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21. 8. 2015 - 16:53

Helfen ist nicht gleich helfen

Viele wollen direkt in Traiskirchen helfen – aber wie macht man das richtig? Wir haben eine private Hilfsinitiative begleitet.

Von Margit Laufer

Donnerstag, 20. August 2015, Erstaufnahmezentrum Traiskirchen. Mehrere PKW parken in einer langen Straße abseits des Lagers. In nur wenigen Minuten stehen 20 Männer um die Autos und begrüßen Peter Praschinger und das Team von Happy.ThankYou.MorePlease!! - sie haben schon gewartet. Es ist ein freundschaftliches Wiedersehen. „Wie war die Nacht - How was the night?“, fragt Peter Praschinger immer wieder. Und immer wieder die gleiche Antwort: „Cold, very cold and very windy. We were afraid in the tent“. „We brought you what you asked for“, ist die Antwort.

Bus der Initiative beim Verteilen der Hilfsgüter

FM4 / Margit Laufer

3.700 Menschen leben derzeit im Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen, nicht ganz der Höchststand von vor ein, zwei Wochen, aber immer noch viel zu viele. Laut Angaben des Innenministeriums haben noch etwa 450 Menschen keine Unterkunft. Geht es nach dem Ministerium, dann sollen auch sie Ende nächster Woche nicht mehr unter freiem Himmel schlafen müssen. Peter Praschinger von der Hilfsinitiative Happy.ThankYou.MorePlease!! fährt seit vier Wochen täglich nach Traiskirchen und kann eine leichte Entspannung nach der großen Hitzewelle beobachten. Hilfe brauchen die Flüchtlinge nach wie vor.

Zelte

Happy.ThankYou.MorePlease!!

Zelte

Happy.ThankYou.MorePlease!!

Helfer notiert Wünsche und Bedürfnisse

FM4 / Margit Laufer

Tobi von H.TY.MP nimmt Wünsche entgegen.

Ganz gerecht sein kann man nicht

Happy.ThankYou. MorePlease ! ! sammelt in Wien in der Berggasse 29 Hilfsgüter. Annahmezeiten: Donnerstag & Freitag: 14 – 19 Uhr und Samstag: 11 – 16 Uhr. Informiert euch vorher auf der Homepage, was genau gebraucht wird.

Diesen Sonntag von 9 bis 13 Uhr auch am Frequency Gelände, Hauptausgang: Saubere Zelte, Schlafsäcke, Isomatten.

Nachdem das Team von Happy.ThankYou.MorePlease!! noch vor wenigen Wochen kleine Pakete mit Grundnahrungsmitteln und Kleidung verteilt hat, haben sie ihr System umgestellt: Jeden Tag können sich Flüchtlinge an die Initiative wenden und Wünsche abgeben. Während der Hitzezeit wurde vor allem nach Flip-Flops, Sonnencreme oder Wasser gefragt. Diese Woche haben sich mit dem Wetterumschwung auch die Bedürfnisse geändert: Schuhe, Hosen, Unterhosen oder Decken und Abdeckplanen stehen jetzt auf den Listen. Beliebt sind derzeit auch Smartphones, mit denen man über das Internet die Familie zu Hause erreichen kann. Trotzdem müssen sich die Helferinnen und Helfer oft damit abfinden, dass die Hilfe einfach nicht für alle Flüchtlinge reicht.

Zettel mit Wunsch

FM4 / Margit Laufer

Ein Wunschzettel an Sophie

Das Netzwerk

Platte mit Cover

Raoul Haspel

Übrigens: Der Erlös aus dem Verkauf der Schweigeminute für Traiskirchen geht zu 100 Prozent an die Initiative Happy.ThankYou.MorePlease ! !

Das Team von Happy.ThankYou.MorePlease!! rund um Sophie Pollak, Renate Hornstein und Peter Praschiger sortiert in Wien die abgegeben Spenden und bereitet für jeden Flüchtling, der seinen Wunsch abgegeben hat, ein Paket vor, das dann in Traiskirchen ausgegeben wird.
Durch die wochenlange Zusammenarbeit hat sich ein Netzwerk gebildet. Flüchtlinge aus allen Ländern befragen Familien im Lager nach ihren Wünschen und leiten sie an Happy.ThankYou.MorePlease!! weiter. Circa 30 Vertrauenspersonen im Lager aus Ländern wie Syrien, Afghanistan oder Pakistan versorgen die Initiative mit Information, wo was dringend gebraucht wird.

Die Hilfe am Zaun

Ins Lager selbst darf auch der Bundespräsident nur mit ausdrücklicher Erlaubnis, Privatpersonen haben keine Chance hinter den Zaun zu kommen. Durch diesen Zaun wird ständig kommuniziert - Hilfsgüter durchgereicht. Minütlich parken vor dem Erstaufnahmezentrum private PKW, die den kompletten Kofferraum mit den unterschiedlichsten Spenden voll haben. Nach Wochen der privaten Hilfeleistungen hat Happy.ThankYou.MorePlease!! viel Erfahrung im richtigen Verteilen gesammelt, die sie auch via Leifaden zusammegefasst hat.

Zelte

Happy.ThankYou.MorePlease!!

Das Auto nicht direkt vor dem Lager, sondern etwas abseits abstellen und sich zunächst einen Überblick über die Lage verschaffen. Personen ansprechen, ob sie etwas brauchen und dann die Spenden direkt abseits des Lagers verteilen. Die Initiativen weisen immer wieder darauf hin, keinen Müll zurückzulassen und auch die Flüchtlinge darum zu bitten, gemeinsam aufzuräumen.