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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

17. 11. 2015 - 10:00

The daily Blumenau. Tuesday Edition, 17-11-15.

Die U21 des ÖFB vor dem Entscheidungsspiel in Deutschland: gefühlte Stärke auf einer höchst brüchigen Basis.

The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.

Der aktuelle U21-Kader:

Tor: Daniel Bachmann (Bury/Stoke/ENG), Markus Kuster (Mattersburg), Ivan Lucic (Bayern München/D); Auf Abruf: Osman Hadzikic (Austria).

Abwehr: Phillipp Mwene (VfB Stuttgart/D), Lukas Jäger (Altach), Christian Schoissengeyr (Sturm), Lukas Gugganig (FSV Frankfurt/D), Philipp Lienhart (Real Madrid/ SPA), Christoph Martschinko (Austria/ Hoffenheim/D), Philipp Posch (Admira). Für den verletzten Patrick Wessely rückt David Stec (St. Pölten) nach. Auf Abruf: David Domej (Hajduk Split/CRO), Daniel Rosenbichler (Wacker Innsbruck), Ylli Sallahi (Karlsruher SC/D).

Mittelfeld: Dominik Wydra (Paderborn/D), Alessandro Schöpf (Nürnberg/D), Sebastian Wimmer (VfL Wolfsburg/D), Tarkan Serbest (Austria), Martin Rasner (Grödig), Andreas Gruber (Sturm), Nikola Dovedan (LASK), Markus Blutsch (Admira). Für den verletzten Louis Schaub (Rapid) rückt Sascha Horvath (Sturm) nach. Nachnominiert: Valentino Lazaro (RB Salzburg). Auf Abruf: Sandro Djuric, Roman Kerschbaum (Grödig), Christoph Rabitsch (Wolfsberger AC), Florian Sittsam (Wr. Neustadt), Bernhard Luxbacher (FAC/Austria), Thomas Murg (Ried).

Sturm: Kevin Friesenbichler (Austria), Michael Gregoritsch (Hamburger SV/D). Für den verletzten Florian Grillitsch (Werder Bremen/D) rückt Marko Kvasina (Austria) nach. Auf Abruf: Bernd Gschweidl (Grödig), Jakob Kreuzer (Ried/Gurten), Daniel Maderner (Wr. Neustadt).

Beim A-Team: Marcel Sabitzer (RB Leipzig/D)
Verletzt: Christian Gartner (Düsseldorf/D), Sinan Bytyqi (Manchester City/ENG). Sowie Patrick Puchegger (Bayern München/D), Christian Derflinger (Grödig), Daniel Ripic (VfB Stuttgart/D).

Out: Alexander Schlager (Grödig), Tino Casali (Austria), Johannes Kreidl (HSV/D), Reuf Durakovic (Ried), Raphael Sallinger (Kaiserslautern/D), Lucas Bundschuh (Freiburg/D), Sebastian Gessl (KSC/D), Andreas Leitner (A. Klagenfurt); Dominik Baumgartner (Grödig), Philipp Wiesinger, Alexander Joppich, Mathias Honsak (Liefering), Michael Lercher (W. Innsbruck), Francesco Lovric (VfB Stuttgart/D), Erman Bevab (Rudar Velenje/SLO), Stefan Bergmeister (Nürnberg/D), Gerald Nutz (Kapfenberg), Sven Sprangler (Mattersburg), Lukas Tursch (Austria Lustenau), Stefan Schwendinger (Austria Klagenfurt), Matthias Brandner (RB Salzburg), Markus Maier (Admira), Marc-Andre Schmerböck (Sturm), Peter Michorl, Felipe Dorta (LASK), Jonathan Scherzer (Augsburg/D), Daniel Geissler (Schalke/D), Marvin Egho (Admira), Tomasz Zajac (Korona Kielce/POL), Adel Halilovic (Slaven Belupo/CRO), Adrian Grbic (VfB Stuttgart/D), Luka Sliskovic (Luzern/SUI), Alexander Frank (Austria/FAC), Valentin Grubeck (A. Salzburg)…

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Finnlands U21, Coach Tommi Kautonen.

Tor: Otso Virtanen (IFK Mariehamn), Carljohan Eriksson (Helsinki IFK).

