Erstellt am: 3. 12. 2015 - 10:50 Uhr
Star Wars: Die dunkle Seite der Games-Industrie
Kurz vor dem Start des siebenten “Star Wars”-Kinofilms ist auch das aktuelle Videogame erschienen. „Star Wars Battlefront“ spielt in der Zeit der originalen Filmtrilogie. Darth Vader lebt also noch, Han Solo und Prinzessin Leia sind noch jung, die erste Rebellion gegen das Galaktische Imperium hat gerade erst begonnen.
Das Spiel hat sich gleich nach dem Release eineinhalb Millionen mal verkauft. Die Kassen klingeln bei Disney und EA Games aber nicht nur aufgrund der hohen Verkaufszahlen, sondern vor allem wegen der häppchenweise Veröffentlichung des Spiels.
EA
Knapp 120 Euro soll man nämlich hinblättern, wenn man das komplette „Star Wars Battlefront“ will. Um den sonst üblichen Vollpreis von 60 Euro erhält man lediglich 12 der ingesamt 28 Maps. Die 16 übrigen Schauplätze kann man sich online dazukaufen. Handelte es sich bei solchem "Download Content" (DLC) vor wenigen Jahren üblicherweise um einen Nachschlag an zusätzlichen Inhalten, der Monate nach dem Release zu einem niedrigen Preis veröffentlicht wurde, so stand er im Fall von "Battlefront" schon bei Veröffentlichtung des eigentlich Spiels zur Verfügung. Dabei treibt das Geschäft mit dem Download Content in jüngster Zeit immer seltsamere Blüten. EA nennt die Zusatzinhalte (bzw. das Recht sie zu spielen) nämlich „Season Pass“ - und bietet im Fall von "Star Wars Battlefront" das Grundspiel plus "Season Pass" auch gleich als „Ultimate Edition" an - eben um besagte 120 Euro.
Viele Spieler sagen sich wohl: Ich muss mir die Erweiterung ja nicht kaufen. Aber: „Star Wars Battlefront“ ist kein Singleplayer-Spiel, es hat keinen Story-Mode, keine Geschichte die man alleine spielen kann – es handelt sich um einen Multiplayer-Shooter. Kaufen sich Freunde den "Season Pass" bzw. die "Ultimate Edition", während man selbst „nur“ die normale Version des Spiels hat, dann hat man eben Pech und kann auf 16 von 28 Maps nicht mitspielen.
Schön anzusehen
Das Geschehen von "Star Wars Battlefront" spielt sich auf Planetenoberflächen ab. Beworben werden die Multiplayer-Kämpfe mit dem eher dümmlichen Satz "Erlebe die Schlachten deiner Träume." Es handelt sich dabei im Wesentlichen um Shooter-Action á la Battlefield, Destiny, Halo etc.
Einige der Szenarien machen Spaß, etwa wenn man die berühmten Walkers des Imperiums sabotieren muss. Die Grafik der Kampfarenen ist hübsch gestaltet. Es handelt sich dabei um bekannte Schauplätze der bisherigen Kinofilme: Man rennt im Wald von Endor herum, in der Schnee-und Eislandschaft von Hoth oder in der Wüste von Tatooine. Gelegentlich darf man auch einen Tie-Fighter oder X-Wing steuern - allerdings nicht im Weltraum, sondern bei Flügen durch Schluchten und über Hügel.
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Ausgesprochen peinlich sind hingegen die Auftritte bekannter Star Wars Charaktere. Han Solo sieht aus wie eine Wachsfigur, stellt sich breitbeinig aufs Schlachtfeld, ruft hölzern "the things I'll do for that princess" und zieht dann seinen Blaster wie in einem schlechten C-Movie. Die Drohungen des Imperators gegen die Rebellion wirken nicht furchteinflößend, sondern unfreiwillig komisch.
Vor allem aber zeigt „Star Wars Battlefront“ wie kaum ein anderes Spiel des heurigen Jahres, was in der Games-Industrie im Jahr 2015 falsch läuft: Einmal mehr wird ein großer Name gemolken, doch spielerische Innovationen bleiben aus und eine relevante Geschichte wird nicht erzählt. Es gibt ein halbes Spiel zum vollen Preis und den Rest gleich zum Veröffentlichungstermin als Zusatzinhalt mit Buzzwords wie „Season Pass“ und „Ultimate Edition“. 120 Euro für einen durchschnittlichen Onlineshooter, nur weil „Star Wars“ draufsteht? Nein danke. Weltraumfans seien stattdessen diese beiden hervorragenden Indiegames empfohlen: Elite Dangerous von David Braben, dem Urvater des Space-Sim-Genres, und StarMade, eine Voxel-Sandbox mit Raumschiffen zum Selbermachen.