Erstellt am: 27. 8. 2015 - 10:30 Uhr
Peter Kern ist tot
Regisseur und Schauspieler Peter Kern gestorben - Ein Nachruf auf wien.ORF.at
Die "Süddeutsche Zeitung" meldete am Mittwochabend in ihrer Online-Ausgabe unter Berufung auf "nächste Freunde" Peter Kerns, dass der österreichische Regisseur laut Meldungen aus seinem Freundeskreis verstorben sei.
FM4 Filmkritiker Markus Keuschnigg bezeichnete Peter Kern anlässlich seines Filmes Blutsfreundschaft bei der Viennale 2009 als "den vielleicht wichtigsten österreichischen Regisseur":
"Herr Kern ist ein Hackler-Bohemien, ein proletarischer Künstler. Er lebt in der Großfeldsiedlung, dort also, wo alle sind, die gebildete Privilegierte nur als Unterschicht-Familien aus Fernsehsendungen kennen. Alle sind gleich. Wir sind uns gleicher. Peter Kern war zeitlebens ein Randständiger, ist es immer noch: sein Kino zeigt das klar und schön. Dick, schwul und wortgewaltig: eine Stimme der Unvernunft, ein Dichter des Untergangs und der Liebe, der vom hiesigen Fördersystem gerne für immer vergessen werden würde. "
[...]
Kern ist kein Intellektueller: seine Stimme ist die eines einfachen Leidenden.
Pamela Russmann / FM4
Elisabeth Scharang notiert ähnliches anlässlich der Ausstrahlung des FM4 Doppelzimmers mit Peter Kern im Jahr 2011:
Es sind keine Art-House-Filme, es sind Kern-Filme. Es ist kein Trash, es ist Kern. Man kann sie mögen oder hassen; wie auch der Filmemacher selbst einer ist, zum dem es schwer fällt, keine Meinung zu haben. So gibt er sich redlich Mühe, sein Publikum bei Festivals zu beschimpfen, sofern es das verdient hat; seine KritikerInnen zur Rede zu stellen, sofern sie es verdient haben, und er wird nicht müde, dem ganzen Land eine Bescheinigung seiner stupiden Seiten zu erteilen - sofern es das wieder einmal verdient hat.
[...]
Sowohl in Dramaturgie als auch in seinen Geschichten, konfrontiert Peter Kern mich mit der Engheit des Korsetts, in dem ich als Filmemacherin und als Kinobesucherin oft stecke. Tatsächlich greift man aus lauter Verunsicherung über die ungewohnte Kost auf der Leinwand schnell zu Begriffen wie Trash. Bei längerer Gewöhnung an die Kunst des Peter Kern destillieren sich sehr starke und sehr schwache Filmmomente heraus; so abwechslungsreich wie die Stimmungsschwankungen eines 14-jährigen Buben.
Nachhören: Ein Doppelzimmer mit Peter Kern (2011)
In dem zweistündigen Gespräch von Elisabeth Scharang mit dem Schauspieler und Filmemacher Peter Kern landen wir in den Armen von Donna Summer, auf der Zunge von Leonard Bernstein und vor der Kamera von Werner Fassbinder und Wim Wenders. Zwischendurch besprechen wir Vor- und Nachteile einer Dackelhaltung in der Großfeldsiedlung und die Freundschaft, die wir jeweils zu uns selbst haben.
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