Erstellt am: 17. 10. 2015 - 13:13 Uhr
Pope Songs
Nachdem Papst Franziskus die Amerikaner schon damit geärgert hatte, dass er im italienischen Kleinwagen vorgefahren war und zur Armenspeisung ging, statt mit Republikanern zu essen, hat er nun auch noch eine Platte aufgenommen.
Zwar singt der heilige Vater nicht selbst - da sei Gott vor, das ist bei den letzten Papst-CDs auch schon unmöglich gewesen -, aber seine Predigten und Sprüche seien untermalt mit Gitarren, die an Godspeed You! Black Emperor erinnern sollen. Auch hätte sich der musikalische Leiter der Heiligen CD früher durch Zusammenarbeiten mit Peter Hammill und Van der Graaf Generator hervor getan. Die Dämme des Himmels sind also gebrochen, Grund genug, ein paar mögliche Coverversions-Vorschläge für die nächste Papst-CD zu sammeln.
"Von Gott"
Korea.net / Korean Culture and Information Service
Kanye West – "I am a God"
Eine Pantheistische Weltsicht, zu unchristlich für die Papst-CD. Eventuell ist Kanye ja nicht Abraxas, der Erstbeweger, sondern einer seiner Untergötter. Er ist jedoch durchzogen von göttlichem Spirit, sei es bei Massage, Menage oder Porsche. Er ist ein Mann Gottes und mit Gott.
Randy Newman – God's Song
Zynisch, aber teleologisch nicht undenkbar: Wenn Gott all das Unendliche und Ewige rund um uns geschaffen hat, warum sollte er uns Menschen mehr Aufmerksamkeit als Kaktusblüten und Yucca-Palmen widmen? Vielleicht, weil er sich dermaßen darüber amüsiert, dass wir ihn trotz Kriegen und Hungersnöten immer noch anbeten? "That's why I love mankind".
Ian Gillan – "Gethsemane (I only want to say) aus Jesus Crhist Superstar
Die Schlüsselszene der ganzen Bewegung: Der Heiland im Zweifel, ob es etwas bringt, zu sterben, in Szene gesetzt vom Sänger von Deep Purple, geschrieben vom reichsten Musiker der Welt. Jahre später wurde Martin Scorsese für die Beschäftigung mit eben diesem heiligen Zweifel von demostrierenden Jesus-Fundamentalisten mit dem Tod bedroht.
Und noch was Erstaunliches aus dem frühen Leben des Popstars, der sich am Messianischsten von allem gebärdet hatte: Sühneopfer auf dem Altar von Rassismus, Keuschheit und familiärer Gewalt, Renaissancepapst unter den Nachfolgern des Heilands, der stets das Gute wollte und das Böse schuf, die Identitätsaufgabe als umgedrehte Version des "Lasset die Kinder zu mir kommen":
Michael Jackson - If I Was God
"Über Gott"
Daniel Johnston – "GOD"
Daniel Johnston – "Hoping"
Dieser Mann, voll mit Talent, voll mit Liebe, voll mit Problemen, und der naiven Natur- und Menschenschau mächtig wie kaum ein anderer Popmusiker, ist irgendwie schon selber ein Gottesbeweis, so man einen braucht. Bei "Hoping" macht er den logischen demütigen Akt des deistischen Künstlers – er reimt "God" auf … "God".
Jethro Tull – "My God"
Klassische Religionskritik aus der Hippie-Zeit, mit Bibelzorn vorgetragen: Hättet ihr den Gott nicht in dem goldenen Käfig der Religion eingesperrt, wäre er der Gott von Allem und nicht der Gott von Nichts, so aber könnt ihr mit Plastikkruzifixen um Vergebung beten zu so vielen Göttern, wie ihr nur zählen könnt. Die anglikanische Kirche kriegt auch ihr Fett weg und das Christenrock-Instrument Querflöte wird hier (für Christenrock-Verhältnisse) recht ekstatisch-entrückt eingesetzt. Ein kleiner Favorit für die Papst-CD.
Black Sabbath - "After Forever"
Ausgerechnet Ozzy Osbourne, jaja. Dem Hühnerkiller hätte man die Zeilen "Die einzige Art der Liebe ist Gott" nicht so recht zugetraut. Aber es geht in dem Lied schon wieder vertrauterweise um Hölle und Verdammnis, aber er ist voll der Gottesfurcht und somit vorbereitet.
Regina Spektor – "Laughing At"
Wenn man in Not ist, ist's vorbei mit dem Atheismus - so ein häufiges Argument von Christen gegen die Verweltlichung. Die russische Gläubige Regina hat dies in eine süßes Kinderlied verpackt, mit dem Refrain, dass "Gott lustig sein kann", was nach der Aufzählung all der Krebsdiagnosen und Flugzeugabstürze etwas merkwürdig anmutet.
Gebete & Predigten
Nick Cave – "God is in the House"
(ebenso wie "Foi Na Cruz", "Jesus Met The Woman At The Well", "Into My Arms", "Mercy Seat" und fast alles andere)
Einer seiner bekanntesten Songs beginnt mit dem Satz, er würde nicht an einen eingreifenden Gott glauben. So richtig glauben kann man ihm das ja nicht, immerhin ist sein Werk voll mit rächenden Göttern und strafenden Engeln und Bibelzitaten als jenes des Papstes selbst. Aber all das Samtene und Eindringliche ist geerdet noch durch das Schicksal des Bekehrten, der die Hölle von Drogen und Dekonstruktivismus schon durchschritten hatte und zum geraden Weg zurückgekehrt ist. Wegen Cave braucht Bono nicht auf die Liste. Naja, er wird sich einkaufen.
Kanye West – "Jesus Walks"
Er ist ja doch nicht selber Gott, sondern sein Diener auf Erden.
Nas - "God Love Us"
Velvet Underground – "Jesus"
Bob Dylan – "Death Is Not The End"
Mos Def - "All Praises Due"
Leonard Cohen - "Hallelujah"
Uncle Tupelo - "Satan Your Kingdom Must Come Down"
Johnny Cash – "God Will Cut You Down"
Johnny Cash - "1Corinthians 15:55"
Joan Osborne – "One of Us"
Ein klassischer Indie-Gospel zum Selberdrehen
Violent Femmes - "I'm Free"
(auch: "Country Death Song" oder "Hallowed Ground")
Der intelligente und fröhliche Gordon Gano schafft es auch, fröhliche und intelligente Lieder über den Herrn zu verfassen. Seit 1984 schafft er es aber nicht mehr so gut, diese auf Violent Femmes-Platten zu lancieren. Dafür hat er eine eigene Band. Das Lied hier war noch auf einer Platte drauf, die "Warum die Vögel singen" hieß, einem Nachfolger von "Heilige Erde". Gott-, Freiheits- und Demokratiehymne zugleich ist es ideal zum Lagerfeuern, egal wo man sich glaubenstechnisch gerade befindet.
Und hier noch stellvertretend für zwei Drittel der modernen Popsongs
Ein bitterer Gegen-Gospel : XTC – "Dear God"
Und ein fröhlicher, der allerfröhlichste und Sex-feierndste Gegen-Gospel: Bonnie "Prince" Billy: "There Is No God"