Erstellt am: 11. 8. 2015 - 10:54 Uhr

Das Ottakring-Mixtape

So klingt Wien 16.

Endlich ein Film über Ottakring! Planet Ottakring startet diese Woche in den Kinos. Eine Bobo-meets-Gangster-Komödie, vermuten wir, nachdem wir den Trailer angeschaut haben.

Ob der Film jetzt für Cineasten besonders wertvoll ist oder doch eher nicht, ist da egal. Ottakring! Allein, die Tatsache, dass es da einen eigenen Film gibt, ist Gold wert.

Überhaupt bräuchten auch Graz-Puntigam, Urfahr und das Olympische Dorf einen eigenen Film, falls irgendwer schon an Prequels und Sequels denkt.

Einstweilen denken, hören, fühlen wir aber Wien-Ottakring und das ist gut so. Wir fangen hier mal ein Mixtape an:

• Platinum Tongue & Mevlut Khan - Balkanaken

Inoffizielle Bezirkshymne = Hilfsausdruck. Trotzdem, liebe Eltern von Tiroler Studierenden in Ottakring, machen Sie sich keine Sorgen. Klar war die Ottakringer Straße ein Wahnsinn damals, nach der Verlängerung von Kroatien gegen die Türkei bei der Fußball-Europameisterschaft in Wien. Auf der einen Seite der Straße die Ottakring-Kroaten, auf der anderen Seite die Ottakring-Türken. Von Klick-Klack Kopfschuss trotzdem keine Spur. Aber wenn man die 50% künstlerische Freiheit abzieht, kommt der Song schon super hin. Damals, 2007, als die Bobos erst einen kleinen Bereich am Yppenplatz erobert hatten.

• Helmut Qualtinger - Der g'schupfte Ferdl

Ottakring: Bezirk der Strizzis und Kleinkriminellen. Das gilt nicht nur heute, das war auch 1952 nicht anders, als Gerhard Bronner sein Chanson über den "g'schupften Ferdl" geschrieben hat. Lose am Leben von Ferdinand Valek orientiert, ein angeblich 52-fach vorberstraftes Wiener, ähem, "Original", erzählt das Lied von einem Tanzabend in den 1950ern, wo es zwischen dem Ferdl und dem Ex-Freund seiner Freundin zu einer Schlägerei kommt. Die Tanzschule Thumser in Neulerchenfeld, einem Teil des 16. Bezirks, gab es damals wirklich - die bemühte sich allerdings bei Erscheinen des Songs zu betonen, dass es in "ihrem Etablissement noch nie zu tätlichen Ausschreitungen gekommen" sei.

• Manijak - Jungs aus meiner Gegend

Manijak, serbischstämmiger Straßenrapper aus Ottakring, erzählt vom Leben zwischen Wettbüro, dicken Autos, Crack und "blauer Nazi-Partei". Inklusive der Weltklasse-Line Bist du nicht von hier, stell dein Handy auf lautlos. Weniger Weltklasse fanden einige seinen Vergleich unerwünscht wie Schwule am Balkan, aber wenigstens ist bei Manijak klar: er versucht erst gar nicht irgendetwas zu beschönigen.

• Granada - Ottakring

Und plötzlich singt auch Effi über Ottakring. Das Gesetz der Gentrifizierung macht auch vor Wien 16 nicht halt. Zuerst kommen Studenten und Hipster, dann machen die Wettcafes dicht, bis irgendwann nur mehr Designermöbel verkauft werden, durch die dann reiche Erben ihre Kinderwägen schieben und über ihre Connections auch ihre Anwältin, ihren Architekten und ihre Bankberaterin ins Grätzel lotsen. Jedenfalls, der Grazer Musiker Effi nennt sich jetzt Granada und hat den Soundtrack zum neuen Ottakring-Film gemacht.

Und sonst so? Ottakring-Bezug:

• Alkbottle - Ottakringer Hunzviech
• Karl Hodina - Herrgott aus Stan
• Kruder & Dorfmeister - Definition

Sowie viel Platz für lose Assoziationen:

• Deichkind - So 'ne Musik (wegen dem)
• Le Le - Breakfast (für die Frühstücker am Yppenplatz)
• Soulja Boy - Crank That (wegen Otta Crank)
• Irem Derici - Zorun Ne Sevgilim (für die Pause im Dogodanay)
• Genetikk - Wünsch dir was (für die Thaliastraße)
• Billy Idol - Rebel Yell (fürs Wettcafe)
• Kendrick Lamar - Alright (weil Kendrick auf jedes Mixtape muss)
• Milica Pavlovic - Selfi (bevors auf die Balkanstraße geht)
• Alligatoah - Willst du (wegen die Drogen)
• Wanda - Bleib wo du warst (wegen der Afterhour)

Was soll sonst noch aus der Anlage pumpen wenn wir von der Grundsteingasse auf den Wilhelminenberg fahren?