Erstellt am: 16. 10. 2015 - 06:00 Uhr
Wer nimmt mich?
Für die Macherinnen des Magazins für Illustration "Spring" lässt sich das Leben in zwei Schachteln teilen: Eine öffentliche und eine private. Erstere gleiche manchmal einem Wühltisch, zweitere beinhalte Geheimnisse und möglicherweise auch unangenehme Dinge. Genau diesen widmet sich die aktuellen Ausgabe "Privée".
Wie in jeder Ausgabe von Spring haben die Künstlerinnen unterschiedlichste Herangehensweisen an das Private.
Mairisch Verlag
Auf dem Cover kniet eine nackte Frau mit Katzenmaske. Zärtlich umarmt von einer Katze. Es ist dies ein Schabbild der in Hamburg lebenden Künstlerin Line Hoven. Ausgangspunkt für ihre Serie war die Tiersendung "Wer will mich", bzw. die von Edith Klinger geschilderten traurigen Schicksale der Katzen. Diese Texte hat Line Hoven mit Frauenakten kombiniert. Titel ihrer Serie ist bewusst "Wer nimmt mich". "Man hätte es auch bei 'Wer will mich?' lassen können. Aber es sollte schon offen bleiben, ob es um die nackte Frau im Bild geht oder um das Tier." Außerdem, erklärt Line Hoven, sei die Kombination von nackten Frauen und Katzen ein Zitat an den Künstler Balthus.
Mairisch Verlag
Mit Haustieren beschäftigt sich auch Katharina Gschwendtner. Allerdings mit ihren verstorbenen Haustieren, die sie bis heute gewissermaßen begleiten.
Mairisch Verlag
Private Räume, die mit Vorhängen verhängt sind, zeigt Carolin Löbbert in ihren Tuschebildern.
Und Stefanie Wunderlich stellt die Pubertät als Geisterbahnfahrt dar. Ein tiefer Blick in das Private …
© Manfred Bogner
14 Künstlerinnen sind in der aktuellen Ausgabe von Spring vertreten. Die Macherinnen bilden ein loses Kollektiv erklärt Line Hoven. "Das wechselt, je nachdem macht mal wer eine Pause, weil sie gerade eine Professur oder ein Kind bekommen hat. Oder ein Buchprojekt hat. Und dann pausieren manche und dafür kommen andere dazu."
Sie schätzt an der Arbeit für Spring die Vorgaben. Die bieten ihr eine Möglichkeit, so zu arbeiten, wie sie es in ihrem Alltag nicht kann. Carolin Löbbert hingegen genießt die Freiheit, bei "Spring" eigene Ideen verwirklichen zu können.
Spring Magazin
So oder so - Herzblut und Leidenschaft stecken im Projekt "Spring". Und jede Menge Zeit. Denn kaum ist eine Ausgabe gedruckt, wird schon an der nächsten gearbeitet. Basisdemokratisch stimmen die Künstlerinnen alles ab. Gar nicht so einfach – leben sie doch beispielsweise in Berlin, Hamburg und Köln. Und auch die Österreicherin Theresa Präauer hat schon Texte beigesteuert.
"'Spring' bedeutet also nicht nur aktiv sein und was machen oder auch Neubeginn und Aufblühen. Sondern auch viele, viele Mails." erklärt Carolin Löbbert. Ein Tag ohne Spring-Mail ist kein vollständiger Tag", lacht Line Hoven.
"Spring'" bedeutet aber vor allem eine bunte Ansammlung von witzigen, kritischen, interessanten, schönen, beeindruckenden Arbeiten aus Comic, Malerei und Illustration. Schade, dass sie nur einmal im Jahr erscheint.