Erstellt am: 20. 10. 2015 - 19:23 Uhr

The Appendix Show

"Unsere Arbeit wird sie ergreifen, wie Josef Fritzl seine Enkelkinder" - Die Galerie Boem feiert die erste schwule Serbenhochzeit in Wien. Das Ende einer Performance-Trilogie und die Fortsetzung ihres Auftrittes beim Donaufestival.

Die Galerie Boem lädt ein: Zur ersten komplett vollzogenen serbischen Schwulenhochzeit in Wien. Drei Tage und drei gnadenlos - freudige Nächte wird die Vereinigung der zwei Performance Charaktere Marko Mushic und Darko Dildovic gefeiert.

Es gab bereits zwei Vorspiele im Rahmen dieser Performance-Trilogie, die jetzt im Rahmen der Appendix Show zu ihrem Höhepunkt kommen wird.

Boem

Die "Appendix Show" betitelte Performance ist ein Re-Enactment der ersten wirklichen, faktischen, tatsächlichen serbischen Schwulenhochzeit, die 2010 in der Galerie Boem in der Koppstraße gefeiert wurde. Zwei nach Wien emigrierte Serben haben sich das Jawort gegeben und die Hochzeitsgesellschaft wurde damals von aus Ex-Jugoslawien stammenden Nachbarn im 16. Bezirk angegriffen und beschimpft. Der Versuch der Anrainer, die Feier zu zerstören, endete 2010 in einem brüderlichen Tanzexzess und einem orgiastischen Saufgelage.

Im Rahmen des Donaufestivals wurde 2015 die "göttlich-kirchliche" Trauung - diesmal der beiden die zwei Vermählten darstellenden Performance-Künstler - vollzogen. Die radikal sozialkritische kroatische Hip Hop Formation Krankschwester fungierte als Hochzeitskapelle und als dramaturgisches Mittel, die chauvinistische gewalttätige Lebenswelt des Balkans zu kontextualisieren.

Dieser Tage kämpfen die zwei getrauten Performance Künstler für Toleranz und Frieden im Rahmen einer dreitägigen Hochzeit- aka Performance-Party, die am Freitag ab 19 Uhr (im Semper Depot), am Samstag (wieder im Semper Depot) und ab 23 Uhr bei Moombahton im Roxy stattfinden wird.

In der Einladung zu der Feierlichkeit war zu lesen:

"Kunst ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Slavoj Žižek hat einen phänomenalen Halbsatz formuliert: „Es gibt keine ethnischen Säuberungen ohne Poesie.“ In Anbetracht der literarischen Vorbereiter/ Durchführer der Jugoslawienkriege wie z.B. des Schriftstellers, Philosophen und Mitglied der serbischen Akademie der Künste und Wissenschaften Dobrica Cosic, des dichtenden nationalistischen Oppositionellen Vuk Draškovic oder des Psychiaters, Mediziners und Lyrikers Radovan Karadžic, deren Schaffen auch in Wien wirkt und nachwirkt, setzen wir dem Ganzen einen transnationalen aktivistischen Performancebegriff entgegen. Unsere Arbeit wird sie ergreifen, wie Josef Fritzl seine Enkelkinder."

Natalie Brunner / Radio FM4

Ich war sehr ergriffen als ich die Ehre hatte, Darko und Marko bei ihren Lennon/Ono-Bed-In in einer schon ziemlich zerstörten Luxushotel-Suite zu treffen. Sie haben es sich nicht nehmen lassen, die Einladung zu der Appendix-Show nach gutem alten serbischen Brauch noch einmal persönlich auszusprechen.