der nächste Schritt ist eine etwas unkonventionelle Form der Registrierung. Hier dient den Spieleforscher/innen ihr Wissen über Gamification: Eine semantische Spracherkennung soll Sprache und Sprachfärbung erkennen. Ein dazugehöriges Quiz über die angegebenen Daten (Heimatland, Stadt, usw.) soll die richtige Zuweisung und Identifikation dann noch untermauern. Ist damit dann quasi ein Profil des Flüchtlings erstellt, soll sie oder er eine digitale Signatur bekommen und damit Zugang zu einer speziellen App – eine Art Schweizer Messer, wie es Alexander Pfeiffer nennt.

Die App soll dann den Alltag des Flüchtlings verbessern, etwa mit Piktogrammen, wenn das Kleinkind einer Mutter krank ist und sie sich nicht über gesprochene Sprache verständigen kann. Wird Asyl gewährt oder ist zumindest ein Asylantrag erstellt worden, soll über die Companion App in weiterer Folge Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglicht werden. Dabei werden Ausbildungen und Skills der Asylwerbenden mit den Anforderungen potenzieller Arbeitgeber verknüpft. Das verdiente Geld soll dabei aber mittels Stiftungsbank und Barcode-Zahlsystem weitgehend im heimischen bzw. Europäischen Wirtschaftskreislauf bleiben.

Crowdfunding bis Mitte Jänner

Das Konzept der "Refugee Companion Initiative" ist ambitioniert, wirkt nur an manchen Stellen etwas nach vorauseilendem Gehorsam. Ob man den Flüchtlingen mit zu viel Überprüfung der Identität nicht auch einen Bärendienst erweisen könnte? Allerdings ist die jeweilige Umsetzung der einzelnen Module nicht vorgegeben, Behörden und NGOs können sich also aus dem Konzept herausnehmen, was sie brauchen und für sich anpassen. Bis Mitte Jänner läuft die Crowdfunding-Kampagne für eine erweiterte Ausarbeitung der Initiative.

"Das große Ziel mit dem Crowdfunding ist es, alle Punkte unseres Konzept im Detail auszuarbeiten, in Englisch und Französisch übersetzen zu lassen und in diesen drei Sprachen ins Netz zu stellen. Dort können Bürgerinnen und Bürger, Nerds verschiedener Berufsgruppen weiter daran arbeiten und dafür sorgen, dass wir als Zivilgesellschaft vielleicht sogar ein bisschen die Nase vorne haben vor jenen Dingen, die die Regierungen in Europa derzeit andenken."