Abwehr: Dani Hatakka (Kuopio PS), Nicholas Hämäläinen (Queen’s Park Rangers/ENG), Daniel O’Shaughnessy (Brentford/ENG), Sauli Väisänen (AIK Solna/ SWE), Nnaemeka Anyamele (Helsinki IFK), Roni Peiponen (HJK Helsinki).

Mittelfeld: Armend Kabashi (Eintr. Braunschweig/D), Moshtagh Yaghoubi (Rovaniemi PS), Glen Kamara (Arsenal/ENG), Matej Hradecky (Turun PS), Matti Klinga (HJK Helsinki), Simon Skrabb (Åtvidabergs/SWE), Fredrik Lassas (Helsinki IFK), Richard Jensen (Twente/ NED).

Angriff: Youness Rahimi (Helsinki IFK), Pyry Soiri (Vaasa PS), Vahid Hambo (Brighton/ENG), Joel Pohjanpalo (Fortuna Düsseldorf/D).

Verletzt ist Joel Mero (Mönchengladbach/D), nicht dabei A-Teamspieler Jere Uronen (Helsingborg/ SWE), außerdem Hampus Holmgren (Åtvidabergs/ SWE), Eero Tamminen, Jerry Voutilainen (Vaasa PS), Matias Ojala (AC Oulu), Robert Taylor (JJK), Jere Aallikko (Nottoden/ NOR), Kimmo Hovi (Portugalete/SPA) uam...

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Die DFB-U21 von Horst Hrubesch für die EM-Qualifikationsspiele gegen Österreich in Fürth (17. 11.)

Tor: Odisseas Vlachodimos (VfB Stuttgart), 12 Timon Wellenreuther (Mallorca/ SPA), 23 Jannik Huth (Mainz).

Abwehr: Jeremy Toljan, 5 Niklas Süle (Hoffenheim), 16 Kevin Akpoguma (Hoffenheim/Fortuna Düsseldorf), 4 Jonathan Tah (Leverkusen), 3 Mitchell Weiser (Hertha)

Mittelfeld & Angriff: 6 Julian Weigl (Dortmund), 21 Maximilian Arnold (Wolfsburg), 17 Joshua Kimmich (Bayern), 10 Marc Stendera (Eintracht Frankfurt), 18 Janik Haberer (Hoffenheim/ Bochum), 11 Julian Brandt (Leverkusen), 22 Serge Gnabry (West Bromwich/ ENG), 8 Leon Goretzka (K), 7 Max Meyer, 19 Leroy Sané (alle Schalke 04), 9 Davie Selke (RB Leipzig), 15 Timo Werner (VfB Stuttgart)

Beim A-Team sind Emre Can (Liverpool/ENG) und Matthias Ginter (Borussia Dortmund).

Diesmal nicht dabei: Lukas Klostermann (RB Leipzig), Yannick Gerhardt (Köln), Malcolm Cacutalua (Bochum), Niklas Stark (Hertha) und Uwe Seelers Enkel Levin Öztunali (Werder).

Out: Koray Günter (Galatasaray/TUR), Dominik Kohr (Augsburg), Samed Yesil (Luzern/SUI), Levent Aycicek (Werder), Timo Baumgartl (VfB Stuttgart), Gianluca Gaudino (Bayern), Rani Khedira (RB Leipzig), Benno Schmitz (RB Salzburg/A) und Thomas Dähne (HJK Helsinki/FIN). Donis Avdijaj (Sturm Graz/A, bald wieder Schalke) entscheidet demnächst ob er für Albanien die Euro spielt.

#fußballjournal15

Das wirklich wichtige Spiel von heute ist nicht der freundschaftliche und von nachbarschaftlichen Nettigkeiten sowie der Befindlichkeit des Teamchefs überlagerte Testlauf der A-Nationalmannschaft gegen die Schweiz.

Die wirkliche Herausforderung findet in Franken statt, genauer in Fürth, wo Deutschlands U21 auf die von Österreich trifft. Denn nur dort geht es um die Wurst.

Die Ausgangsposition ist hervorragend...

Nach der historischen, erstmaligen sportlichen Qualifikation für eine Fußball-Europameisterschaft kann heute um 18 Uhr der Grundstein für eine weitere Premiere gelegt werden: erstmals könnte sich eine österreichische Unter21-Mannschaft (Jahrgang 94 und jünger) für eine EM-Endrunde qualifizieren. Dazu ist entweder der Sieg in einer der 9 Gruppen oder ein punktereicher 2. Platz (nur die Top 4 der Gruppenzweiten kommen in ein Playoff) nötig.

