Erstellt am: 27. 10. 2015 - 21:03 Uhr
Meditation, Therapie, Drogen
The Happy Show
Zu sehen bis 28.03.2016 im MAK - Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst
Info fürs kleine Budget: Jeden Dienstag 18 - 22 Uhr Eintritt frei!
Was macht glücklich? Schokolade? 30 Minuten Joggen jeden Tag? Oder die große Liebe? Konzepte und Theorien wie man glücklich wird gibt es wahrscheinlich seit Anbeginn der Menschheit und sie füllen Regale an Ratgeberliteratur.
© MAK/Aslan Kudrnofsky
Stefan Sagmeister ist ein österreichischer Grafiker und Designer, der in New York lebt. Er ist vor allem bekannt für Designs von Plattencovers - er hat zum Beispiel für das Design von "Once in a Lifetime" von den Talking Heads einen Grammy gewonnen. Seit mehreren Jahren beschäftigt er sich auch mit der Frage: Was macht uns glücklich - oder glücklicher? Die Antworten, die er gefunden hat, sind in einer Interaktiven Ausstellung namens "The Happy Show" im Wiener MAK zu sehen.
Meditation, Therapie, Drogen
Stefan Sagmeister vor einigen Jahren einen Vortrag zum Thema "Glück und Design" gehalten. Das hat ihn dazu gebracht sich näher mit dem Thema zu beschäftigen. Er hat dann angefangen gängige Glückskonzepte auszuprobieren. Das war zum einen Meditation zum zweiten Therapie und zum dritten Drogen, also Medikamente, Psychopharmaka. Die Ergebnisse dieser Versuche sind in einem Dokumentarfilm namens "The happy film" zu sehen, der mittlerweile fertig gedreht ist und gerade bei Festivals eingereicht wird. Ausschnitte aus dem Film sind auch in der Ausstellung zu sehen. Die Frage, welche der Methoden am besten wirkt, beantwortet Sagmeister so: "Sie wirken alle, aber nur ein bisschen".
© MAK/Aslan Kudrnofsky
Die kortikale Lotterie
Sagmeister hat nicht nur ausprobiert sondern auch recherchiert, mit ForscherInnen und PsychologInnen über das Thema Glücklichsein gesprochen. Die Ergebnisse, die Themen wie Liebe, Sex, Religion oder die Bedürfnispyramide umfassen, sind in schönen Grafiken dargestellt. Eine besonders interessante Erkenntnis: Laut Forschung ist 50 Prozent von Glücklich-Sein genetisch bestimmt. Sagmeister nennt das "in der kortikalen Lotterie gewonnen haben". 40 Prozent hängen von eigenen Aktivitäten ab und nur 10 Prozent von den Lebensumständen.
© MAK/Aslan Kudrnofsky
Kleine Mitmach-Spielereien
Als Besucherin kann man mit dem Lächeln eine Zuckerwürfel-Skulptur bunt machen und es werden Schokopralinen dargeboten. Auch die Happiness wird gemessen: Es gibt 10 Säulen mit Kaugummikugeln, jeder kann sich eine nehmen, entsprechend des eigenen Glückempfindens von 1 – 10. Über die Zeit der Ausstellung entsteht so ein Barometer, wie glücklich die Menschen sind, die die Ausstellung besuchen.
© MAK/Aslan Kudrnofsky
Stefan Sagmeister hat auch ein Fahrrad aufgestellt, denn sein Ausprobieren hat ergeben: 20 Minuten Sport in der Früh ändert bei ihm mehr als 40 Minuten Meditation. Mit dem Fahrrad betreibt man eine Leuchtschrift an der Wand, da steht dann "Actually doing the things i set out to do increases my level of satisfaction".
Happy Weisheit
Solcher Weisheiten gibt es viele in der Happy Show. Von "Always make the first step" bis zu "It is pretty much impossible to please everyone". Einfach an die Wand geschrieben oder in aufwändigeren Film- oder Fotoarbeiten umgesetzt.
Aber vielleicht ist Glückstheorie ja auch nicht viel mehr als das - schwer fassbar und allgemeingültige schöne Sätze. Ob man glücklicher ist, nachdem man die Ausstellung gesehen hat, kann ich so nicht sagen. Man kann auf alle Fälle eine unterhaltsame Zeit darin verbringen. Und sie ist sehr schön. Und schöne Dinge machen doch auch glücklich.