Erstellt am: 9. 11. 2015 - 10:19 Uhr
Back to the roots
Eine bewusste Entscheidung war es nicht. Vielmehr ist es Roland von der Aist, Andy Korg und Aka Tell einfach passiert, dass sie ihren Stil und ihre gesamte musikalische Ausrichtung um praktisch 180 Grad gedreht haben. Ages hießen früher A.G.Trio und haben mit Filterstimme, Ravesirene, Breaks und Drops zur Peaktime Clubs und Festivalbühnen in verschwitzte Dancefloors verwandelt. Heute passiert es bei ihren Konzerten manchmal, dass sich das Publikum hinsetzt und einfach nur lauscht.
Etage Noir Special
Im Lauf des letztes Jahres wurde den drei Musikern klar, dass das Songwriting bei ihren Produktionen immer mehr in den Vordergrund rückt. "Als wir das neue Album fast fertig hatten, sind wir draufgekommen, dass es zu unserem Namen AG Trio einfach nicht mehr passt. Es hat sich einfach ganz unbewusst so ergeben."
Die Abstufungen zwischen den beiden Ästhetiken Alt und Neu sind auf "Roots", dem dieser Tage erscheinenden Debütwerk von Ages, nicht mehr enthalten; für die drei Bandmitglieder war die Entwicklung aber eine schrittweise und nachvollziehbare.
In der Zusammenarbeit mit Vokalisten hat das Trio bereits durch zum Beispiel Tracks wie "Countably Infinite", den größten Hit von A.G.Trio mit der Stimme von Markus Zahradnicek von Francis International Airport, einige Übung. Auf "Roots" nun wird die Verwandlung eines Tracks zum gesungenen Popsong zur Regel; zehn der vierzehn neuen Ages-Nummern sind unter Mitwirkung externer VokalistInnen entstanden. Lea Föger, die Sängerin der Welser Band Loving.the.Alien, haben die Musiker bei einem Bandwettbewerb kennengelernt, und die Zusammenarbeit klappte so gut, dass sie unter ihrem Alter Ego Inner gleich drei Songs auf "Roots" ihre Stimme leiht und das Trio auch live am Gesang unterstützen wird.
Robert Maybach
Weiters trifft man im Laufe der Platte auf alte Bekannte wie Susana Sawoff, Laura Gomez oder, wie in "Victoria's Secret", Yasmo unter ihrem englischsprachigen Alias Miss Lead. Die Einbindung von Raps über dunkel-wabernde Break Beats, auch das war eine Neuerung für Ages. In "You Already Know", einem Highlight der Platte, kommen mit der Stimme von Alex Konrad of Gin Ga-Fame und der sorgfältigen, ausgeklügelten Produktion der drei Ages-Mitglieder ein paar der besten Eigenschaften der beiden Bands zusammen.
Aus früheren Songtiteln wie "Dancen", "Electro Messiah" oder "Bass Effect" ist heute also "Hymn" geworden, "Chances" oder "Stay", und das neue, einfühlsamere Gewand steht den drei Oberösterreichern überaus gut. Von der Tiefe der Nacht sind sie in die Dämmerung übersiedelt, wo man Worte behutsamer wählt und Beats, ebenso wie Schritte, vorsichtiger setzt. "Roots", das meint "back to the roots", aber auch: zurück zur Natur.