Erstellt am: 27. 8. 2015 - 21:00 Uhr

Sonic Essay No.5: Beastie Boys

Daniel Haaksman und seine Neuerzählung von "Paul´s Boutique " von den Beastie Boys. Das ist nicht einfach Just Another DJ Mix, sondern ein Pendeln im Koordinatensystem zwischen Radiodoku, Hörspiel und Audiocollage.

Daniel Haaksman

Daniel Haaksman ist ein Berliner DJ, Musik-produzent, Labelbetreiber (Man Recordings) und Musikjournalist. Er ist darüber hinaus Host der wöchentlichen Radio-Show "Luso FM" auf WDR Funkhaus Europa.

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Sonic Essay ist eine von Daniel Haaksman gestaltete Serie, in deren Rahmen er euch diesen Sommer bis heute relevante und prägende pophistorische Alben auf eine Weise vorspielt, wie Ihr sie noch nie gehört habt: seziert, zitiert und analysiert in the Mix.
Daniel hat tief in den Archiven gegraben und B-Seiten, Remixe, Edits, Interviews und natürlich die prägnantesten Tracks in einen Mix verflochten, der Entstehungsgeschichte, soziokulturelle Umstände, musikalischen Kontext und die Ideengeschichte des Sounds nachzeichnet.

Die Sonic Essay-Mixe arbeiten die Charakteristika der Alben heraus. Es wird empfohlen, beim Hören oder Wiederhören auch ein Auge auf die Tracklist zu haben. Denn die Sonic Essays sind nicht nur Just Another DJ Mix, sondern ein Pendeln im Koordinatensystem zwischen Radiodoku, Hörspiel und Audiocollage. Sie sind eine Form des musikalischen Neu-Erzählens der Geschichte eines Albums, und nur in einem Zeitalter möglich, wo einem das babylonische Archiv mit einem Mausklick zu Füßen liegt. Eine Liebeserklärung an das Format des Albums und die identitätsstiftende Bedeutung der in der Serie auftauchenden Meilensteine.
Was wären wir und die Welt ohne:

Beastie Boys - "Paul's Boutique"

(erschienen 1989)

Capitol Records

Das zweite Studio Album des New Yorker HipHop-Trios Beastie Boys ist ein neue Standards setzender Meilenstein des Samplings.

Ohne ihren verspielten Ansatz aufzugeben emanzipierten sich die Beastie Boys von Frat-Boy kompatiblem Party Rap und erschlossen sich textlich neue Spielwiesen. Sie engagierten das mittlerweile in Vergessenheit geratene Produzenten The Dust Brothers, die nicht weniger als 105 Samples in die 15 Tracks einflochten, oder anders gesagt: Bis auf die Raps und die Gitarrenparts bei "Looking Down the Barrel of a Gun" besteht das Album aus den Werken anderer Künstler.

Die Sounds die sie verwendeten waren ebenso neu und bahnbrechend wie ihr konsequent undogmatischer Zugang. Die Virtuosität dieser Kombination sicherte den Beastie Boys ihren Platz in der HipHop-Geschichte und zerstreute den Verdacht, man hätte es mit einem infantilen One Hit Wonder zu tun.

Lange bevor Musikerinnen und die Musikindustrie begannen, sich den Kopf über Samplingrechte zu zerbrechen, erkannten die Beastie Boys das Potential dieser Kulturtechnik, die es auch Nicht-Musikerinnen erlaubt Musik zu machen.