Erstellt am: 4. 11. 2015 - 15:31 Uhr
Move Your Mind, Your Ass Will Follow
Viele Bands haben sich wahrscheinlich noch nicht während einer Tour aufgelöst, noch weniger haben die Tour dann vierzehn Jahre später fortgesetzt. Als Refused 2012 ihre anno 1998 abgebrochene Tour fertig spielten, war an vollen Konzerthallen und kochenden Moshpits zu sehen, dass sich sowohl ihr Ruf als auch ihre Qualität als Liveband über die Zeit gehalten haben.
Refused stammen aus der nordschwedischen Kleinstadt Umeå und gehörten in den Neunziger Jahren zu den Haupt-Protagonisten der zweiten Hardcore-Generation. Die politische Botschaft war ihnen stets mindestens so wichtig wie die Musik, Veganismus war und ist ihnen eine Selbstverständlichkeit, und Punk kein Hindernis, sich modisch stylebewusst und musikalisch offen zu geben. Hauptsache, es kracht.
Annika Berglund
The Shape of Punk to Come
Doch wie das so ist mit dem Versuch, im Falschen (Kapitalismus) das Richtige (Protest) zu leben: irgendwann wird der innere Widerspruch zur Belastung, vor allem, wenn man beide Seiten, die Musik und das Politische, so ernst nimmt wie Refused, und so kam es mitten in der Welttournee nach dem erfolgreichsten und besten Refused-Album, dem epochalen "The Shape of Punk to Come", 1998 zum Ende von Refused.
Sänger und Style-Ikone Dennis Lyxzén machte weiter, er beackerte unter anderem mit der International Noise Conspiracy oder der Lost Patrol Band (heute INVSN) diverse Gitarrengenres, oft mit nicht weniger politischen Aussagen. Doch Refused hatten noch etwas abzuschließen: ihre Abschiedstour nämlich – und danach, so versicherten sie 2012 treuherzig, sei dann endgültig Schluss. Aber wer glaubt das schon?
"Nothing Has Changed"
Vielleicht hat sie ja der Musikpreis der schwedischen Regierung umgestimmt, der Refused im Jahr nach der Abschiedstour bescheinigt hatte, neben Abba der international einflussreichste musikalische Export des Landes zu sein. Vielleicht sind sie, älter und reifer geworden, mit den inneren Widersprüchen des Punk-Daseins ausgesöhnt, vielleicht wollten sie einfach wieder zusammen Spaß haben, vielleicht braucht die Zeit auch wieder laute und körperliche Kanäle der Wut.
Auf Letzteres deutet der Refrain von "Elektra", dem Opener des heurigen neuen Refused-Albums namens "Freedom" hin, der ganz simpel feststellt: "Nothing Has Changed". Die Zeile klingt wie der Kater nach einem hedonistischen Party-Jahrzehnt.
Das Album haben Refused jedenfalls, wie es sich im Musikbusiness gehört, auf einer immer noch andauernden Tour auch live vorgestellt, ihr einziges Österreich-Konzert dieser Tour spielten sie im Vorprogramm von Rise Against in der Wiener Stadthalle. Zu den Konzerttickets konnte man übrigens ein Meet&Greet mit der Band erwerben, der Erlös daraus ging an die Flüchtlings-Rettungs-Aktion MOAS.
Annika Berglund
Im House of Pain: Refused live @ Bråvalla Festival
Von dieser Tour gibt es in der Basement Show im House of Pain einen Mitschnitt zu hören: den Auftritt beim Bråvalla Festival im Schwedischen Norrköping vom 26. Juni diesen Jahres, aufgenommen vom Schwedischen Radio.
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Refused @Bråvalla Festival, Norrköping
Interpret | Title |
---|---|
Refused | Elektra |
Refused | The Refused Party Program |
Refused | Rather Be Dead |
Refused | Summerholidays vs Punkroutine |
Refused | Françafrique |
Refused | The Deadly Rhythm |
Refused | Dawkins Christ |
Refused | Coup D'ètat |
Refused | Refused Are Fucking Dead |
Refused | Liberation Frequency |
Refused | New Noise |
Refused | Worms of the Senses / Faculties of the Skull |
Recording date: 26/06/2015 / Recorded by Jan Waldenmark / Produced by Tommy Ericsson
Das Konzert von Refused ist heute, Mittwoch, von 22:00 bis 00:00 Uhr im House of Pain zu hören.