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Trishes

Beats, Breaks und Tribe Vibes - oder auch: HipHop, Soul und staubige Vinyl-Schätze.

16. 11. 2015 - 08:25

Roots Manuva in Bild & Ton

Obwohl unser Artist Of The Week mit keinem Album in seiner Gesamtheit so sehr zufrieden war wie mit dem (sehr guten) neuen, hat er in 20 Jahren schon einige ganz große Songs gemacht - hier eine audiovisuelle Einführung oder Auffrischung.

Obwohl er schon fünf Jahre davor zum ersten Mal auf Tonträger gerappt hatte, ins große Bewusstsein einer weltweiten Öffentlichkeit trat Rodney Smith erst mit seinem Big-Dada-Debütalbum, das 1999 erschien. Brand New Second Hand gab dem britischen HipHop zum ersten Mal seit Britcore wieder eine eigene Identität und half mit seinen Wobble-Bässen mit, den Boden für das aufzubereiten, was später Grime heißen würde. Dieser Song lief damals bei fast jeder Party und Freestylesession:

Wo warst du, als du zum ersten Mal 'Witness' gehört hast?

Roots Manuva auf dem Cover seines neuen Albums

Roots Manuva

"Bleeds" (2015)

Ich stand im alten Sendestudio bei FM4 und hatte im Moment davor gedankenverloren und ohne besondere Erwartungen die Promo-CD der neuen Roots Manuva Single ins Fach geschoben. Was dann geschah, war tatsächlich unglaublich. Der Knaller-Beat entstand der Fama nach, als Roots das brilliante Thema der 60er-Jahre-Serie Doctor Who nachspielen wollte - auch dafür gebührt der großen Delia Derbyshire also indirekt Dank. Irgendwie nahm dieses Instrumental auch schon die Anfänge der elektronischeren Beat Generation vorweg. Und das Video ist sowieso eines der besten auf der Welt.

Zwar kein Video, aber ein sehr guter Song: Sein Gastauftritt in diesem 10-Minuten-Stück des Cinematic Orchestra (Arena Wien, heute!!!) zeigt die Vielseitigkeit von Roots Manuva, mit der er ja gerade am neuen Album auch wieder glänzt.

In seinen Videos inszeniert sich Roots Manuva gerne als normaler Typ, über den man auch gut lachen kann (somit wäre er perfekt für das aktuelle Zeitalter des animated GIF Rapvideos!). Ein gutes Beispiel dafür ist Colossal Insight von 2006. Wir sehen ihn zuerst hinter dem Tresen eines Hendlbraters, bevor er dann mit dem Bus (und einem Superfan im Schlepptau) zur Zweitkarriere als Bauchredner weiterfährt.

Bonus Beat:

Noch ein Cricket-Video, in diesem Fall von Suff Daddy & Torky Tork aus Berlin.

In seinem Bestreben, die Be- und Absonderlichkeiten der britischen Kultur in seinen künstlerischen Output einzubauen, hat Roots Manuva auch einmal ein Musikvideo rund um ein Cricket-Spiel inszeniert. Dass man bei diesem pompösen Fete-Blanche-Schauspiel immer auch ein bisschen lächerlich wirkt, hat ihn darin vermutlich noch bestärkt.

Zum neuen Album Bleeds gibt's noch keine Videos, aber dass es sehr gut gelungen, ist nicht nur Mr. Smiths Privatmeinung: Experimentell wie nie zuvor und trotzdem kohärent, mit Akteuren wie Four Tet oder Adrian Sherwood, die Roots Manuva schlüssig in seinen ganz eigenen britisch/jamaikanischen HipHop-Kosmos eingliedert. Mehr dazu diese Woche auf dem Muttersender!