Erstellt am: 3. 10. 2015 - 12:55 Uhr
Waves Vienna: Heute mit Rave
Freitag und man merkt's. Wien ist in Ausgehstimmung, so auch das Publikum am Waves Vienna Festival. Die Locations sind im Gegensatz zu gestern schneller gefüllt, überall schneller Gedränge, Menschenauflauf.
Armin Rudelstorfer
Girlpower unlimited
Das Waves Vienna Festival findet von 30.9. bis 4.10. in verschiedenen Locations im ersten Wiener Bezirk und in Bratislava statt.
Mein Abend beginnt am Haymarket, sprich dort, wo sich sonst eigentlich der Eislaufverein einen Namen macht. Der Redbull-Brandwagen hat da seine Station aufgeschlagen, darf zwar nur bis neun Uhr beschallt werden, weil Open Air, aber das umso besser: Die Pins, eine ja, Girlgroup aus Manchester, schnappt sich den letzten Slot des frühen Abends. Ganz in später Courtney-Love-Nachfolge. Da wird geschrammelt und gejammt, aber alles mit einer bluesigen Nonchalance. Optisch größere Schwester der irischen Newcomerin Soak ist es besonders die Drummerin, die der Band den Takt vorgibt. "Girls just wanna have fun" wird wirklich angespielt. Klingt zwar schrecklich, war es aber nicht. Gelungen ruppig, kratzig, rau.
Gegen die Sperrstunde
Sizarr sind krank. Zumindest sagt das Sänger Fabian Altstötter, der im Mantel auf der Bühne steht und wirklich nicht allzu glücklich aussieht. Der Haymarket als Venue versteht sich als Bierzelt, das gleich neben dem Brandwagen aufgeschlagen wurde – und hat nur ein Problem: Um zehn Uhr wird der Strom abgedreht. Nachdem Sizarr großteils ihr zweites Album in Hits wiedergegeben haben, heißt es plötzlich Ende! Die Band nicht weniger erstaunt als das Publikum, das sich in Pfiffen und haltlosen Zugabe-Rufen ergeht. Aber leider. Sie dürfen nicht weiterspielen. Nicht einmal "Timesick" geht sich mehr aus. Schade, in der melancholischen Stimme, der gedämpften Drums, der unruhig gezupften Gitarre wäre man gerne länger verloren gegangen.
Benedikt Novak
Die Alte Post wartet an diesem Tag mit einem der internationalen Headliner des Festivals auf: Die kanadische Band Austra spielt ihren New Wave und die Venue ist voll. Wieder merkt man, es ist Freitag Abend, viele Besucher sind unterwegs - auch wenn sie die Band nicht kennen. Was ja eigentlich der Gedanke am Waves ist: Herumschauen, Neues sehen. Sängerin Katie Stelmanis zeigt sich als blitzend hellgrüne Operetten-Diva mit Humor: Als "Home" angestimmt wird und es beim Refrain nicht wie gewollt per Stecker laut wird, wird schnell ein "This is a really bad fuck up" ins Mikro gesäuselt. Lachen, lachen – das Publikum ist auf ihrer Seite. Ein schönes, solides aber zu absehbares Set. Wenig aufregend.
Easy Pop
Im Porgy and Bess spielen zur selben Zeit die Coasts aus UK – und direkt im Anschluss daran Honne. Vielversprechend: Elektro-Soul aus London. Überraschenderweise ging das Set des Duos doch mehr unter in poppigen Ausschweifungen – was unterhalten, aber nicht umgeworfen hat. Um zwölf Uhr sind die meisten regulären Konzerte beendet, es wartet noch die DJ-Line. An diesem Tag mit besonders großem Namen: Mike Skinner on the decks.
Patrick Münnich
Mit Vollbart und Basketjacke betritt Mike Skinner die Bühne, anfangs noch zurückhaltend, später auch immer wieder mit motivierten Shout Outs ans Publikum. Es ist ein Uhr, alle wollen tanzen. Mike Skinner mischt Rave unter R’n’B, pfeift auf ein bestimmtes Genre, spielt sich quer durch scheinbar alles, was ihm aus den musikalischen 90ern in die Hände fällt. Klingt verworren, war es auch teilweise. Die Übergänge oft zu zackig, zu zusammenhangslos. Trotzdem beschert Mike Skinner, wenn auch nicht auf der Höhe seiner Kunst, einen unterhaltsamen, schmunzelnden Partyausklang.
Benedikt Novak