Erstellt am: 18. 9. 2015 - 14:39 Uhr
Rassismus is a Bledsinn
Wenn sich der Linzer Rapper und Slang-Rap-Pionier Kroko Jack (früher bekannt unter dem Namen Markee als Teil der Bands "Rückgrat" und "Markante Handlungen") über etwas ärgert, "fackelt er net lang". Das wissen eingefleischte Fans österreichischer Rap-Musik nur zu genau.
![© Daniel Shaked Kroko Jack](../../v2static/storyimages/site/fm4/20150938/KrokoJack_web_body.jpg)
Daniel Shaked
Was pointierte, schlagfertige lyrische Punchlines und energetische Performance angeht, kann ihm hierzulande - und wahrscheinlich auch nicht im Rest des deutschsprachigen Raums - kaum jemand das Wasser reichen. Einer der Wenigen, der mir spontan einfällt, ist Def Ill aus Linz. Ein Vertreter jener Rap-Generation, die unmittelbar von oberösterreichischen Künstlern wie Texta oder Markee/Kroko Jack beeinflusst und geprägt wurden.
![© Def Ill Def Ill](../../v2static/storyimages/site/fm4/20150938/Def-Ill-Cocokush-klein1_body.jpg)
Def Ill
Wer die Diskografie von Kroko Jack und Def Ill kennt, weiß, dass beide Künstler regelmäßig zu politischen Entwicklungen und Themen Stellung beziehen. In den letzten Tagen ist den Beiden individuell der Kragen geplatzt und sie haben zwei mächtige Tracks zum Thema "Asylpolitik" ins Netz gestellt.
Kroko Jack - Bledsinn (No Coke reloaded)
Kroko Jack, der sich in seiner Kunst im Spannungsfeld zwischen Battle-Rap und der jamaikanischen Reggae-Dancehall-Kultur bewegt, hat einen pointierten Mundart-Track namens "Bledsinn" veröffentlicht.
Das Instrumental bzw. der Riddim nennt sich "No Coke reloaded" und dürfte hierzulande sofort Erinnerungen an die frühen 90er Jahre wecken. Genauer gesagt an einen schwedischen Zahnarzt. Kroko Jack haucht dem "Bravo-Hits"-Evergreen frischen Wind ein und nutzt den vom "Sued Massiv Soundsystem" präsentierten Riddim als Grundlage, um sich seinen Frust von der Seele zu rappen: "Wos het in Alaba sei Vater 'tan?"
Def Ill - Zeltstädte
Dass Def Ill aka Ruffian Rugged der wahrscheinlich facettenreichste MC Österreichs ist, habe ich vor zwei Jahren hier ausführlich erklärt.
Mit "Zeltstädte" übertrifft er sich jetzt selbst. In seiner so genannten One Take Show zeigt Def Ill, was gute Rapper von weniger guten Rappern unterscheidet: seine Atemtechnik, Stimmkontrolle und Text- und Flowperformance sind auf höchstem Niveau. Diese Ansicht teilt übrigens auch der New Yorker Rapper RA the Rugged Man.
Ohne Gimmicks und Tricksereien (und in atemberaubenden acht Minuten!) analysiert Def Ill in "Zeltstädte" die Scheinheiligkeit der Asylpolitik und thematisiert Widersprüche. Alles in einem Take aufgenommen. Da können sich durchaus einige Rapper was abschauen. "Ka Mensch is illegal".