In Gruppe 7 hat Österreich auswärts Azerbeidjan und daheim Russland, die Färöer und zuletzt Finnland bereits je einmal besiegt. Jetzt wartet (Dienstag 18 Uhr in Fürth) Gruppen-Favorit Deutschland. Beide Mannschaften haben (ebenso wie sonst nur Portugal und Kroatien) clean sheets, also bislang keine Punkte abgegeben. Die Ausgangsposition ist also exzellent.

Nach einem schlimmen Start, bei dem die Mannschaft in einer wenig druckvollen 6-0-4-Grundformation agierte, und recht holpriger Entwicklung im Herbst 2014 spielt sich das Team im Frühjahr zusammen und startet im Herbst 2015 eine hocheffektive und partiell eindrucksvolle Quali-Campaign.

Der Vergleich mit dem A-Team liegt auf der Hand: ein guter Teamgeist, viele Legionäre bzw Bundesliga-Stammspieler und ein neues Selbstbewusstsein impfen der U21 ein hierzulande strukturell unbekanntes Sieger-Gen ein. Nach dem vierten Sieg hintereinander war von sensationeller Stärke die Rede, man ortet mehr als bloßen Respekt beim deutschen Gegner (der Jungstar Leroy Sané aus dem A-Team bekam und Julian Weigl fitspritzt um gewappnet zu sein). Und selbstverständlich ist einiges möglich.

aber: die aktuelle Euphorie übertüncht ein Substanz-Problem

Nur, und das zeigte ein Stadion-Besuch beim Finnland-Match am Freitag-Abend leider eindrücklich: die Basis, auf der die U21-agiert, ist dünn und brüchig. Denn im Gegensatz zum A-Team fehlen strategische Planung und taktische Fertigkeit. Auch weil Trainer Werner Gregoritsch eben nicht einmal ansatzweise Marcel Koller, sondern in jeder Hinsicht älteste Schule ist.

Vielleicht ist es die TV-Perspektive, die einiges verzerrt, aber ich hatte das schon für überwunden gehalten. Nur: auf dem Platz (im schütter gefüllten Austria-Stadion) feierte die eigentlich schon ausgemerzten Erstarrung, in der sich Gregoritsch' Abwehr noch vor einem Jahr gefiel, fröhliche Urständ.

Was das Finnland-Spiel an Schwächen offenbarte

Wenn sich Rechtsverteidiger Mwene, dessen Flankenläufe erst das dringend benötigte Führungstor einbrachten, mit vorwagte, kippte nicht nur einer der Sechser zwischen die Innenverteidigung ab, es orientierte sich auch der zweite Sechser nach hinten. Weshalb dann fünf Abwehrspieler zwei finnische Angreifer bewachten, während sich vorne fünf Offensive mit zwei Viererketten abmühen müssten.

Die Perversion dieses Gregoritsch-Systems zeigte sich nach einem Ausschluss beim Gegner (57. Gelb/Rot für Yacoubi), der auf 4-4-1 umstellte, was nichts an der 5er-Deckung (fünf Österreicher eskortieren einen Finnen...) änderte. Besonders absurd, wenn Linksverteidiger Martschinko dann eifrig minutenlang den völlig leeren Raum bewachte.

Das ist auch insofern völlig absurd, da die Abwehrakteure bei ihren Vereinen (in Stuttgart, Frankfurt oder Madrid) problemlos taktisch deutlich anspruchsvollere Aufgaben erfüllen können - kaum zwängt sie Gregoritsch in sein altbackenes taktisches Korsett, werden sie zu zappeligen Unsicherheitsfaktoren.

Um hier (dringend nötige) eigenständige Entscheidungen zu treffen, fehlt der U21 einerseits die Reife, andererseits ist sie von Drillmeister Gregoritsch auch so erzogen. Dem Coach selber fehlt während des Spiels jeder Blick für Flexibiliät und Veränderungspotential. Er hat viel zu viel damit zu tun, jede Aktion lautstark zu kommentieren, unverständliches Zeug ins Feld reinzurufen, Spieler damit und mit heftigem Gewinke abzulenken; oder er erklärt der stummen Bank, also den Ersatzspielern, wie er es jetzt besser gemacht hätte, in einer nicht einmal Hilfsschülern gegenüber angebrachten Diktion - es sind 90 Minuten schlimmstes Fremdschämen, wenn man hinter der Betreuerbank sitzt.

