Erstellt am: 17. 10. 2015 - 16:17 Uhr
Flimmern - der assoziative Wochenrückblick
Memes
Internet Memes sind mittlerweile so normal, dass man damit rechnen muss, öffentliches Nasenbohren gerne mit vier Millionen Klicks zu bezahlen. Erst vor 15 Jahren war das völlig anders: Bei der Gegenparade zur Berliner Love Parade, der Fuckparade im Jahr 2000, ist einer von vielen halbnackten muskelbepackten bärtigen Riesen mit blonden Zöpfen bei einem witzigen Solotanz von einem Künstler gefilmt worden. Naiv hat ein Künstler den Clip 2006 ins junge Youtube gestellt. Bald wurde der Tanzkrieger als "Techno Viking" eines der bekanntesten Internet-Phänomene der Nullerjahre. Aber damals gab es Marketingprofis wie die Grumpy Cat noch nicht. Die öffentlich/privat Debatte wurde damals noch vor Gericht geführt und der Künstler und der "Techno Viking" haben sich über Privatsphärenprobleme gestritten und sind heute beide eher finanziell ruiniert als reich.
Smartphones
Gutes tun derzeit einige Kroaten. Obwohl den Flüchtlingen das Smartphone und das Internet bei uns scheinbar am meisten geneidet wird, dürfte sich schon rumgesprochen haben, dass das Ding auf der Fluchtroute nicht zum fröhlichen rumtindern verwendet wird. Nachrichten von zuhause, Routenänderungen und Nachrichten von den umliegenden Grenzen sind oft lebenswichtig. Gerade in Gegenden, wo das Smartphone als einzige Quelle für Flüchtende besonders wichtig wird, gibt es oft keine ordentlichen Internet-Verbindung. Die kroatische Organisation Otvorena mreža (Deutsch: Offenes Netzwerk) hilft auf intelligente Weise: Mit Wifi-Hotspots auf dem Rücken laufen ihre freiwilligen Helfer an der Grenze entlang, damit die Flüchtlinge zu ihren Informationen kommen. In einem nächsten Schritt wollen sie nicht mehr nur selbst mit dem Rucksack unterwegs sein. Mit Anleitungen soll in Zukunft jeder in der Lage sein, schnell selbst einen mobilen Hotspot zu bauen.
flickr.com, Robert Nelson
Täuschung
Wenn ein Foto von Osama bin Laden und Hillary Clinton bei einer jüdischen Hochzeit von einem großen Teil der Internet-Community als echt und als Beweis für allerlei Verschwörungen herhalten kann, scheint alles und nichts möglich. Alles, weil man alles fälschen kann und nichts, weil uns nichts mehr überrascht. Dennoch gibt es noch Sinnestäuschungen von besonderer Art. Die sogenannte Shepard Skala vermittelt den Eindruck, dass eine Tonleiter ewig nach oben weiter geht. Das ist, als würde ich einen Satz zweimal vorlesen und beim zweiten Mal hätte man den Eindruck, meine Stimme würde höher klingen. Der Grund: unser Ohr kann hier auseinander gehende Grundtöne und Obertöne nicht unterscheiden.