Erstellt am: 19. 11. 2015 - 16:54 Uhr
Bianca Casady & The C.i.A.
Bianca Casady spricht ruhig und bedacht, und wenn sie durchs Funkhaus geht, drehen sich alle Köpfe nach ihr um. In ihrer Gegenwart wird man immer selbst ganz still und vorsichtig und hat fast das Gefühl, Dummheiten und Trivialitäten könnten ihr körperlichen Schmerz zufügen. Dabei ist in der Musik von CocoRosie ebenso wie in den Songs von Biancas neuem Soloprojekt jede Menge Platz für Kindereien und guten Quatsch, aber dort hat er immer auch einen tieferen Sinn und ernsten Hintergrund.
Dass Casady gerade solo tourt, obwohl erst vor wenigen Wochen das letzte CocoRosie-Album erschienen ist, hat sich eher zufällig ergeben, denn der Hauptfokus lag bereits seit längerer Zeit auf ihrer Solo-Arbeit. "Es geht um die zweideutige Präsenz von Männern in schwarzen Anzügen, die geheime Operationen vornehmen. Ich verhandle dabei eine gewisse Atmosphäre der Paranoia", erklärt Casady den Namen ihrer Band, The C.i.A., bei ihrem Studiobesuch bei Natalie Brunner. Die bekannte Abkürzung "Central Intelligence Agency" sei also durchaus wörtlich zu nehmen.
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Das Augenzwinkern, das aber ebenso auch völlig unironische Rückeroberung einer feministisch-emanzipatorischen Pose sein kann, folgt bereits im nächsten Satz: "Außerdem gefällt es mir, dass die Menschen auf der Bühne von mir angeheuert wurden, um zu arbeiten. Auch wenn es gar nicht so einfach ist, sie dazu zu kriegen, ihre Kostüme zu tragen und meine Anweisungen auszuführen."
Bei der Bianca Casady & The C.i.A.-Show, die heute Abend im Brut in Wien im Rahmen der The Ineffable Me-Konzertreihe zur Aufführung kommt, hat Casady außerdem den Tänzer Biño Sauitzvy und den Visualisten J.M.Ruellan mit dabei. Bild und Tanz schaffen dabei eine physischere und somit greifbarere Ebene für die Zuseher, während sich Bianca in der Live-Umsetzung eher im Schatten hält.
Das Thema der traurigen Figuren, die gerade dabei sind, sich aus einer Knechtschaft oder einer anderen nicht selbst verschuldeten schlimmen Situation zu befreien, kennt man bereits aus früheren CocoRosie-Arbeiten wie der Graswitwe vom letzten Album "Tales Of A Grass Widow". Auch auf "Oscar Hocks", dem im Jänner erscheinenden Solowerk von Bianca Casady, nehmen solche Außenseiter oder "harmless monsters" wieder eine zentrale Rolle ein, ebenso wie ihre abstrakte Sicht auf eine Art körperlosen Feminismus, in der die weibliche Sicht auf weibliche Figuren durch einen männlichen Tänzer dargestellt wird. Die Linse der früheren "Freak Show"-Ästhetiken wird bei ihr zu einem "Porno Theater", das seine ProtagonistInnen nicht erotisiert, sondern begehrenswert und sinnlich macht.
The Ineffable Me:
Drei Tage fantastische Konzerte fantastischer Künstlerinnen im Brut Wien. Heute mit Bianca Casady, morgen dann mit Gazelle Twin, übermorgen Mirel Wagner.
Man wird sich auch diesmal wieder völlig auf die fabelhafte Welt der Bianca Casady einlassen müssen, um darin aufgehen zu können, aber man wird wie immer reich belohnt werden.