Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Popfest 2016!"

Susi Ondrušová

Preview / Review

18. 11. 2015 - 10:57

Popfest 2016!

Das KuratorInnen-Team steht fest: Der Musikjournalist Gerhard Stöger und die Musikerin Ankathie Koi kuratieren das Popfest 2016.

Über 60.000 BesucherInnen haben heuer das Popfest rund um den Wiener Karlsplatz besucht, wo 61 Acts aus Österreich, verteilt auf vier Tage und acht Bühnen gespielt haben.

Popfest 2015

So wars im Juli 2015: Mit 5/8erl in Ehr'n feat. Fiva und Dorian Concept, Fijuka, Clara Luzia, Mile Me Deaf, Crack Ignaz, UMA und vielen mehr

2016 wird die siebte Ausgabe des Gratis-Musik-Festivals stattfinden, von 28. bis 31. Juli, wie immer rund um den Wiener Karlsplatz.

Kuratiert wird das kommende Popfest von zwei Menschen, die das Event sehr gut kennen: Ankathie Koi ist heuer mit ihrer Band Fijuka auf der Seebühne aufgetreten, der Musikjournalist Gerhard Stöger (Falter, Datum) hat auf dem "Sind Wir Helden?"-Panel über die österreichische Musikszene mitdiskutiert. Sie folgen Stefan Trischler und Electric Indigo nach, die für die letzte Ausgabe verantwortlich waren, kuratiert haben das Popfest bisher auch schon Robert Rotifer, Patrick Pulsinger, Violetta Parisini und Wolfgang Schlögl.

Popfest 2016 / Gerhard Stöger und Ankathie Koi

Johannes Sawerthal

Gerhard Stöger und Ankathie Koi.

Radio-Tipp

Die beiden KuratorInnen sind heute in FM4 Connected zu Gast und werden erste Einblicke in ihre Pläne für die 2016-Ausgabe bekanntgeben.

Wir haben die beiden Neo-KuratorInnen zum Interview getroffen und mit ihnen über das Popfest, die Herausforderungen für 2016 und das Ende des Fijuka-Konzerts auf der Seebühne gesprochen.

Ankathie Koi war letztes Jahr als Künstlerin beim Popfest, hat mit ihrer Band Fijuka auf der Seebühne gespielt. Ihr ist das Popfest als sehr heiß und emotional in Erinnerung: Während des Konzert gab es die""größten lebende Windmaschine" als Vorbote auf ein Unwetter, das erst mit Ende des Konzerts begonnen hat. Fijuka haben zum Abschluss "I'm On Fire" von Bruce Springsteen gecovert, als Lied ausklang, sind die ersten Tropfen gefallen.

Für Gerhard Stöger ist das Ende des Konzertes einer der ganz großen Popfest-Momente: "Gerade das Fijuka-Konzert ist ein gutes Beispiel dafür, was das Popfest leisten kann. Fijuka hat man vorher schon gekannt, man wusste, die machen eine zweite Platte. Es ist aber nicht der große Act der tausend Besucher, Besucherinnen anlockt. Und beim Popfest seid ihr am Samstag als Headliner auf der großen Seebühne gestanden und habt Tausende begeistert. Das war als Besucher und professioneller Beobachter ein schöner Moment, der gezeigt hat, was dieses Popfest leisten kann."

Was ist das Popfest, was soll es leisten?

Gerhard Stöger hat im Juli bei einem Panel beim Popfest, in dem es um die Entwicklung österreichischer Popmusik ging, kritische Worte zum Popfest gefunden, als er meinte, dass sich "das Popfest Gedanken machen muss, wofür es stehen soll, weil Wien als die Popstadt gilt, dann aber eine Menge Bands, die dafür stehen, nicht stattfinden."

