Erstellt am: 24. 8. 2015 - 10:35 Uhr

Artist Of The Week: Boy

Boy aus Hamburg sind vier Jahre nach „Mutual Friends“ nun zurück mit ihrem zweiten Album.

Boy sind ein Hamburger Duo, das aus den beiden Musikerinnen Valeska Steiner und Sonja Glass besteht.

Grönland Records

"We Were Here" von Boy

Letztere komponiert die Songs, während Erstere die Texte schreibt. Valeska Steiner – sie kommt ursprünglich aus Zürich in der Schweiz – und Sonja Glass trafen einander vor acht Jahren bei einem Workshop an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater. Beiden Frauen fiel das Talent der jeweils anderen Seite gleich auf, und so gründeten Steiner und Glass Boy. Die Band steht für modernen Singer/Songwriter-Pop voller poetischem Realismus. Die Musik von Boy ist dicht und doch luftig, akustische Instrumente treffen auf dezente Synthie-Klänge. Die Songs von Boy mit ihren interessanten Melodien sind eingängig aber nie oberflächlich.

Debora Mittelstaedt

Was erst ausschließlich mit Auftritten begonnen hatte, brachte schließlich das Debutalbum der Band hervor. "Mutual Friends" erschien vor vier Jahren und führte Boy für Konzerte auch etwa nach Nordamerika. Kürzlich erschien das Nachfolgealbum zu "Mutual Friends". Valeska Steiner und Sonja Glass ließen sich für "We Were Here" viel Zeit und entwickelten ihre Song-Kunst dabei weiter.

Die Boys-Songs haben wieder, wie schon am ersten Album, englischsprachige Texte. Valeska Steiner meint im FM4-Interview, es liegt ihr näher auf Englisch zu schreiben als deutsche Songtexte zu verfassen.

Auch dieses zweite Boy-Album ist beim Plattenlabel von Herbert Grönemeyer erschienen - bei Grönland Records, wo unter anderen auch der US-Musiker William Fitzsimmons seine Musik veröffentlicht. In Nordamerika kümmert sich das Nettwerk-Plattenlabel (Boy And Bear, The Weepies etc.) um Boy.

Große Nummer

"Little Numbers" von Boy wurde über 14 Millionen Mal auf Youtube angeklickt.

Boy nennen ihr kürzlich erschienenes zweites Album "We Were Here". Song und Albumtitel beziehen sich auf die Unvergänglichkeit schöner Momente, und von eben diesen gab es in den letzten Jahren für die beiden Boy-Musikerinnen Valeska Steiner und Sonja Glass - nicht zuletzt auch ihres Erfolges wegen - recht viele. "We were here, we were really here", singt die Boy-Sängerin Valeska Steiner im Album-Titelsong.

In "New York", einem anderen Stück am neuen Album, heißt es "Come my wild horses, come pick me up, let´s go to New York". Es handelt sich dabei um eine Hommage an eine der lebendigsten Städte der Welt, in die Steiner und Glass während der Aufnahmen zum neuen Album geplant hatten zu fliegen, aber dann doch in Hamburg blieben und "so taten, als ob wir in einer großen Stadt wie New York wären. Wir gingen viel aus – zu Konzerten, in Ausstellungen etc."

In einer Rezension zum ersten Album von Boy hieß es in Deutschland einmal, dass das Musik für ein neues Biedermeier wäre. Das klingt natürlich aufs Erste schrecklich, lacht Valeska Steiner, denn wer möchte schon so bezeichnet werden bzw. wer möchte schon zu einer neuen Generation Biedermeier gehören, aber letztlich ging's in diesem Review wohl mehr um etwas Positives als Negatives: Das wertvolle Handgemachte, das schöne Selbstgeschaffene, etwas Organisches, Echtes etc. – damit lässt sich die Musik von Boy verknüpfen. Sonja Glass und Valeska Steiner - man möchte sie als beste Freundinnen haben, oder als ältere Schwestern, zu denen man aufblickt, und die stets mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ob die beiden Boyfriends haben, darf man sich auch fragen, oder ob sie vielleicht ein Pärchen sind.

?

Boy versuchten für die Entstehung der neuen Songs miteinander zu "jammen", aber das ist uns nicht wirklich gelungen, sind sich Valeska Steiner und Sonja Glass einig. Jede der beiden Künstlerinnen kam mit kreativen Ideen zur jeweils anderen, und daraus entstanden dann die gemeinsamen Songs, was schon mal ein harter "Kampf" sein konnte, aber angeschrien oder so was haben sich die beiden Boy-Frauen dabei nie, denn das ginge zu weit, wie sie sich einig sind.

Insgesamt, so finden Sonja und Valeska, ist das neue Boy-Album eher ein Abend bzw. Nacht-Album und weniger eines für die Tageszeit. Ich mag die sogenannte blaue Stunde wirklich gerne, meint Valeska Steiner im FM4-Interview: jene kurze Zeit nachdem die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist. Und so kommen dann in einem der neuen Boy-Songs - "Rivers Or Oceans" - etwa auch die Worte "pale blue day" vor.

Sehr schön auch die Songs "No Sleep For The Dreamer", "Flames" – ein Duett zwischen Valeska Steiner und Sonja Glass; Sonja, die Bassistin, sah sich bisher nicht wirklich als Vokalistin, vielleicht kommt da in Zukunft aber noch mehr von ihr - und "Hit My Heart". In letzterem Stück geht es wieder ein wenig um das Thema vom Albumtitel "We Were Here": schöne Erinnerungen, die bleiben.