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1. 10. 2015 - 17:47

Wohnen mit Flüchtlingen

Integration durch private Wohnräume statt Ausgrenzung durch Massenunterkünfte. Die Initiative "Flüchtende 1.000 x Willkommen" macht's möglich.

Am Montag in FM4 Connected

Flüchtlinge Willkommen
Eine WG zu Besuch bei FM4 Connected
Die Initiative "Flüchtlinge Willkommen" ermöglicht Wohnen mit Flüchtlingen, es geht um Integration durch private Wohnräume statt Ausgrenzung durch Massenunterkünfte. Über diese Initiative haben Mathias und Lukas ihren neuen Mitbewohner, den gebürtigen Afghanen Abdul vermittelt bekommen. Vor sieben Jahren ist er aus Afghanistan geflohen, seit vier Jahren lebt Abdul in Österreich. Die 3er-WG aus Wien ist heute, 5. Oktober, bei Heinz Reich in FM4 Connected zu Gast, sie erzählen über ihren ersten gemeinsamen Monat, über ihre Erfahrungen mit dem Konzept von Flüchtlinge Willkommen.

"Geflüchtete Menschen, die nach Österreich kommen, werden de facto in die Obdachlosigkeit entlassen. Das BMI hat per Bescheinigung den Leuten gesagt, um ihre Meldeadresse haben sie sich selbst zu kümmern."

Das berichtet Azra Bajrica, Obfrau des Vereins Vielmehr für Alle! bei der Pressekonferenz zum Start der österreichweiten Kampagne Flüchtende 1.000 x Willkommen.

Durch das Zusammenwohnen mit Flüchtenden wird Integration gefördert, ein Netzwerk aufgebaut und Angst abgebaut. Seit August hat die Initiative 110 Flüchtlinge untergebracht. Ziel ist die Vermittlung von 1.000 Schutzbedürftigen bis Jahresende.

Grafik "Flüchtende 1000 x Willkommen"

vielmehr.at

Mitmachen

Der Verein Vielmehr für Alle! ist eine zivilgesellschaftliche Initiative und setzt sich seit 2012 für schutzsuchende Menschen ein, zum Beispiel mit PROSA – Projekt Schule für Alle, dem Café PROSA und den langen Nächten der Menschenrechte.

Wenn auch du ein Zimmer frei hast und helfen möchtest, kannst du dich einfach auf der Homepage des Projekts anmelden und einen Fragebogen ausfüllen. Kurze Zeit später wird sich jemand von dem Organisations-Team bei dir melden. Bei einem ersten Treffen soll dann besprochen werden, was die Möglichkeiten und die Grenzen sind, wie du dir das Zusammenleben vorstellst usw. Danach wird der Kontakt zu einer schutzsuchenden Person oder Familie hergestellt und meistens ein befristeter Mietvertrag aufgesetzt.

Falls das Zusammenleben problematisch werden sollte, etwa weil das Geschirr nicht gewaschen wird oder es zu laut ist, kann man sich immer an die Initiative wenden. "Wir lassen niemanden allein", sagt Azra Bajrica im Gespräch, "die aktuelle Kampagne läuft bis Ende Jänner, aber das ist nur der Anfang von einer Maßnahme, die wir weiterhin betreiben, intensivieren und ausweiten wollen. Und wie lange wir zur Verfügung stehen, hängt davon ab, wie lange es das Wohnverhältnis gibt. Wenn eine WG sagt, wir nehmen jemanden ein halbes Jahr auf, dann stehen wir ein halbes Jahr zur Verfügung. Wenn jemand sagt, das ist ein unbefristeter Mietvertrag, dann sind wir hoffentlich auch unbefristet in ein paar Jahren noch da."

Die Plattform "Flüchtende 1.000 x Willkommen" wird nun auch von der ÖH und dem Verein.Respekt.net unterstützt. Die ÖH stellt den Draht zu den Studierenden her, die ja sehr oft in WGs leben und der Verein.Respekt.net stellt Know-How und finanzielle Mittel zur Verfügung.

Finanzierung

Die Finanzierung ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Asylsuchende kommen in die Grundversorgung und das Geld, das die Flüchtlinge bekommen, ist unterschiedlich zweckgewidmet, erklärt Azra Bajrica: "Asylsuchende, die private Unterkunft suchen, bekommen für die Miete gedeckelt 120 Euro." Doch mit 120 Euro kommt man nicht weit.

In manchen Fällen wird der Wohnraum gratis zur Verfügung gestellt, es kann aber auch Miete dafür verlangt werden. Die Differenz zwischen den 120 Euro Wohnzuschuss und der tatsächlichen Miete übernimmt dann der Verein Vielmehr für Alle! und Respekt.net, die Spenden werden via Crowdfunding gesammelt.

Hier findest du alle Infos.

Winter is coming!