Erstellt am: 5. 8. 2015 - 16:26 Uhr
Kölner Vorspiele
Robert Glashüttner
Endlich ist wieder viel los in der Kölner Spielkulturwoche! Letztes Jahr haben ja sowohl das Notgames Fest als auch Platine Cologne pausiert, doch dieses Jahr sind die Off-Bereiche der Computerspielveranstaltungen wieder mit alter Kraft zurück. Das hat dem Wochenanfang gut getan, denn die jährliche Spieleentwickler/innen-Konferenz GDC Europe hat dieses Mal dafür ein bisschen geschwächelt.
GDC Europe: Ausbleiben der Keynotes
Wo im Vorjahr etwa Space-Sim-Star Chris Roberts viele Fans und Entwickler/innen begeisterte, sind die großen Namen im Programm der diesjährigen Game Developers Conference Europe (GDCE) ausgeblieben. Auch der Veranstaltungszeitraum ist von zweieinhalb Tagen auf zwei Tage geschrumpft. Das Programm war zwar auch dieses Jahr solide, mit einer gelungenen Mischung zwischen Business-, Design- und Techvorträgen. Doch das Hinfiebern auf einen ganz besonderen Talk und der Gossip drum herum ist ausgeblieben. Das hat die GDCE dieses Mal ein bisschen dahinplätschern lassen. Persönlicher Höhepunkt: Ein hochtalentierter bis durchgedrehter 22-jähriger Rumäne, der in seinem Talk "Why Your Death Animation Sucks" eindrücklich vorgeführt hat, wie wichtig auch beim kleinsten Indie-Game audiovisuelle Kniffe sind.
Platine: Zurück in Ehrenfeld
Wegen zu wenig Sponsoring hat das Platine Cologne Festival für elektronische Kunst und alternative Spielformen im Vorjahr Pause gemacht. 2015 zurück im Kölner Stadtteil Ehrenfeld ist alles wie eh und je: fünf, sechs Locations, an denen Installationen, Screenings, interaktive Projekte und natürlich digitale wie analoge Spiele gezeigt werden.
Wie in den Jahren davor liegt der Fokus auf audiovisuellen Spielereien und dem Hochlebenlassen von ASCII/ANSI-Art. Leider ist die Platine weiterhin ein Geheimtipp, was bei der mittlerweile fünften Ausgabe, immer während der populären Gamescom-Zeit, doch etwas merkwürdig ist. War man mal dort, wünscht man der Platine mehr Publikum und erzählt jeder und jedem davon. Man fragt sich aber auch, warum es so scheint, als ob es den Veranstaltern beinahe gleichgültig wäre, ob nun viele Besucher/innen von der Gamescom nach Ehrenfeld gelockt werden oder nicht.
Robert Glashüttner
Notgames: Kontemplative Kuben
Im Gegensatz zur Platine ist das Notgames Fest als Biennale angelegt. Nach 2011 und 2013 gibt es naheliegenderweise 2015 wieder eine Ausgabe. Wie gewohnt ist das Cologne Game Lab (Teil der FH Köln) der Veranstalter, die Ausstellung ist aber dieses Mal in die Räumlichkeiten der Internationalen Filmschule Köln verlegt worden. Der Besuch des Notgames Fest ist ein stimmungsvolles Eintauchen in eine entspannte, aber auch mysteriöse Spielewelt, wo nicht Leistung und Wettbewerb im Vordergrund stehen, sondern Kontemplation. Dieses Mal wird auch getanzt und mittels einer Oculus Rift VR-Brille auf einem ungewöhnlichen Thron in luftigen Höhen Platz genommen. Die sonst eher schnöden Räumlichkeiten sind mit kubischem, weißen Wandschmuck aus Kartons und behutsamer Beleuchtung ausgestattet. Co-kuratiert wurde das Notgames Fest ein weiteres Mal vom belgischen Kunst-Games-Duo Tale of Tales. Die Ausstellung läuft noch bei freiem Eintritt bis inklusive Samstag.
Robert Glashüttner
Amaze Berlin: "Black"
Die von FM4 geschätzte Indie-Games-Initiative Amaze Berlin ist auch in Köln auf Tour. Festivaldirektor Thorsten Wiedemann ist mit der neuen, zweiten Ausgabe der großformatigen Amaze Zeitung unterwegs, die mit "Black" betitelt ist. Das spielt einerseits auf schwarze Hautfarbe und Afrika an, andererseits nähert man sich schwarz auch in ästhetischer und künstlerischer Hinsicht. Bereits seit 2012 veranstaltet Amaze jeden Herbst mit Unterstützung des Goethe Instituts in Johannesburg ein eigenes Games-Festival. Es geht dabei um das Erzählen der eigenen Geschichten, das Hochhalten der eigenen Kultur von Menschen aus afrikanischen Ländern. Wer sagt denn, dass das nur durch Bücher oder Filme und nicht auch durch Computerspiele möglich ist? Zusätzlich zur Zeitung und dem kommenden Amaze Johannesburg-Festival hat Thorsten Wiedemann auf der zweiten Spieleentwickler/innen-Konferenz in Köln, der Respawn, ein Panel mit afrikanischen Spieleentwickler/innen moderiert.
Robert Glashüttner
Die Unruhe vor dem Sturm
Heute, Mittwoch, ist der traditionelle Pressetag auf der noch nicht fürs Publikum geöffneten Gamescom. Doch der Tag fühlt sich nicht so an. Natürlich ist das heutige, gemäßigte Gewusel nichts gegen den Ansturm, der den Kölner Messehallen ab morgen bevorsteht. Ich streife jetzt noch ein letztes Mal durch die Gänge und Stände, bevor ab morgen die Bewegung auf der Gamescom nur noch in Trippelschritten möglich sein wird.