Erstellt am: 30. 11. 2015 - 19:07 Uhr
Movies so nice, you wanna see them twice
Es war einmal ein Film namens "Gordy", der im Mai 1995 in die Kinos kam. Darin ging es um ein kleines, süßes Schweinchen, das Sprechen konnte und allerhand Abenteuer erlebte. Auch im Jahr 1995, drei Monate später genau genommen, erschien der Film "Ein Schweinchen namens Babe". Der Hauptdarsteller davon war – Überraschung! – ein sprechendes Schweinchen, das auch auf Abenteuer gehen durfte.
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Touchstone Pictures
Drei Jahre später, im Jahr 1998, erschien dann der Hollywood-Blockbuster "Armageddon". Darin bedrohte ein Komet die Erde und drohte die Menschheit zu vernichten, die dann wiederum diesen zerstören musste. Auch im Jahr 1998 kam "Deep Impact" in die Kinos. Darin ging es auch um einen Kometen, der auch fast die Erde zerstörte und auch von der Menschheit bezwungen werden musste.
Filme, die irgendwie gleich sind und in etwa zur selben Zeit veröffentlicht werden, sind so zahlreich, dass es dafür mittlerweile auch einen Namen gibt: Twin Films, lautet der, also Zwillingsfilme. Woher diese seltsame Erscheinung in der Filmwelt kommt, ist dabei gar nicht so einfach zu erklären. Ist das alles nur Zufall? Geplantes Kalkül der Filmindustrie? Tatsächlich ist das von Film zu Film unterschiedlich. Manchmal gibt es einfach kulturelle Trends, die so stark sind, dass mehrere Skripts davon inspiriert werden. Ein Beispiel ist das Großwerden von Reality-TV und die Filmstarts von "Truman Show" und "Ed TV", die beide das Thema auf ihre eigene Weise behandeln. Manchmal sind die Hintergründe aber auch vielschichtiger, zum Beispiel anhand der Animationsfilme "Antz" und "A Bug’s Life".
Die beiden Filme, die knapp hintereinander im Oktober und November 1998 veröffentlicht wurden, gelten als zwei der bekanntesten Exemplare der Zwillingsfilme – nicht zuletzt weil sie mehr repräsentieren, als einfach nur zwei ähnliche Filme. Angespornt vom Erfolg des 1995er Family Movies "Toy Story" war die Erwartungshaltung der Filmindustrie in Richtung 3D-Animation besonders hoch – ein computeranimiertes Familienabenteuer in der Insektenwelt galt dabei als logischer nächster Schritt.
Walt Disney Pictures
Neben Disneys Animationsstudio Pixar waren es auch vor allem die von Steven Spielberg gegründeten DreamWorks Studios, die die Zukunftschancen des Animationsfilms erkannten. Während Disney also an "A Bug’s Life" arbeitete, tat das DreamWorks gleichzeitig mit "Antz" – hier ging es vor allem um den Wettlauf, welcher der beiden Filme zuerst auf den Markt kommen und damit als das "Original" gelten würde. Letzten Endes schaffte "Antz" das Wettrennen für sich zu entscheiden, der größere kommerzielle Erfolg wurde aber "A Bugs Life". Was übrig blieb war eine relativ gut dokumentierte öffentliche Fehde zwischen Disney und DreamWorks und eine ganze Reihe von Twin Films: "Finding Nemo" und "Shark Tale", "Madagascar" und "The Wild".
Auch wenn das einfache Erscheinen von besonders ähnlichen Filmen natürlich nicht zwingend bedeutet, dass sich Filmunternehmen gegenseitig ausspionieren – oft kann es auch tatsächlich Zufall sein, dass mehrere Studios gleichzeitig an derselben Idee arbeiten – Twin Films können repräsentativ für die grundsätzliche Ausrichtung der Filmindustrie gesehen werden: Aus aktuellen Trends massentaugliche Ideen zu bilden, die dann ein größtmögliches Publikum erreichen sollen. In den letzten Jahren war das zum Beispiel nach dem Erfolg von "The Dark Knight" anhand der düsteren Neuausrichtung einer Vielzahl von Superheldenfilmen – wie dem Superman-Reboot "Man of Steel" - zu sehen.
Der neueste Trend? Die Entstehungsgeschichte klassischer mythischer Kreaturen und Monster: Nach "I, Frankenstein", "Victor Frankenstein" und "Dracula Untold" erzählt in Kürze "In the Heart of the Sea" eine weitere Origin Story – die von Moby Dick nämlich.