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Wanda und Bilderbuch, die beiden derzeit größten österreichischen Pop-Bands haben noch nie am Popfest gespielt, was Stöger als Versäumnis empfindet und auch als Problem: "Man weiß nicht genau: Soll das Popfest so etwas wie eine Jahresbesten-Schau sein? Eine Leistungsschau? Eine Newcomer-Parade? Was genau ist die Aufgabe vom Popfest? Es wurde jetzt so definiert, dass es wechselnde Kuratoren, Kuratorinnen bzw Teams gibt, in denen ein bis zwei Menschen im Prinzip freie Hand haben. Die Aufgabe ist 'Zeig deinen Blick auf interessante österreichische oder Wiener Popkultur'. Dann gehen aber wieder diverse Fragen los. Man hat Wünsche, Vorstellungen, Ideen, man muss die aber mit sachlichen Zwängen unter einen Hut bringen. Das heißt: man hat viele Wünsche aber nur sehr eingeschränkte finanzielle Mittel."

Wien, Wanda, Bilderbuch

"Ein anderes Ding ist, und das wird für uns eine große Herausforderung: Wien ist zur Zeit die Popstadt im deutschsprachigen Raum. Gerade gab es das Zeitmagazin-Cover, Maurice, Marco, Stefanie Sargnagl und Co finden auf allen Kanälen statt, und das völlig zu Recht. Man muss aber dazusagen, gerade diese Bands haben das Popfest links überholt, die sind viel größer als das Popfest: Wanda werden nächstes Jahr die Stadthalle füllen, Bilderbuch sind Festivalheadliner. Es ginge gar nicht mehr, dass sie am Popfest spielen. Finanzielle und vertragliche Gründe sind nur zwei davon, sicherheitspolitische sind ein dritter. Der Karlsplatz wäre zu klein für ein Gratiskonzert von Bilderbuch und Wanda. Mit Bilderbuch und Wanda kann man das Happelstadion füllen, wenn man sagt sie spielen gratis. Für mich ist es klar: das Popfest soll möglichst viel zeitgenössische Popmusik abbilden. Das Spektrum dieser zeitgenössischen Popmusik ist wahnsinnig breit, das reicht von Bands, die an der Spitze der Verkaufshitparade landen bis zu Bands, die Vinylplatten in einer Auflage von 300 Stück machen und diese 300 Stück nicht verkaufen." meint Gerhard Stöger.

Wer wird eingeladen?

Es ist Gratwanderung, ein Line-Up zu finden, das aus größeren Bands besteht, die ihr Publikum schon haben und weiteren Bands, "die man noch nicht so kennt und damit dem Publikum die Chance zu geben, etwas zu entdecken". sagt Ankathie Koi über die Aufgabe, vor der die beiden nun stehen. Es gibt für die 2016-er Ausgabe auch Überlegungen pophistorischer Art, nächstes Jahr steht ein besonderes Jubiläum an: 1986 hat Falco mit "Rock Me Amadeus" die US-Charts gestürmt. "Vielleicht fällt uns irgendetwas ein, wie man diesen historischen Moment einfangen und in die Gegenwart transportieren kann", meint Gerhard Stöger, und: "man muss da natürlich vorsichtig sein. Ich will nicht mit einer Legendenparade anfangen oder als Wien-Pop-Pädagoge auftreten, aber ich habe schon zwei, drei Ideen".

Seit letztem Jahr gibt es ein weiteres Gratis-Festival in Wien, das den Schwerpunkt auf österreichische Musik legt, aber eher elektronisch: das Electric Spring Festival. Es wird auch 2016 wieder stattfinden, wieder im Frühjahr im Museumsquartier. Das KuratorInnen-Duo möchte mit dem Festival in Austausch treten, und möchte versuchen, "ein stückweit gemeinsam zu definieren, welches Festival wofür stehen kann“.

Eventuell heißt das, dass der Elektronik_Anteil ein bisschen reduziert wird, aber "auf gar keinen Fall möchte man ein reines Singer-Songwriter-Indiepop-Festival".

Welche Bands auf der 100 Namen umfassenden "ersten" Wunsch/Brainstorming-Liste stehen, verraten die beiden noch nicht. Im Jänner werden die ersten Namen bekanntgegeben. Es wurden schon viele Mails geschrieben, ein Kaffeehaus als Treffpunkt ihrer gemeinsamen Arbeit haben die beiden auch schon auserkoren. Die Feldforschungsarbeit fängt jetzt an: "Es werden jetzt erstmals gemeinsam Konzerte besucht werden!"

Wir wünschen den beiden viel Erfolg und freuen uns auf das Popfest 2016!