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Rainer Springenschmid

Punk & Politik, Fußball & Feuilleton: Don't believe the hype!

28. 10. 2015 - 16:27

Goes the Horsehead Thinker

Valina sind Geschichte: Die Linzer Post-Rock-Formation war eine der interessantesten und aufregendsten Bands des Landes – weil sie alles anders dachten.

Cover der Valina CD "Into Arsenal of Codes"

Valina

Into Arsenal of Codes (2000)

Cover der LP "Vagabond" von Valina

Valina

Vagabond (2002)

Cover der EP "Epode" von Valina

Valina

Epode (2005)

Cover der Valina CD "A Tempo! A Tempo!"

Valina

A Tempo! A Tempo! (2008)

Albumcover Valina - Container: 60er Jahre Familienidylle mit Hund in die eine nackte Frau montiert ist

Valina / Thomas Draschan

Container (2014)

Cover der Valina EP "In Position"

Valina

In Position (2016)

Es kann ja auch ein Zeichen von Unentschlossenheit sein, wenn es schwer fällt, eine Band einem Genre zuzuordnen. Für Valina gilt das Gegenteil: Sie sind so entschlossen wie kaum jemand, und sie nahmen sich zwanzig Jahre lang die musikalische Freiheit, weder Rock noch Post-Rock, weder Punk noch Emocore, weder Math noch Free-Jazz zu sein, und doch an allen diesen Genres (und wahrscheinlich noch vielen mehr) anzustreifen.

Valina

VIOVIO

Valina: Anatol Bogendorfer, Husbert Huber, Anselm Dürrschmid

Zeit ihres Bestehens haben es Valina verstanden, das Interesse an Neuem zur Haupt-Antriebsfeder ihrer Band zu machen – sowohl musikalisch als auch in der Art, wie sie ihre "Karriere" gestaltet haben. Valina haben lieber Russland, Europa, Nord- und Südamerika betourt, als heimische Veranstalter um Festivalauftritte zu bezirzen, sie haben lieber an den Grenzen diverser Genres experimentiert, als in Rock-Posen zu erstarren, kurz: Ruhm, Ehre und große Bühnen haben Valina nie interessiert – eine Haltung, die bei manchen Bands selbst zur Pose verkommen ist, von Valina aber in aller Bescheidenheit gelebt wurde.

Konsequent unprätentiös

Und ähnlich unprätentiös wie ihre zwanzigjährige Existenz ist Valina auch das Ende geraten. Weil Bassist Husbert mit Beruf und Familie ausgelastet ist und die Zugfahrten zur Bandprobe nach Linz sich immer schwerer in den Alltag integrieren lassen, hat er den Bandkollegen im Frühjahr mitgeteilt, dass er Valina so nicht mehr in sein Leben integrieren kann.

Und so transportiert der Abschiedsbrief an Fans, Freunde und interessierte Medien noch einmal alles, was diese Band definiert und zu einer singulären Erscheinung in Österreichs Rockmusikgeschehen gemacht hat: Kompromisslosigkeit, gepaart mit unprätentiösem Auftreten. "Eine Band mit eingeschränktem Aktionsradius wollten wir nie sein", schreibt Anatol Bogendorfer in dem Brief auf der Bandwebsite. Und: Dem "einfachen Einstieg 1995 folgt nun also ein einfacher Ausstieg aus der Erzählung." So einfach ist das. Und doch so schade.

Valina Abschiedskonzerte:

Mi., 06. 01. 2016
Prag / 007

Do., 21. 01. 2016
Wien / Chelsea

Sa., 23. 01. 2016
Linz / Stadtwerkstatt

In Position: Trost bei Trost

Valina halten Polaroid-Portraits ihrer Gesichter vor ihre Gesichter

Zoe Fotografie

Zum Trost – und beim gleichnamigen Label – gibt es im Jänner noch eine EP namens In Position, die bereits fix und fertig bei Steve Albini aufgenommen und abgemischt ist, und dazu drei Abschiedskonzerte in Prag, Linz und Wien. Und wir wissen, dass das zwar das (vorläufige) Ende einer Band ist, uns die Protagonisten aber erhalten bleiben. Anatol Bogendorfer wird mit Sicherheit weiter Kunst, Filme und Musik machen, Drummer Anselm Dürrschmid und Saxophonist und Teilzeit-Bandmitglied Werner Zangerle sind in anderen musikalischen Zusammenhängen aktiv. Und Dr. Florian Huber aka Husbert wird uns wohl auch als Stadtsoziologe und Gentrifizierungsforscher noch über den Weg laufen. Urbanes Denken ist schließlich die Fortsetzung von Valina mit anderen Mitteln.