Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Jedes Türchen ein Tierchen: #17 - Der Kakapo"

Lukas Lottersberger

Lukas Lottersberger

Lukas Lottersberger

Politik, Alltägliches und andere Kuriositäten.

17. 12. 2015 - 06:00

Jedes Türchen ein Tierchen: #17 - Der Kakapo

Ein stark vom Aussterben bedrohter, flugunfähiger Vogel aus Neuseeland, der manchmal vergisst, wie er sich fortpflanzen soll und nach Honig duftet.

FM4 Adventkalender

Jedes Türchen ein Tierchen! Alle unter fm4.orf.at/tierchen

Der flugunfähige Papagei mit seinem grünlich bis gelben Federkleid kann bis zu 60 Zentimeter groß, vier Kilo schwer und vermutlich über 100 Jahre alt werden. Der Vogel hat einen starken, charakteristischen Geruch, der an Honig und Blumen erinnern soll. Honig und Blumen, ist das zu fassen?

Kakapo

Wikimedia Commons/Mnolf

Am liebsten isst der Vogel die Beeren des Rimu-Baumes, die hoch in den Wipfeln der neuseeländischen Wälder wachsen. Für einen flugunfähigen Vogel nicht gerade der beste Ort. Doch die Beeren sind essentiell für die Fortpflanzung des Kakapos. Quasi Kakapo-Viagra. Der Kakapo klettert also in die Baumkronen, statt zu fliegen. Dabei stellt er sich nicht immer ganz geschickt an. Fällt er vom Baum, dämpft er seinen Sturz mit seinen zu kurz geratenen Flügeln gerade so ab, und versucht es weiter - so lange, bis es klappt.

Wenn ein männlicher Kakapo dann schließlich voll auf Rimu-Beeren ist, ist er ziemlich geil. So geil, dass er nicht nur Kakapo-Weibchen begattet, sondern auch Äste, zusammengerollte Pullover oder Kameramänner der BBC. Der Vogel hat im Laufe seiner Evolution offenbar nicht nur vergessen zu fliegen, sondern auch wie er sich fortpflanzen soll. Für den Fortbestand einer Art ist das nicht gerade förderlich.


Doch damit nicht genug. Ursprünglich war der Kakapo weit verbreitet in Neuseeland. Nachdem vom Menschen Marder, Katzen oder Hunden eingeschleppt wurden, hatten die Vögel plötzlich Feinde, aber keinen Fluchtinstinkt. Einzige Abwehrtaktik des Vogels: Nicht bewegen. Ergo: leichte Beute.

Im 19. Jahrhundert erkannten Forscher das und siedelten einige Kakapos auf kleinere Inseln um, wo der Kakapo keine Feinde zu fürchten hatte. Mit der Zeit sank das Interesse der Wissenschaft an dem Vogel. Anfang der 1970er-Jahre wusste man nicht einmal, wie viele Exemplare es überhaupt noch gibt. 1986 schätzte man die Population auf gerade einmal 26 Tiere.

Neue Fressfeinde, Flugunfähigkeit, kein Fluchtinstinkt, die schwierig zu erreichenden Früchte eines Baumes, die zur Fortpflanzung wichtig sind, Gleichgültigkeit bei der Wahl des Paarungspartners, Tollpatschigkeit beim Klettern: Es gäbe genug Gründe, warum der Kakapo schon längst ausgestorben sein könnte. Der Rückgang seiner Population ist dem Menschen geschuldet. Nun sind es wiederum Menschen, die den Bestand mittels Aufzucht und Beobachtung erhöhen wollen. 2009 zählte man erstmals seit Jahren wieder über 100 Tiere. Geht alles gut, bleibt uns der Kakapo also hoffentlich noch ein paar Jahre erhalten.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar