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Maria Motter Graz

Bücher, Bilder, Kritzeleien. Und die Menschen dazu.

16. 9. 2015 - 18:06

Feldbett an Feldbett

In Notquartieren sollen Flüchtlinge von der Grenze zu Ungarn Zuflucht finden. Wie es ihnen weiter ergehen wird, ist ungewiss.

#refugeeswelcome

FM4 stellt Initiativen vor, die die Situation von Flüchtlingen in Österreich verbessern wollen. Wir sind für alle weiteren Hinweise über NGOs und engagierte Privatinitiativen dankbar.

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"HELFEN. WIE WIR."

Eine Initiative des ORF in Zusammenarbeit mit Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Samariterbund, Rotes Kreuz und Volkshilfe.

Jedes Feldbett ist jetzt begehrt: Die Flüchtlinge, die es über die Grenze von Ungarn nach Österreich geschafft haben, sollen möglichst in Notquartieren Zuflucht finden. In Graz finden achthundert Flüchtlinge in einer ehemaligen Filiale eines Baumarkts an einer Ausfahrtsstraße zur Autobahn eine Notschlafstelle. Weitere 850 Feldbetten stehen in der "Steiermark-Halle" im Schwarzl Freizeitzentrum in Unterpremstätten bei Graz. Und alle Betten werden gebraucht.

Die Veranstaltungshalle beim Freizeitsee ist jetzt eines der Notquartiere in der Steiermark. Das betrifft nicht nur diese Halle und nicht nur die Steiermark. Das Innenministerium sucht nach wie vor nach geeigneten Quartieren, wo die Menschen ein Dach über den Kopf bekommen. Wo sie mit warmen Essen verpflegt werden und mit dem Notwendigsten versorgt werden können: Kleidung, Schuhe, Spielzeug für die Kinder und Hygieneartikeln. Klingt so einfach und ist doch ein immenses Aufgebot an Solidarität der Bevölkerung mit den ankommenden Fremden.

850 Feldbetten stehen in der Schwarzl-Halle als Notschlafplätze für Flüchtlinge zur Verfügung. Alle wurden gestern Nacht genützt.

Radio FM4 / Maria Motter

850 Feldbetten stehen in der Schwarzl-Halle als Notschlafplätze für Flüchtlinge zur Verfügung. Alle wurden gestern Nacht genützt.

Ohne Zivilbevölkerung undenkbar

Die Organisation vor Ort bei Graz hat der Arbeiter-Samariter-Bund mit großer Unterstützung vieler freiwilliger Helferinnen und Helfer. Sie kommen vom Islamischen Kulturzentrum Graz, dem Verein Mentorus, den Kinderfreunden, BAKIP-Lernenden und zig weiteren privaten Ehrenamtlichen. Die Muslimische Jugend Österreich, Volkshilfe, Feuerwehr, Pfadfinder und viele mehr helfen und arbeiten zusammen.

Wolfgang Krenn hat die Einsatzleitung übernommen und dankt den Menschen, die aus der näheren Umgebung einfach vorbeigekommen sind, um beim Aufstellen der Feldbetten in der Nacht von Montag auf Dienstag zu helfen und die auch am nächsten Tag wieder kamen. "Von Montag auf Dienstag konnte hier noch niemand nächtigen, weil wir erst um 22.30 Uhr eingemeldet haben - verzeihen Sie mir diesen Fachausdruck! -, dass wir einsatzbereit sind", sagt Krenn.

Ein Bus mit Flüchtlingen kommt im Schwarzl-Freizeitzentrum bei Graz an

Radio FM4 / Maria Motter

Warten auf Entscheidungen aus Wien

Gestern Nachmittag kamen hunderte Flüchtlinge mit Bussen von der ungarischen Grenze an. Innenministerium und Verteidigungsministerium organisieren den Transport in der sogenannten "Verkehrsleitzentrale". Wann genau ein Bus ankommt, ist schwer absehbar. DolmetscherInnen steigen in die angekommenen Busse ein, noch bevor die Flüchtlinge aussteigen.

"Die DolmetscherInnen versuchen, beruhigend einzuwirken. Das ist notwendig, weil die Menschen ja nicht wissen, was mit ihnen in Zukunft passiert. Man erklärt ihnen, dass ihr Ziel erreicht werden wird, aber hier aus humanitären Gründen ein Zwischenstopp eingelegt werden muss - zur Versorgung und zum Aufwärmen. Nach dieser Phase geht die Reise weiter. Wir können ihnen nicht sagen, dass sie in drei, fünf oder zehn Stunden weitergeht", erklärt Krenn in ruhigem Ton.