Alte Schule, Frontalunterricht, strategische Schwächen...

Die Uneigenständigkeit ließ sich auch erkennen, als der Coach nach einem Blick auf die Uhr seinen Außenspieler Gruber und Dovedan eine Rochade befahl, und die beiden dann (recht sinn- und folgenfrei) die Seiten wechselten. Das alles ist ein echtes Anti-Koller-System, autoritärer Dirigismus, altbackener Frontalunterricht ersetzen da verständnisförderndes Mitspracherecht und respektablen Umgang.

Gregoritschs einzige Handlung: eine personelle Umstellung innerhalb seines 4-2-3-1-Systems (das, ganz wie bei Koller dank des flexiblen Junuzovic auch als 4-3-3 oder 4-4-2 zu lesen ist), wobei der offensive Gregoritsch die Schaltstellen-Rolle druckvoller ausübte als Alessandro Schöpf davor - der wiederum auf der Seite deutlich mehr bewegte als Dovedan davor. Dass der LASK-Spieler und auch Tarkan Serbest schon zur Halbzeit austauschreif waren, korrigierte Gregoritsch erst nach 15 bzw. 20 Minuten (da ist er - ganz wie Koller - halt auch ein Zögerlicher). Beim Stand von 0:0 einen vorsichtigen Sechser durch einen noch Vorsichtigeren (Jäger) zu ersetzen, belegt diese Ängstlichkeit nur.

Uneigenständigkeit, Ängstlichkeit und Fremdgeschäme

Letztlich war es einer der vielen Läufe über die rechte Seite, die mit Mwene und Gruber (vor allem in Halbzeit 1) bzw Schöpf (ab Minute 65) die größte Kraft am Feld hatte, und einem Crouchmäßigen Kopfball von Sohn Gregoritsch. Der im übrigen auch dadurch auffiel, dass er Mitspielern (wenig sinnvolle) Anweisungen gab, als wäre er der Co-Trainer. Das ist halt der Nachteil, wenn ein Verband kein Problem bei verwandtschaftlichen Unvereinbarkeiten sieht. Andererseits: im absoluten Gefühl der Sicherheit sitzen dann eben auch die Kopfbälle, die sonst übers Tor gehen.

Andere Problemzonen neben der erstarrten Abwehr: nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Bytyqi, Lazaro, Schaub und Grillitsch und den Oberschenkel-Problemen, die Michael Gregoritsch aus der Startelf brachten, hat Werner Gregoritsch zu wenige offensive Flügelspieler im Kader - auf der Bank gab es keine Option. Und wegen des Komplettausfalls der linken Seite wäre es dringend nötig gewesen, hier schneller und besser zu reagieren. Ein Fehler der durch die Nachnominierung des gar nicht auf Abruf (wozu es diese Listen gibt?) nominierten und wohl endlich wieder fitten Tino Lazaro (zu spät) erkannt und behoben wurde.

Umsichtiges Coaching sieht anders aus.

Am Freitag Abend etwa war es dem finnischen Coach Kautonen vorbehalten zu zeigen was möglich ist: nämlich mit einem einzigen Handgriff ein System und so eine Spielanlage so zu ändern (von einem 4-4-1 auf ein mutiges 2-4-3), dass die zehn Minuten vor dem erlösenden 2:0 durchaus noch eine Zitterpartie für die ÖFB-Junioren wurden. Dienstag, 18 Uhr, live auf Eurosport zu sehen.

Es gibt ja eigentlich nichts Richtiges im Falschen.

Dass es gegen Deutschland trotzdem zu einem Augenhöhe-Duell reichen könnte, hat mit der (bereits vorhandenen und auch auslebbaren) individuellen Klasse einzelner U21-Akteure zu tun, mit dem zwischenzeitlich durch die Resultate gewonnenem Selbstvertrauen und mit dem andauernden Denkverweis an die Selbstverständlichkeit mit der das A-Team in jedes Spiel geht. Und auch damit, dass Horst Hrubeschs deutsche U21 einen durchaus berechenbaren Stiefel herunterspielt.

