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Simon Welebil

Abenteuer im Kopf, drinnen, draußen und im Netz

22. 10. 2015 - 16:24

"Balloonskiing"

Eine Gruppe junger Freerider und Filmemacher probiert den Heißluftballon als Alternative zum Heliskiing. Ein Wahnsinnsabenteuer, das so schnell nicht zum Trend werden wird.

In guten Wintern können die Alpen vom Freeridepotential her durchaus mit Alaska mithalten, mit dem einen Unterschied, dass man hierzulande nicht nur für die Abfahrt, sondern auch für den Aufstieg Kraft in den Beinen braucht. Denn Heliskiing oder Schneemobilfahrten sind bei uns zum Großteil verboten.

Die Freeride-Szene hat gelernt damit umzugehen, und auch Filmproduktionen sind nicht mehr unbedingt auf Hubschrauber angewiesen, weil Aufstiege und Filmerei auch mit Tourenski oder Splitboard funktionieren.

Eine Gruppe junger Tiroler Filmemacher, Bergkult-Productions, hat sich trotzdem die Mühe gemacht, für ihr Projekt "Heimschnee" nach adäquaten Alternativen zu Heli und Schneemobil zu suchen und sind schließlich bei Huskey-Schlitten und Heißluftballon gelandet.

AndreasVigl/Andreas Ehrensberger

Was leicht austauschbar klingt - Helikopter oder Heißluftballon - ist in der Praxis dann aber ziemlich kompliziert geworden, wie mir Stefan Ager, einer der Filmemacher und auch Protagonist in "Heimschnee" erzählt. Etwa eineinhalb Jahre Vorbereitungszeit hat ihr Balloonskiabenteuer verschlungen. Denn Ballonfahrer sind wegen gefährlicher Leewinde nicht unbedingt heiß darauf, zu nahe an einen Berg heranzukommen. In Andy Nairz haben sie schließlich einen Piloten gefunden, der verrückt genug für dieses Abenteuer war. An die 20 andere Ballonpiloten hatten ihnen abgesagt. Verständlicherweise, wie Stefan meint, denn bei einem ihrer Probeversuche sei ein Ballon auch schon mal am Boden aufgeschlagen.

Die etwas andere Tourenplanung

Was Balloonskiing sonst noch von einem Heliskiausflug unterscheidet ist, dass man das Ziel im Vorfeld nicht kennt. "Man weiß am Tag davor, es ist Westwind, dann hat man mal eine Richtung und ein Einzugsgebiet von ein paar Quadratkilometern, wo man aussteigen könnte.", erklärt Stefan. Die Tourenplanung beginnt erst nach der Landung, wenn die Karten aus dem Rucksack geholt werden und es herauszufinden gilt, wo man überhaupt ist. Diese speziellen Bedingungen verlangen beonders gute Vorbereitung. Die Rucksäcke sind voller als üblich, Steigeisen, Pickel, Kevlar-Seile und ein Notbiwak dürfen nicht fehlen, um auch am Berg übernachten zu können, falls sie nicht mehr weiterkommen sollten.

AndreasVigl/Andreas Ehrensberger

Für Ballonfahrer gilt es, um 3:00 in der Nacht bereits den Ballon aufzublasen, um zum Sonnenaufgang schon über den Bergen zu schweben, dann ist die Luft am ruhigsten.

Mit zwei Ballonen ist die Bergkult-Crew für ihr Filmprojekt im Kaunertal losgeflogen, einer für den Transport der Freerider, der zweite zum Filmen. Um nicht zu weit auseinanderzudriften sind die beiden Ballone mit einem 100-Meter-Seil verbunden worden.

AndreasVigl/Andreas Ehrensberger

bergkult

Heikler Ausstieg

Über den Pitztaler Gletscher hinweg sind die zwei Ballone dann bei Westwind hinüber ins Ötztal, bis die Crew einen Landepunkt ausgemacht hat. Der Ballonfahrer ist tiefer gegangen, die Freerider haben 25m lange Seile abgeworfen und sich angeseilt. Minutenlang sind sie unter dem Ballon gehangen, bis sie schließlich nah genug am Boden waren, schildert Stefan. Dann kam der heikelste Punkt des Projekts: Alle mussten sich gleichzeitig ausklinken. Wenn der Ballon Gewicht verliert, schießt er nämlich augenblicklich in die Höhe, bei ca. 300 Kilogramm Freeridermasse etwa einen Kilometer!

AndreasVigl/Andreas Ehrensberger

Was danach gekommen ist, war im Vergleich zur Abseilaction fast schon langweilig. Einsame Abfahrten über tief verschneite Hänge.

Als Aufstiegshilfe für Freerider wird sich der Heißluftballon wohl kaum etablieren, dafür ist das Ballonfahren zu aufwendig und unabwägbar. Für die Gruppe Tiroler FreeriderInnen wird dieses Abenteuer aber wohl unvergesslich bleiben.

Balloonskiing im Kino

Bis der ganze Film "Heimschnee" in die Kinos kommen wird, dauert es noch bis nächsten Herbst, das "Balloonski"-Kapitel gibt es als ersten Auszug aber bereits heuer zu sehen, etwa bei der AlpCon-Cinema Tour, die im Oktober und November in vielen österreichischen Kinos läuft.