Erstellt am: 13. 9. 2015 - 04:27 Uhr
"Feiert euch selbst!"
"Grenzen sind nicht wichtig. Länder sind nicht wichtig. Das einzige Land, das wichtig ist: Raveland". Das ist eine Ansage und Frittenbude macht aus Ansagen Songs. Im Posthof Linz tritt die Formation zum FM4 Überraschungskonzert an und packt ihr aktuelles und viertes Album "Küken des Orion" live aus.
Irgendwo, irgendwann... findet schon bald das nächste FM4 Überraschungskonzert statt. Hier kannst du dich anmelden
Slogans waren für Frittenbude bei der Arbeit an diesem Album wieder wichtig. Position haben die Diskursraver schon immer bezogen, gestern Abend stellt Sänger Johannes von Beginn an klar: Frittenbude will nicht, dass Europa die Grenzen dicht macht und mit dem Begriff Heimat könne er nichts anfangen. Denn Heimat schließe wieder Leute aus. Er wolle zum Beispiel auch einfach gern nach Hawaii ziehen können. "Kein Bock auf Nazis!", ruft jemand im Publikum und Johannes ergänzt: Bock auf Leute, die kommen und Zuflucht suchen.

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Das Leben feiern
Frittenbude auf Tour
25. Oktober 2015, Beatpatrol Festival
2. Februar 2016, Conrad Sohm, Dornbirn
4. Februar 2016, Rockhouse, Salzburg
5. Februar 2016, Weekender Club, Innsbruck
6. Februar 2016, PPC, Graz
7. Februar 2016, Arena, Wien
So klar und deutlich diese Botschaften sind, so geschickt verknüpft Frittenbude sie mit einem Hoch auf das Leben. Hier wird nicht das eine gegen das andere ausgespielt. Manchmal braucht es nicht viel, um zu lächeln und sich im Hier und Jetzt gut zu fühlen. Das Porträt eines Alpacas haben die gern Elektropunker bezeichneten Frittenbude auf das neue Albumcover gepackt. Fröhlichkeit stellt sich schon bei der Betrachtung ein. Zu niedlich ist das Cover-Tier diesmal, es ziert Sticker zum Mitnehmen und T-Shirts zum Kaufen, die am Merchandise-Stand in weiße Plastiksackerl mit der schönen Aufschrift "Rave ist kein Hobby" verpackt werden. Wieder so ein Slogan! Nur her damit! Dazu Beats und Gitarreneffekte und wenn wundert es noch, dass sehr viele BesucherInnen des FM4 Überraschungskonzerts auch schon "Die Möglichkeit eines Lamas" Wort für Wort mitsingen.
Das permanente Unterwegssein, das ewige Nie-Ankommen und die Suche nach irgendwelchen Dingen ist ganz Frittenbude. "Die ewige Freude einer Nacht, die uns bleibt. Einer Nacht ohne Ende, einer Nacht mit zwei Sonnen, einer Nacht mit drei Monden, bevor wir nach Hause kommen". Das ist die Weltpremiere von "Rave ist kein Hobby" auf der Bühne im Posthof und wie das klappt: Wir werden noch raven nach Moshpits und zu alten Hits wie "Für mich soll's heute Acid regnen".
"Ihr seid süß"
Mit dem Publikum teilt Frittenbude alle Getränke, den Sekt für den Charts-Einstieg wie das Wasser. Die ersten Fans warteten einige Stunden vor Einlass vor dem Posthof Linz.

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"Feiert euch selbst. Feiert euer Leben. Denn wir haben nur eins. Und seid schön im Herzen", gibt Johannes Rögner mittendrin dem Publikum mit auf den Weg.

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Live ist das Trio jetzt um Moritz Baumgärtner, den Drummer von Bonaparte, und einen Keyboarder erweitert. Songs wie "Stürzende Helden", laut Frittenbude ebenso nach einer Feiernacht in Berlin entstanden wie "Endlich Unendlich", bestehen textlich aus Schlaglichtern auf die europäische Gegenwart. "Europa ist ein mieses Arschloch. Das wird man wohl noch sagen dürfen", setzt Johannes noch mal an und singt ein letztes Lied - vor dem Zugabenblock. "Michael Jackson hatte Recht" ist ein bizarrer Liedtitel, der sich gleich weiter im Text aufklärt, wenn es heißt: "Du bist nicht allein".

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Dass nicht immer alles lässig läuft und so, wie man es sich wünscht, klingt in mehreren Songs aus dem neuen Album "Küken des Orion" an. Und zugleich gibt es bei Frittenbude immer ein Weiterkommen, versöhnliche Zeilen und nicht zuletzt die kontinuierlich pushende Kraft der Musik, all das, was nicht so läuft, einfach mal weg zu tanzen. So ist "Padmé" dann ein großes Liebeslied über und an das Leben.
Im großen Saal im Posthof laufen sich Menschen auf Frittenbudes Anleitung in die Arme. Schließlich will und wird auch Johannes Rögner die Fans umarmen und klettert von der Bühne. Seine Kollegen werden ihm folgen und vielfach herzlich umarmt. Bei anderen Gruppen kann so eine Aktion schon mal aufgesetzt wirken. Bei Frittenbude fügt sich das wie selbstverständlich ins Programm.
Bald ein Jahrzehnt Frittenbude
Gemeinsam unterwegs sind Frittenbude jetzt nach der Arbeit an Soloprojekten. Johannes Rögner hatte sich mit Clickclickdeckers Kevin Hamann für Lama L.A. zusammengetan und dieses Frühjahr das Album "Affemaria" veröffentlicht (mit Stücken mit Titeln wie "Beim Bart des Thomas Bernhard"), Kalipo ist das Solo-Projekt des Bassisten, Beatmachers und Produzenten Jakob Häglsperger.
Johannes bedankt sich mehrfach und aufrichtig beim Publikum. Nächstes Jahr werden sie zehn, sagt er ins Mikro, legt sich kurz auf den Bühnenboden und streckt sich aus. "Oh Gott". Ein Jahrzehnt Frittenbude. Johannes, Martin und Jakob leben von ihrer Frittenbude, hauptsächlich von den Konzerten. Wenn dir nach zehn Jahren das, was du machst, noch derart taugt wie Frittenbude ihre eigene Musik taugt: dann hast du gewonnen. Dann lässt du dir von einem deiner Mitstreiter sogar in die Wange kneifen wie Gitarrist Martin.

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