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Eva Umbauer

Popculture-Fan und FM4 Heartbeat-moderierende Musikjournalistin.

12. 9. 2015 - 13:02

Coeur De Pirate singt nun auf Englisch

Die Frankokanadierin Coeur De Pirate veröffentlichte bisher französischsprachige Musik. Seit sie aber ein Covers-Album mit englischsprachigen Lieblingssongs einspielte, hat sie Englisch als Sprache für ihre Musik entdeckt.

Béatrice Martin kommt aus Montreal, jener kanadischen Metropole, in der eigentlich Französisch die Hauptsprache ist, auch wenn (fast) jeder dort auch Englisch spricht. Béatrice Martin hat die Texte ihrer Songs vom neuen Coeur-De-Pirate-Album erst Freunden gezeigt, ob sie denn auch gut geschrieben waren, schließlich hatte sie bisher ausschließlich auf Französisch Songtexte geschrieben, obwohl Béatrice Martin ursprünglich auf Englisch und nicht Französisch singen wollte. Jetzt hat es Coeur De Pirate endgültig gewagt.

Beatrice Martin aka Coeur De Pirate, kanadische Musikerin

Interscope

Dass Coeur De Pirate eine tolle Interpretin englischsprachiger Songs ist, wissen die Fans der Kanadierin seit ihrem Coverversionen-Album, das letztes Jahr erschienen ist. Warum also nicht auch ihre eigenen Texte auf Englisch schreiben und singen? Auf dem Album "Trauma" waren Songs zusammengefasst, die Coeur De Pirate für die gleichnamige kanadische Fernsehserie aufgenommen hatte - Covers von The National ("Slow Show") über Bon Iver ("Flume") bis zu den kanadischen Folklegenden Kate & Anna McGarrigle, deren "Heartbeats Accelerating" sie neuinterpretierte. Die McGarrigle Schwestern - Kate ist übrigens die Mutter von Rufus Wainwright - kamen so wie Coeur De Pirate aus Montreal.

Pirat(inn)enherz

Wer ist also nun die Frau mit dem "Piratenherz"? Béatrice "Coeur De Pirate" ist Mitte 20, ihren Körper zieren unzählige Tattoos, sie spielt Klavier seit sie drei Jahre alt ist, wandte sich später dem Punk zu und schließlich dem French Pop. Das sind nur ein paar Fakten zu Béatrice Martin. Béatrice ist auch Mutter einer kleinen Tochter, was ebenfalls dazu beigetragen haben könnte, dass sich Coeur De Pirate nun einem weiteren Publikum öffnet. Vorher, so sagt Béatrice Matin, in den Interviews zum neuen Album von Coeur De Pirate, war ich recht negativ. Die Welt von Coeur De Pirate war eine dunkle, nihilistische, auch wenn ihre französischsprachigen Songs - Béatrice erinnerte manchmal an die junge Vanessa Paradis - aufs erste Hören etwas Kindliches, Unvoreingenommenes, Naives an sich hatten, etwas Süßes und Romantisches, trotz der Gitarrenhooks, die manchmal ganz schön heftig ausfallen konnten.

A New Beginning

Das erste Album von Coeur De Pirate war vor sieben Jahren erschienen. Auf dieses Debut "Coeur De Pirate" folgte noch ein französisches Album: "Blonde". Béatrice Martin fand damit außerhalb des französischsprachigen kanadischen Quebec eine HörerInnenschaft in Frankreich und etwa auch der Schweiz. So waren Songs von Coeur De Pirate auch auf den "Le Pop"-Samplern zu finden, die junge französische Musik präsentieren. Soweit so gut. Aber jetzt haben wir quasi eine neue Coeur De Pirate. Béatrice Martin nennt das neue Album "Roses": Rosen. Es sind schwarze, keine roten.

Albumcover Coeur De Pirate 2015 ("Roses") kanadische Musikerin; Frauengesicht, schwarze Rosen

Universal Music

"Roses" von Coeur De Pirate

Blumen sind auch einige der Motive in den Tätowierungen von Coeur De Pirate. Früher, hat Béatrice Martin also gesagt, waren ihre Gedanken düster, jetzt, meint sie, "bin ich anders. Ich kremple die Ärmel hoch und packe die Dinge an, löse meine Probleme". Das klingt weniger nach französischem Existenzialismus als nach nordamerikanischem Pioniergeist. Ob wir Angst haben müssen, dass Coeur De Pirate nun gar ihre Tattoos entfernen lassen könnte oder sie zumindest dezimieren möchte? Nein, nicht wirklich, auch wenn diese hochtalentierte Künstlerin jetzt den Pop beim Schopf zu packen scheint.

"Cast Away" ist so ein Popsong, und "Carry On" ebenfalls - fast schon im Max Martin'schen Sinn, und - bevor der Refrain einsetzt - ein wenig wie die frühen Cardigans. Béatrice Martin tauscht den French Pop aus gegen etwas das mehr nach Skandi(navien) Pop klingt. Coeur De Pirate ist jetzt mehr, sagen wir mal, Lykke Li als Vanessa Paradis. Sehr schön. Nur her mit den Synthies.

In der Tat, Björn Yttling von Peter, Björn & John ist als Producer mit von der Partie auf "Roses", genauso wie Rob Ellis - früher PJ Harvey Drummer, jetzt Produzent. Außerdem im Poduzentensessel für "Roses": der Brite Ash Workman, der sich mit seiner Studioarbeit für Metronomy und die französischen Bands Francois & The Atlas Mountains und Christine & The Queens einen Namen gemacht hat.

Bloß drei französische Songs finden sich auf dem Album "Roses", nämlich "Crier Tout Bas", "Oublie Moi" - übersetzt: "Vergiss mich", das eine französische Version von "Carry On" ist, sowie "Drapeau Blanc". Letzterer Titel bedeutet soviel wie "Weiße Fahne". Cour De Pirate kommt in Frieden, die Totenkopfflagge - drapeau de pirate auf Französisch - ist auf Halbmast. "I hear the sea, it roars", singt Béatrice Martin im Song "Our Love". Möge dieses (Piratinnen-)Schiff noch lange segeln.