Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Der Projektor am Lastenrad"

Maria Motter Graz

Bücher, Bilder, Kritzeleien. Und die Menschen dazu.

2. 8. 2015 - 06:00

Der Projektor am Lastenrad

Am Sonntag findet die nächste Kurzfilmwanderung statt: Ein Grazer Freundeskreis verwandelt dabei Hinterhöfe und unbeachtete Orte in ein Open Air-Kino.

Kurzfilmwanderung N°4

Am Sonntag, den 2. August, Treffpunkt 20:30 Uhr am Wasserturm direkt hinter dem Grazer Hauptbahnhof (Waagner-Biro-Straße Ecke Daungasse).

Dort geht die Kurzfilmwanderung los und führt durch den Grazer Bezirk Eggenberg. Die Teilnahme ist kostenlos.

Ob es nachts dunkel genug wird? Und ob der Parkplatz tatsächlich frei ist? Die Logistik bei der Kurzfilmwanderung ist schon ein Aufwand. Doch davon bekommt das Publikum wenig mit. Eva, Max, Bettina, Christina, Anna, Paula und Jakob machen besonderes Open Air-Kino: Auf Gebäudewände projizieren sie Kurzfilme junger RegisseurInnen. Für jede ihrer Kurzfilmwanderungen gibt es eine eigene Route an neue Orte. Die Idee ist so charmant wie die Umsetzung ein Vergnügen ist. Bekannt ist nur der Startpunkt, der Rest des Abends wird eine Überraschung.

"Wir sind alle keine FilmemacherInnen", sagt Paula Schmidt, und Jakob Isselstein ergänzt: "Es sind lange Abende vorab, an denen wir uns treffen und alle Filme am Stück schauen. Jeder macht sich Notizen, wir vergeben Sterne oder Schulnoten" - "Es wird viel diskutiert!", so Paula. Vierzig Filme hat der Freundeskreis diesmal zur Vorbereitung auf die Kurzfilmwanderung angesehen. Sie alle sind Ärztinnen, PsychologInnen oder Kuratorin, die ihre Liebe für Kurzfilm teilen. Der Unterhaltungswert zählt. Kunstfilme, also experimenteller Film, finden im Programm genauso Platz wie Komödien. Zuletzt war es ein experimenteller Super-8-Film, der das Publikum in Begeisterung und Aufregung spaltete.

Publikum sitzt in einem Hinterhof bei einer der "Kurzfilmwanderungen" im Freien in der Nacht in Graz

Katharina Heidrich

Noch bis 30. September läuft der Grazer Architektursommer

Weil es sich bei manchen der eingereichten Kurzfilme um Kürzest-Filme von ein oder zwei Minuten handelt, werden an manchen Schauplätzen auch "Vorfilme" gezeigt. Thematisch geht es bei der Kurzfilmwanderung am 2. August um den öffentlichen Raum und Stadtentwicklung. Denn die diesmalige Ausgabe ist Teil des erstmals stattfindenden Architektursommers des Grazer Haus der Architektur, der zweihundert Veranstaltungen anbietet. Selbstorganisierte Projekte, für die es keine Umsetzungsbudgets gibt, sind auch Teil des Architektursommers.

Publikum sitzt auf einem Parkplatz bei der Kurzfilmwanderung in Graz

Katharina Heidrich

Die Autobatterie als Back-Up

Jakob Isselstein ist für die Technik verantwortlich und somit der Vorführer. "Wenn wir diesmal also vielleicht eine Autobatterie bräuchten...", merkt Paula an. "Oh-oh, brauchen wir die?" Erstes Prinzip ist, die AnrainerInnen an den Vorführ-Orten um Strom zu bitten. Schließlich sind sie auch zum Zuschauen eingeladen.

Bisher stellten HausbewohnerInnen gerne eine Steckdose zur Verfügung oder seilten Kabel von Balkonen ab. Diesmal wird es schwieriger. Dort, wohin die Kurzfilmwanderung am 2. August führt, gibt es Industriebauten und wenig Möglichkeiten anzudocken. Wo kein Strom zur Verfügung steht, wird eine Autobatterie als Quelle dienen.

Filmvorführung an einer Gebäudewand

Katharina Heidrich

Kurzfilmwanderung N°4

Am Sonntag, den 2. August, Treffpunkt 20:30 Uhr am Wasserturm direkt hinter dem Grazer Hauptbahnhof (Waagner-Biro-Straße Ecke Daungasse).

Dort geht die Kurzfilmwanderung los und führt durch den Grazer Bezirk Eggenberg. Die Teilnahme ist kostenlos.

Jakob ist mit dem Lastenrad unterwegs und baut Projektor und Boxen auf. Dennoch sollten die ZuschauerInnen ihr Fahrrad zu Hause stehen lassen, es wird ja schließlich eine Wanderung. Wenn jede und jeder sein Fahrrad mitbringt, könnte es eng werden. Zwei- bis dreihundert ZuschauerInnen waren bei der Kurzfilmwanderung im Mai dabei.

Welche Filme gezeigt werden, bleibt bis zur Vorführung geheim. Im Anschluss an die Kurzfilmwanderung wird die Liste jedoch im Netz veröffentlicht. Die Filme kommen von Regiestudierenden an Unis im deutschsprachigen Raum und von Studierenden der Architektur.

Meist spaziert das Publikum nach Ende eines Films weiter zum nächsten Hof, während die OrganisatorInnen noch abbauen. "Dann überholen wir die ZuschauerInnen schnell mit dem Rad und es hat etwas von einem Wandertag in der Volksschule, weil alle relativ geordnet in Zweier-Reihen am Gehsteig entlang spazieren", erzählt Jakob.

Gibt es etwas zu beachten, wenn man sich das anschauen will? "Gutes Schuhwerk wäre übertrieben", sagt Paula, denn die Wanderung sei mehr ein Flanieren. Getränke und Popcorn könnte man vielleicht mitbringen und: "Vor allem gute Freunde!"