Wäre Marcel Koller oder ein vergleichbarer moderner Coach an der Außenlinie, würde ich mich weit aus dem Fenster lehnen und einen Erfolg prophezeien. Weil es aber Werner Gregoritsch ist, der sich medienwirksam als Rumpelstilz im Trainingsanzug präsentieren will, ist die Gefahr, dass die dünne Basis, auf der die aktuellen U21-Erfolge aufbauen, sehr schnell sehr brüchig werden kann, mehr als gegeben.

Österreich vs Finnland 2:0 (0:0)

1 Bachmann; 22 Mwene, 4 Lukas Gugganig, 5 Philipp Lienhart, 19 Martschinko; 19 Serbest (60. 2 Jäger), 7 Wydra (K); 2 Andreas Gruber (84. 10 Sascha Horvath), 8 Alessandro Schöpf, 16 Dovedan (65. 11Gregoritsch); 20 Kevin Friesenbichler

1 Virtanen; 2 Hatakka, 5 Väisänen (K), 4 O'Shaughnessy, 19 R. Jensen (32. 15 Anyamele); 16 M. Hradecky (63. 11 Rahimi), 7 Yacoubi, 8 G. Kamara, 18 Lassas (82. 6 Kabashi); 10 Skrabb, 20 Pohjanpalo

Wien, Generali-Arena, 1263 Zuschauer, Referee Pandžić aus Schweden.

Und dann noch eine Nachbemerkung zur zuletzt so hochgelobten ÖFB-Nachwuchsarbeit...

... die nicht nur von internationalen Experten als Basis für das erstarkte A-Team erkannt wurde und beim ÖFB seit der Ära Ruttensteiner (die mit seiner Ernennung zum technischen Direktor 2001 begann) auf ein neues Level gehoben wurde. Erste Erfolge, die noch von der Generation Hitzel/Ernst Weber/Gludovatz eingefahren wurden, über die Generation 87/88 (U20-WM in Kanada) bis hin zu den mittlerweile regelmäßigen Qualifikationen für WM- und EM-Turniere sprechen da eine deutliche Sprache. Mittlerweile ist das, was vor der Ära Koller (auch von mir) zurecht eingefordert wurde, nämlich eine Orientierung an z.B. dem Schweizer System, erreicht bzw. überboten.

Um jetzt aber nicht zu einer Sternschnuppe zu werden und auf Dauer im oberen europäischen Viertel mitzuhalten, gilt es alle Lücken zu schließen. Und das beinhaltet auch, dass der ÖFB gefälligst wieder eine U20 aufstellt. Aktuell klafft zwischen der U21 (Jg 94) und der U19 (der Jahrgang 97 bestreitet gerade - recht erfolgreich - seine Euro-Vorrunde eine absurde Lücke. Deren Existenz gerade umso schandbarer ist, weil die U20 des DFB derzeit medial gut sichtbar (auch live auf Eurosport) eine Testspielreihe absolviert.

Das ist auch deshalb besonders schandbar, weil diese Tests, die sogenannte internationalen Spielrunde vier Nationen (neben Deutschland - Hany Mukhtar (RB Salzburg) ist dort im Einsatz - noch Italien, der Schweiz und Polen) die Chance auf regelmäßige Kräftemessen mit guter Gegnerschaft gibt, für Österreich mehr als nur im Bereich des Möglichen wären. Der ÖFB war nämlich, ehe er sich ohne Not aus dem Nachbarschafts-Programm zurückzog, der Vorgänger von Polen als Teilnehmer in dieser Vierer-Runde. Ehe man die U20 einfach opferte und einen ganzen Jahrgang in die internationale Pause schickte. Aktuell schaut der 96er-Jahrgang, der für die U21 mit ganz wenigen Ausnahmen (Lazaro, Horvath, Kvasina) noch deutlich zu grün ist, einfach komplett durch die Finger.

Also: Solange der ÖFB davon ausgeht sich unbemerkt und unwidersprochen eine U20 (und damit ein paar vergleichsweise läppische Budget-Euros) sparen zu können, darf keine Selbstbelobigung wie ursuper man nicht im Nachwuchs-Bereich unterwegs wäre, unwidersprochen bleiben. Wirklich nachhaltig ist Nachwuchspflege nämlich erst dann, wenn sie (jahrgangstechnisch) lückenlos erfolgt.