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Lisa Schneider

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2. 10. 2015 - 12:12

Waves Vienna: Eine Odyssee mit Happy End

Von Jazzclubatmosphäre, dunklen Schiffbäuchen und der Alten Post. Der Gewinner des ersten Abends: Oddisee.

Das Waves Vienna Festival wartet heuer wieder, diesmal zum fünften Geburtstag, mit einem dicht gespickten Programm auf. Stark vertreten an diesem Eröffnungsabend sind neben österreichischen auch amerikanische und englische Acts.

Das Waves Vienna Festival findet von 30.9. bis 4.10. in verschiedenen Locations im ersten Wiener Bezirk statt.

Hearts Hearts

Benedikt Novak

Hearts Hearts

Mein Abend hat gestern in heimischen Gefilden begonnen: Das Badeschiff hat um 20.30 einen der ersten österreichischen Liveacts des Abends gehostet – Hearts Hearts. Der Abend ist jung, das Publikum noch überschaubar. Der Band ist das egal. Ihr gelingt der Spagat zwischen artifiziell und authentisch, zwischen Experiment und Pop. Als wäre Thom Yorke schnell in die Hipster-Jean geschlüpft und hätte einen Abstecher an die Donau gewagt. Ein nebulös schönes Cello unterstützt die Live-Performance, die an Lippen und Ausdruckstanz des jungen Sängers hängt. Der sich und seine Crew im Anschluss an jede einzelne Nummer hineinstürzt in eine ausgefranste, ja ekstatische Jamsession.

Mehr Elektropop

Im Anschluss bot die Alte Post ähnliches Programm: Ant Antic, Hearts Hearts' Geschwister im elektronisch-verträumten Geist, spielen ihr Set in routinierter Manier. Auch wenn es offenbar mit der Technik ein bisschen hapert. Diese zwei jungen Oberösterreicher schreiben kleine, unaufdringliche Indie-Elektrohits, die man immer irgendwo hört, die man aber glücklicherweise nie zu oft hören kann. Gejammt wird nicht, und das ist ok so. Dazu sind die Stücke zu ausproduziert, auf Platte gedacht, zu reduziert auf den Punkt gebracht.

Ant Antic

Thomas Exel

Ant Antic

Die Odyssee geht weiter. Eine Reise durch die Nacht, eine Irrfahrt im positiven Sinn – die ewige Qual der Entscheidungsunfreude oder des überbordenden Angebots. Verwöhnte Probleme, die Wahl fällt schließlich auf Oddisee im Porgy & Bess am späteren Abend.

Washington und Homer

Nachdem RDGLDGRN (steht für „Red Gold Green“) leider, hoffentlich doch ungewollt, Limp Bizkit gecovert haben – war die Location das erste Mal an diesem Abend prall gefüllt. Beinahe wurde geflüstert darüber, wer oder was jetzt als nächstes passiert. Oddissee, Rapper aus Washington, ist seit 1999 im Business - und trotzdem hier eine Art heißer Geheimtipp. Er lässt jedenfalls die Bombe platzen: Bevor er in jugendlicher Manier die Bühne betritt und klischeehaft einige „Hey hos“ und „How are ya doins“ loslässt, spielt erst einmal seine unglaublich gute Liveband ihre Finger warm.

Oddisee

Patrick Münnich

Oddisee

Das ist es auch, was den Auftritt auszeichnet, ihn zum besten des Abends macht: eine kleine Bühne, beinahe schon vollgepfercht mit fantastischen Livemusikern, vom Bassisten bis zum Keyboarder. Die bekommen ihr Mikrophon nicht nur deshalb, weil sie die „Ahs“ und „Ohs“ hineinhauchen sollen, sondern weil sie wirklich gut singen können. Umsonst heißen sie nicht Good Compny und werden so auch im Line Up angeführt. Mit dieser Unterstützung kann Oddissee glänzen, der da so schnell rappt, man bricht sich schon beim Zuhören die Zunge. Genüsslich. Der Gewinner des Abends heißt also eindeutig wie das Homer’sche Epos. Zumindest dann, wenn man ihn laut ausspricht.

Happy, happy Birthday

Das Waves Vienna hat erst begonnen: Partywütig ist Wien trotzdem schon. Nachdem das junge Salzburger Zwillingsduo Mynth vor allem mit spektakulären Visuals den Abend im Porgy & Bess abschließt, wird bei Blaz und Simon in der Alten Post noch getanzt, bis das Bett ruft.

Mynth

Patrick Münnich

Donnerstag Abend, Runde eins. Ein gelungener Startschuss für Österreichs größtes Club- und Showcase-Festival, ein Geburtstagsgeschenk an sich selbst wie ans Publikum. Die Trophäe geht, wie gesagt, nach Washington.