Erstellt am: 27. 10. 2015 - 17:41 Uhr
The daily Blumenau. Tuesday Edition, 27-10-15.
#medienkritik #genderpolitics #sportpolitik
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
Siehe dazu auch Friday Edition, 16-10-15. Der Wiener Wahlsieger ist die totale Konsequenzlosigkeit.
1) Medien als nützliche Idioten der Politik
Man sollte ja nicht nur einfordern, sondern dann, wenn es passiert, auch gefälligst Notiz davon nehmen, nicht nur durch privates Abnicken, sondern öffentlich. Ist keine große Medien-Tradition, ich weiß: da ist eher hit & run angesagt; und Konsequenzlosigkeit.
Um genau die und deren Überwindung ging es mir aber hier in Absatz 3. Und, yessa, ein Medium hat sich tatsächlich Gedanken gemacht zur eigentlich dräuenden Frage des eigenen Versagens, des Anheizens einer "Schlacht um Wien", die es so (in echt also) nie gab, die von schludernden Meinungsforschern hingedruckst und von gierig-geilen Medien-Meute (zu der so gut wie alle gehörten) nur zum Zweck der aufregungsträchtigen Angstmache ausgiebig ausgewalzt wurde. Ich hab am langen Wochenende die Zeitungen der letzten Monats aussortiert, mir wurde angesichts der erregten Verstörungs-Headlines von vor der Wien-Wahl (auch den irgendwie gut Gemeinten) regelrecht übel.
Das Medium ist das Profil (wenn's woanders auch war, sorry, ich hab's übersehen, wird nach entsprechendem Hinweis selbstverständlich auch positiv-beispielmäßig ausgestellt und angeleichtet) und die Beschäftigung mit der eigenen Schuldhaftigkeit geht ins Prinzipielle und ans Eingemachte.
Es sind nämlich nicht nur die bewussten Suppenkocher, die mit Angst-Business, der Quasi-Erpressung, den Inseratengeschäften hantieren, sondern auch diejenigen, die sich vom Boulevard treiben lassen, weil es halt gar so geil ist, auf einem sich schnell drehenden Action-Karussell zu sitzen. Oder weil man durch das aktuell erhöhte Inseraten-Aufkommen für alle befriedet, halt einen Deut zu stark auf die Inseratenschalter hört und dann auch das zu hören glaubt, was die zu hören vorgeben. Reine Halluzination, die aber wirkt. Der Berichterstatter, schreibt Rosemarie Schwaiger da, wird "genauso unbrauchbar wie ein Chirurg, der vor lauter Mitgefühl für den Patienten keinen sauberen Schnitt mehr hinbekommt".
Indem man sich so, und wenn es auch nur am Rand ist, zum nützlichen Idioten macht, füttert man nur die Trolle und ihre Verschwörungstheorien.
Das Profil hat aktuell im übrigen gar keine Angst vor der eigenen Courage, und stellt sich auch unangenehmen Positionierungs-Zwängen; oder besser gesagt: stellt sich der Tatsache, dass es ohne Positionierung und vor allem Haltung nicht angeht in einem Journalismus, der die 20er-Jahre noch erleben will; dass ein Einknicken vor den Kräften, die durch Hysterisierung, Propagandisierung und Autorisierung die Demokratie zum Einsturz bringen wollen (weil sie dem - naiven und von interessensgetriebenen Demagogen geschürten - Fehlglauben anhängen, dass etwas Besseres nachkommt).
Und auch der Hinweis auf einen, der es vorher tatsächlich schon wusste und auch das Medienverhalten auf den Punkt vorhersehen konnte, ist angebracht: Der Landtagsabgeordnete Chorherr vertreibt aktuell übrigens diesen Link - und nur die Macher "abgrundtief dummer" Medien können in einem ersten Reflex unken, dass derlei Hinweise für einen Oppositionspolitiker eigentlich doof wären.
2) Woman is the N* of the World
Maria Rauch-Kallat, die ist ja nicht irgendeine langjährige Frauenversitzende einer noch dazu bewahrend-konservativen Partei, sie ist auch die Frau des ob seiner Lobby-Geschäfte notorischen Grafen Ali, also eine (angeheiratete) Adelige, also bewahrend-konservartiv hoch zwei.
Maria Rauch-Kallat sagt da, "dass es seit einigen Jahren einen richtigen Backlash gibt", was die reale Gleichberechtigung von Frauen betrifft. Und bezieht das nicht nur auf die aktuelle, hochabsurde Debatte um die Männer-Alleinregierung in Kalifat Oberösterreich.
Das "richtig" in diesem Satz ist keine Bestätigung, sondern ein "richtig" in Sinn des Schüssel'schen Satzes der richtigen Sau, meint also "richtig schlimm".
Und gerade weil das von einer Rauch-Kallat kommt, ist es umso beachtenswerter. Wenn der Backlash, der fatale Rückschritt in der immer noch laufenden, noch lange nicht beendeten Geschichte der versuchten Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern, auch bei den eigentlichen Bewahrerinnen die Alarmglocken schrillen lässt, dann ist seine Evidenz unbestreitbarer denn je.
Alle dummdreisten Erklärungen höherer Töchter, einen Gleichberechtigungs-Kampf nicht mehr zu brauchen, weil man sich eh schon gleich fühle, die von reaktionären Debattensteuerern deshalb ins Rennen gebracht werden, weil ihre Interessenstaktvorgeber (die Wirtschaft, der's gut geht, wenn's allen gut geht oder so) sich gerne vor den zusätzlichen Kosten, die dann entstehen, wenn Frauen wirklich einmal die gleichen Gehälter bekommen wie Männer, drücken wollen, sind damit entkleidet; wie eine der Protagonistinnen im dummen Wanda-Video.
3) Der ÖSV und sein Föderalismus-Problem
Nach der einen Fenninger-Aufregung und dann der anderen und einer Rücktrittswelle anderer routinierter Ski-Damen findet sich der ÖSV damit ab, dass er bei den Frauen heuer recht wenige Nationencup-Punkte holen, und sich über jeden sogenannten Stockerl-Platz freuen wird.
Man hat ja noch "den Marcel" und beim ersten Weltcup-Rennen in Sölden auch noch zwei Junge, die (jeweils für einen Lauf) Hoffnung geben.
Ein Blick auf den ÖSV-Kader und vor allem seine Altersstruktur zeigt aber deutlich, wo die Lücken sind. Und vor allem: dass man schon seit Jahren weiß, wann die auftreten werden; also letztlich sehenden Auges in die potentiellen Krisenjahre ging.
Im Gegensatz zum Prä-Koller- bzw Prä-Ruttensteiner-ÖFB, wo es lange Zeit die stinkenden Köpfe und nicht so sehr der Unterbau war, die das Potential unterdrückten, hat der ÖSV kein Coaching-Problem auf Nationalmannschafts-Niveau, sondern eines auf Länderebene. Dort, in den Kadern der Landesverbände, werden die Kids ausgebildet, dort verliert man Jahr für Jahr hoffnungsfrohe Talente an Klüngelei und Bürokratismus. Da hat sich seit dem Fall Girardelli kaum etwas geändert.
Letztlich, und das ist der Treppenwitz, der einen wie einen regionalen Player geführten ÖSV dann auch zurecht trifft, ist die Krise auf den überwuchernden Föderalismus zurückzuführen; genau den, an dem ganz Österreich in den allermeisten Bereichen leidet.