Juri ist einer der Dolmetscher, 19 Jahre alt und selbst Asylwerber. Alleine ohne Eltern floh er aus Afghanistan und kam als Jugendlicher nach Österreich. Jetzt besucht er die Hauptschule, am Wochenende hat er am Wiener Hauptbahnhof übersetzt und jetzt ist er hier und hilft anderen Flüchtlingen. "Ja, sicher! Egal, woher jemand kommt und aus welchem Land: ich helfe allen, weil ich liebe, zu helfen. Ich bin hilfsbereit".

Die PolizistInnen in und vor der Halle sind sehr zurückhaltend. Die Polizei wartet auf Entscheidungen aus Wien, erklärt Fritz Grundnig von der Landespolizeidirektion Graz. Von der Notunterkunft in der ehemaligen Fachmarkt-Filiale machen sich Flüchtlinge vereinzelt alleine auf den Weg. Vom Schwarzl-Freizeitzentrum kommt man auf der einen Seite direkt auf die Autobahn, auf der anderen führen kleine Straßen ins Grazer Umland. Bis zum nächsten Supermarkt ist man zu Fuß lang unterwegs. Die PolizistInnen raten davon ab. Sobald eine Weiterreise möglich wird, informieren sie die Flüchtlinge.

Kinderspielecke in der Schwarzl-Halle, die als Notquartier für Flüchtlinge verwendet wird

Radio FM4 / Maria Motter

Jede Begegnung eine große Geschichte

Du willst auch mithelfen?
Hotline für freiwillige HelferInnen im Notquartier in Schwarzl-Halle in Unterpremstätten bei Graz: 03135/ 5200211

Und hier kannst du dich als freiwilliger Helfer im
im Notquartier in der Kärntnerstraße 228 in Graz anmelden.

Ihr Name tue nichts zur Sache, winken viele der Freiwilligen ab, die hier Kleiderspenden sortieren, Essen ausgeben und Menschen den Weg zu den Containerduschen zeigen. Je sechs Duschen für Männer und für Frauen stehen am Vorplatz. Drei Syrer, die seit ihrer Ankunft auf der Insel Kos mit zwei Männern von der Elfenbeinküste unterwegs sind und durch Mazedonien, Serbien und Ungarn geflohen sind, stehen hier in der Schlange vor den Duschen und bedanken sich: "It's a nice place. Thank you!". Einer von ihnen übersetzt, er hat eine Tante in Schweden. Die wolle, dass er komme, doch er kann sich vorstellen, hier in Österreich zu bleiben. Er ist Krankenpfleger. Bis heute Nachmittag haben knapp über zwanzig der neu angekommenen Flüchtlinge in der Steiermark um Asyl in Österreich angesucht.

Sachspenden stapeln sich in einem Seitenraum der Schwarzl-Halle bei Graz

Radio FM4 / Maria Motter

Zwei Buben spielen in einer Ecke vor der Halle mit Murmeln. Eine syrische Mutter hätte lieber andere Schuhe als alte Turnschuhe und entschuldigt sich dafür bei einer freiwilligen Helferin, mehrfach. Ein Polizist hat die Nachrichten vom Warnschuss an der deutschen Grenze gehört, nimmt das mit Besorgnis zu Kenntnis und findet, dass jetzt andere Reaktionsformen angebracht wären. Warnschüsse könnten sich komplett gegenteilig auswirken, meint er. Ein junger Syrer fragt einen der vielen freiwilligen Helfer, wo er ein Mobiltelefon kaufen könne. Die ungarische Polizei habe es ihm weggenommen und zertreten. Der Hausherr der Halle eilt zwischen den Feldbetten entlang und ist zufrieden. Er hat einen Vertrag mit dem Arbeiter-Samariter-Bund Österreich, der die Halle angemietet hat. Wieviel er verrechne, darüber werde man noch sprechen. Doch nicht den Normalpreis? Nein, das nicht. Alle paar Meter lächeln Menschen mit erschöpften Gesichtern und die HelferInnen strahlen, weil sie sich nützlich machen können.

Zwei Buben, junge Flüchtlinge, spielen mit Murmeln auf Kunstrasen vor der Schwarzl-Halle in Unterpremstätten bei Graz

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Wie lange werden die Flüchtlinge hier bleiben? "Sie können hier bleiben, so lange sie möchten. Wir können sie aber auch nicht aufhalten, wenn sie weg möchten", sagt Oberstleutnant Joachim Rainer. "Aber: Zug um Zug. Es wird alles unternommen, dass die Flüchtlinge ihr Ziel erreichen".