Erstellt am: 12. 10. 2015 - 20:55 Uhr
The daily Blumenau. Monday Edition, 12-10-15.
#fußballjournal15
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
Team Liechtenstein beschäftigt gleich fünf österreichische Coaches: Rene Pauritsch (Chefcoach A-Team, technischer Leiter), Dietmar Kupnik (Torwarttrainer A-Team, U17, Ausbildner U13, U12)), Heinz Fuchsbichler (U21, U19, U18), Hans-Peter Pircher (Co U21), Gerald Kassegger (Torwarttrainer U21, U19, U18, U16) und Ladislav Hevessy (U14-Ausbildner).
Tor: 12 Cengiz Bicer (Göztepe Izmir/TUR), 21 Benjamin Büchel (Oxford United/ENG), 1 Peter Jehle (Vaduz). Auf Abruf: Thomas Hobi (Balzers).
Abwehr: 4 Daniel Kaufmann (Vaduz), 2 Daniel Brändle (Münsingen/SUI), 14 Yves Oehri (YF Juventus/SUI), 10 Mario Frick (K), 16 Martin Rechsteiner, Pascal Foser (Balzers), Andreas Malin (Eschen/Mauren). Auf Abruf: Olcay Gür (Ankara Demirspor/TUR).
Mittelfeld: 11 Franz Burgmeier (Vaduz), 6 Andreas Christen, 23 Michele Polverino (Ried/AUT), 8 Sandro Wieser (Thun/SUI), 13 Martin Büchel (Unter-föhring/D), 17 Robin Gubser, 3 Mathias Sele (Eschen/Mauren), 15 Seyhan Yildiz (Balzers), Auf Abruf: Sandro Wolfinger (Heimstetten/D).
Angriff: 7 Marcel Büchel (Empoli/ITA), 22 Armando Heeb (Balzers), 19 Niklas Kieber (Eschen/Mauren), 9 Simon Kühne (St. Gallen/SUI), Dennis Salanovic (NK Istra/CRO).
Gestrichen wurde Nicolas Hasler (Vaduz), der Fußballer des Jahres 2015, der im Oktober aus dem Verkehr gezogen wird.
Aus dem Starting Lineup des Hinspiels ist Rechtsverteidiger Ivan Quintans (Balzers) nicht mehr dabei, aus dem damaligen Kader fehlen Vinzenz Flatz (Konol-fingen/SUI) und Philippe Erne (Balzers). Auf Abruf waren Burak Eris (Schaan) und Samuel Zimmermann (zuletzt bei Wettswil).
Weiters aktuell im Großkader: Mathias Christen (Triesenberg), Lucas und Fabian Eberle (Schaan), Thomas Eggenberger (Muttenz/ SUI).
Die U21 - mit Kapitän Vinzenz Flatz, Jens Hofer (YB/SUI) sowie Manuel Vogt und Tobias Schierscher von Maccabi Wien - wird erst im November wieder aktiv.
Out: Fabio D'Elia (Ruggell), Lorenzo Lo Russo (Linth/SUI), Ueli Sturzenegger (Cham/SUI), Lorenzo Longo (Melfi/ITA), Franziskus Fuchs (VfL Bühl/D), Marco Willi (Mels/SUI) uam
Zurückgetreten ist Thomas Beck (Rankweil/AUT), Marco Pérez spielt mittlerweile bei Bruck an der Leitha, Martin Stocklasa (Ex-Ried) ist Nachwuchs-Leiter in St. Gallen.
Von wegen sportlich wertlos: auch wenn der heutige Gegner in jeder Spielsekunde den deutlichen Klassenunterschied erkennen lassen musste, hat diese letzte Partie der besten österreichischen EM-Qualifikationsrunde aller Zeiten (9 Siege hintereinander, besser als das Wunderteam) einige Erkenntnisse gebracht. Marcel Koller konnte ausprobieren, was passiert, wenn man gegen einen sich einigelnden Gegner durchkommen will. Rene Pauritsch stellte Liechtenstein mit einem breiten und engmaschigen Fünfer-Mittelfeld vor der Viererkette und hinter einer einzelnen Spitze hin; und Koller setzte diesem (erwarteten) System auch etwas entgegen: ein anfängliches 2-4-3-1, das sich mit Fortdauer des Spiels (auch nach dem diesbezüglich klarstellenden Wechsel von Sabitzer für Alaba) in ein 2-3-4-1 wandelte.
Und das geht so: die Innenverteidiger stehen allein in der letzten Linie, die Außenverteidiger bleiben permanent davor und bilden mit dem Sechser eine Dreierreihe. Der Sechser kippt heute kein einziges mal zwischen die Innenverteidiger; und bei denen gibt's einen aktiven Rollentausch: es ist rechterhand Prödl, der im Aufbau vorsticht, nicht wie zuletzt Aleks Dragovic, der sich (links) ausgenommen zurückhält.
