Erstellt am: 15. 10. 2015 - 19:03 Uhr
Dreamlike Quality
Die britische Band Editors rund um Tom Smith ist eine der erfolgreichsten auf der Insel und darüberhinaus. Ihr neues Album heißt "In Dream". Träume - damit hatte sich Tom Smith bisher eigentlich noch wenig beschäftigt.
Tom Smith sagt über den Albumtitel:
"Well, all the songs have a dream-like quality to them. Some of them talk about dreams or about waking up, and this kind of thread connected the material. Why I decided to write about dreams, I don´t really know. I think, musically as well the record has this dream-like quality. It´s kinda cosmic - some of the sounds and the instrumentation. It suited the mood of what we´d done."
Darkness Falls (Again)
In einem Interview meinte Tom Smith einmal: "To us it´s interesting, if it has a darkness. Whatever that is. On the lyric side of things, if I was singing about dancefloors or happier or rosier things, it wouldn´t ring true for me. I don´t know, why that is. I don´t think you need to be sad to write a sad song, everybody has a dark side."
Tom Smith klingt fast ein wenig wie John Cale im Song "Life Is A Fear". Er spielt ihn bei Radio-Sessions gern auch solo und mit akustischer Gitarre und klingt dabei ein wenig wie Nick Cave. "Life is a fear of falling - through cracks", heißt es im Song.
Beim Hören des neuen Albums erkennt man die Editors von früher nicht immer sofort. Außer, dass diese gewisse "Darkness" in den Songs allgegenwärtig ist und die Baritonstimme von Tom Smith nach wie vor intakt ist, wenn auch reifer geworden. Zehn Jahre ist es her, dass die Editors ihr erstes Album "The Back Room" veröffentlicht haben. Viel hat sich seither für die Band aus Mittelengland verändert. Der neue Longplayer entstand in den schottischen Highlands. Schottland vielleicht deshalb, weil Tom Smith mit der schottischen BBC-Radiomoderatorin Edith Bowman verheiratet ist.
Tom Smith zur Entstehung von "In Dream":
"It´s the first time we´ve recorded ourselves with no producer. There was nobody there steering the ship, other than ourselves. Traditionally, what we do is, we´d take my demos, we´d rehearse them in a room so that we could all play them. This time the rehearsal and demo happened all at once. So yeah, it was a different way of working. It was a lot more fluid, a lot more free."

PIAS
Neuanfang mit Frauenstimme
Auch neu bei den Editors: Vor dem letzten Album verließ Gründungsmitglied Chris Urbanovicz die Band. Tom Smith sieht die Editors seither als Band, die einen Neuanfang machte. So ist etwa bei mehreren Songs eine Frauenstimme zu hören, im Hintergrund oder als Duettpartnerin. Rachel Goswell von der englischen Neunziger Jahre Showegaze/Dreampop-Band Slowdive ist die Frau, der die Stimme auf "Oh My World", "The Law" und "Ocean Of Night" gehört und die wie ein leichter Lufthauch den oft "gruftigen" Gesang von Tom Smith vor all zu viel "darkness" rettet.
"In these desperate times I will be walking home to you", singt Tom Smith im Album-Closer "Marching Orders". Vom "dreamer in you" singt er und "I will fall with the rain, I will flicker with the flame" - ein großer Rocksong.
Das letzte Editors-Album war das Album einer Band, die live im Studio spielen kann und die neben Piano/Keyboard natürlich auch Saiteninstrumente bedient. Das neue Album ist mehr Stück für Stück zusammengefügt. Basteln im besten Sinn: Alles, was man in einem modernen Tonstudio machen kann.
Die Editors sind eine "moderne" Band mit einem zeitgemäßen Sound. KritikerInnen bemängeln aber, dass die Editors immer wieder auch etwas "blutleer" klingen, live und im Studio. Das "blutleer" ist vielleicht bloß ein Klischee und kommt möglicherweise daher, dass Tom Smith stets etwas von einem freundlichen Profitypen ausstrahlt und weniger die charismatische Rockfigur gibt. Dass das Album vom Londoner Studiomeister Alan Moulder abgemischt wurde, tut einer gewissen - kalten? - Perfektion dieser oft abstrakt erscheinenden Songs, die dennoch für ein größeres Publikum bestimmt sind, keinen Abbruch. Als "sophisticated" lassen sich die neuen Editors-Songs vielleicht am ehesten bezeichnen. Und dieses Wort steht schließlich für nichts Anderes als für "kultiviert", "gewandt", "verfeinert", "raffiniert".
Tom Smith: "Music can be both: pop and experimental".
Zuviel U2, Coldplay und Depeche Mode ist im neuen Editors-Album, sagen die, die es nicht so mögen; sehr intensiv, meinen andere. Ich schließe mich letzteren an, auch wenn "In Dream" streckenweise durchaus Längen hat.
Ein paar Pressestimmen noch - aus der englischsprachigen Welt - zum neuen Editors-Album:
"Editors still hold fast to a sense of self that throbs harder than ever." - Drowned In Sound.
"Hard, and not necessarily rewarding work." - Uncut.
"Much darker, much no less alluring." - Mojo.