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Natalie Brunner

Appetite for distraction. Moderiert La Boum de Luxe und mehr.

5. 10. 2015 - 13:13

Flimmern: Wir mutieren

Here come the Posthumans: Arca und FKA Twigs lassen Körper und Gender hinter sich zurück. RM486 und Jonas Åkerlund versuchen es auch, ein bisschen.

Flimmern - der assoziative FM4 Wochenrückblick

FKA Twigs hat zu ihrer EP M3LL155X (Melissa) einen 16-minütigen Kurzfilm in Eigenregie gedreht, der gleichzeitig auch als Video zu 4 Nummern der EP funktioniert. M3LL155X ist ein Name, den Twigs ihrer inneren Kraft gegeben hat, die sie mutieren und erzeugen lässt. Das mag für manche Ohren etwas nach esoterischem "Wir finden unsere weibliche Urmutterkraft in einem Kornfeld irgendwo im Burgenland"-Seminar klingen, aber Twigs führt uns in einen ganz anderen Film und Denktornado. Twigs ist eine Gestaltwandlerin, die Gefängnisse niederreist, die für weibliche Körper gebaut werden. In dem Film "In Time" wird die Macht, die der Blick der Anderen auf einen ausübt, zerstört. Das Finale findet im nächtlichen Wald statt, wo FKA Twigs beim Vouguen Solidarität und Freundschaft feiert.

Ist es Inspiration oder schlechter Rip-Off?

Die Schauspielerin Rose McGowan ist zornig darüber, wie in Hollywood Weiblichkeit vermarktet wird, und veröffentlicht als RM486 ihr musikalisches Debüt, das auch als Kommentar zu ihrem bisherigen Werdegang verstanden werden kann. Umgesetzt hat das Video Jonas Åkerlund, der seine Karriere als Schlagzeuger der Black Metal Band Bathory begonnen hat, Madonna und Lady Gaga in Videos ein bisschen verstören ließ und der Regisseur der lustigen Meth-Amphetamin-Komödie "Spun" ist. Der Name RM486 ist eine Anspielung auf das Medikament RU486, mit dem man Schwangerschaften abbricht.

Rose McGowan meint im Interview, dass die Mutationsphasen, die sie im Video durchläuft, verschiedene Aspekte ihrer Selbstwahrnehmung und Darstellung repräsentieren. Eine komplexe Dramaturgie der Blicke, die Fragen, wer sieht und projiziert gerade was auf den weiblichen Körper, die Twigs in ihrer Arbeit stellt, kommen in der Frontaldarstellung des Körpers von RM486 nicht vor und die schnellen Schnitte, bei denen die Ex-Charmed-Hexe mit den Armen fuchtelt, haben mit Vogueing nicht viel zu tun. Die Kostüme würde ich mir schon ausborgen.

Mutant

Freudiges Grunzen entkommt meiner Kehle angesichts der Ankündigung von Arca, noch diesen Herbst sein zweites Album "Mutant" zu veröffentlichen. Arca wird wieder mit dem visuellen Künstler Jesse Kanda zusammenarbeiten. Für seinen Auftritt beim Donaufestival, wo er unten ohne bekleidet mit Korsett und glitzerroten Drag Queen Boots mit 25cm Plateausohle ins Publikum gesprungen ist, um eine Reggeaton/Grindcore-Nummer zu performen, werde ich ihn bis an das Ende meiner Tage verehren.