Das ist nicht zufällig, sondern auf Anordnung passiert: genau das war Prödls Schwachpunkt, ihn hier einzuspielen hat sich definitiv ausgezahlt. Alaba setzte sich nach einer vorsichtigeren Anfangsphase (die auch damit zu tun hatte, dass die Blauen eifrig mitspielten) klar vor Baumgartlinger und neben Junuzovic und bildete so mit den heute sehr seitentreuen Harnik und Arnautovic eine Offensivreihe, die entsprechenden Druck ausübte. Auch wenn zu Beginn oft niemand bis auf Janko im gegnerischen 16er aufzufinden war - weil Liechtenstein gewillt war auch mitzuspielen und weil das ÖFB-Team nicht den Fehler beging sich wie Barcelona handballkreismäßig aufzustellen, sondern diese Gegenstöße auch zuzulassen, konnte man immer wieder mit Tempo in Freiräume vorstoßen; was vor allem der tagesformbeste, Arnautovic weidlich ausnützte; und auch ein wenig trickste. Aber nicht per Selbstzweck und um anzugeben, sondern weil es seinem vorwärtsdrängenden Spiel am heutigen Abend entgegenkam. Die kleinen Posereien gegen Liechtenstein waren also zielgerichtet und deshalb nicht überheblich wie die in Halbzeit 1 in Montenegro, die einer peinlichen momentanen Selbstüberschätzung geschuldet waren.
Von wegen schon Europameister: wenn Österreich einmal aus diesem Fußball-Traum aufgewacht sein wird, wenn sich die Jubel-Nebel lichten, dann wird klar werden, dass nicht nur Österreich eine exeptionelle Performance abgeliefert hat, sondern auch Island, Wales, Nordirland oder Albanien, allesamt Sensationsmannschaften, allesamt vormalige Zwerge, die aus tiefen Jammertälern kommend Favoriten aus dem Weg gedrängt und sich allesamt unsterblich gemacht haben.
Dass Österreichs Mannschaft unter den Experten besondere Beachtung erfährt, hat damit zu tun, dass neben dem Star-Faktor (David Alaba ist nicht zufällig gerade eben in die Superstarklasse raufnominiert worden) und dem Anteil, den das Teambuilding hatte, vor allem eines sichtbar war: der logische Aufbau nach einer schon bravourösen WM-Qualifikation vor zwei Jahren, als die, die wirklich was von Fußball verstehen, den Aufstieg schon vorhersagen konnten. Dass man einer Mannschaft öffentlich beim Wachsen zuschauen kann, das haben die Menschen noch lieber, als wenn irgendwo ein Deus ex Machina daherkommt. Auch weil da der Nachhaltigkeits-Effekt klarer zutage tritt und man weniger von Zufall a la Griechenland reden kann.
Dass dazu ein Paradigmenwechsel der trainerischen Herangehensweise nötig war, wird man im Ausland kaum verstehen, weil man (irrtümlich, in Unkenntnis der davor existierenden Kloake) davon ausgehen musste, dass schon bisher sanitäre Mindeststandards existierten. Lucky them.
Von wegen unbesiegt in der Qualifikationsgruppe und 9 Pflichtspiel-Siege en Suite: das ist auch wichtig. Noch wichtiger ist der Sieg heute Abend gegen Liechtenstein aber für die Setzung bei der EM: nur dann ist Topf 2 fix und das ÖFB-Team kann es so vermeiden etwa Deutschland UND Italien zu bekommen.
Von wegen Gegner aus Liliput: ich hab' heute in der U-Bahn schon drei gefährlich aussehende Liechtensteiner Hooligans (mit Verbands-Schals) gesehen. Wer die - von einer Horde Österreichern angeführten - Kicker aus dem Mini-Fürstentum (1700 der 37.000 Einwohner sind aktiv, das ist eine der weltweit höchsten Durchdringungen und schafft entsprechenden Rückhalt) besiegen will, muss eben schon Russland, Schweden oder Österreich heißen: Montenegro und Moldawien ist das in der Gruppe nicht (immer) gelungen, mit 5 Punkten sind die Zwerge Tabellenfünfter, noch vor der Republik Moldau. Heute war auf ihrer Seite auch ein echter Österreicher dabei: der Feldkircher Marcel Büchel (spielt beim italienischen Serie A-Verein Empoli, gehört aber Juventus Turin), der seit Jahren (nach einem Zwist mit dem streitbaren Coach Andreas Heraf bei der U20) mit dem ÖFB im Streit liegt, ist quasi übergelaufen, und wird künftig mithelfen die - in Relation gesehen - permanente Sensation der alpinen Zwergstaates zu prolongieren.
Und, von wegen Respekt vorm Gegner, Fair-Play und Demut: dass der bewegendste Moment innerhalb des Spiels dem Kontrahenten geschenkt wurde, nämlich dem Abtritt des großen Mario Frick, mit 41, nach 125 Teameinsätzen, das war ganz großes Kino. Vielleicht war dieses Grundgefühl der Wertschätzung jeglicher Leistung auch der Garant für das Gelingen; heute im Stadion, und auch sonst, die gesamte Qualifikation über.
Österreich in rot-weiß mit 1 Almer; 17 Klein, 15 Prödl, 3 Dragovic, 5 Fuchs (K); 14 Baumgartlinger (71./ 6 Ilsanker), 8 Alaba (65./ 20 Sabitzer); 11 Harnik, 10 Junuzovic, 7 Arnautovic; 21 Janko (64./ 9 Okotie)
Liechtenstein in blau mit 1Jehle; 16 Rechsteiner, 10 Mario Frick (K; 90./ 9 Kühne), 4 Kaufmann, 14 Oehri (46./ 2Brändle); 19 Kieber (62./ 15 Yildiz), 13 Martin Büchel, 23 Polverino, 8 Wieser, 11 Burgmeier; 7 Marcel Büchel.
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