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Sophie Strohmeier Philadelphia

Film, Film, Film

24. 7. 2015 - 18:32

Torso des Tatum

"Magic Mike XXL" weiß, dass man Channing Tatum selbst beim Telefonbuchlesen zuschauen würde.

Channing Tatum als Magic Mike

Warner Bros.

Channing Tatum und sein Magic

Schon der Titel verrät den lustigen Unterton: Magic Mike XXL und nicht, z.B., Magic Mike XL – weil weiter als XXL kann’s ja eh nicht gehen. Ein Sequel zum (zugegeben wirklich feinen) Magic Mike (2012) mit Kinoverleih und nicht Straight-to-DVD bzw. Streaming-Release ist irgendwie ein Geschenk an die Welt: ein Film, der von nichts handelt und eine rein überflüssige Augenweide darstellt, und auch nichts anderes will. Schon allein dieses gewollt-lächerliche Konzept ist eigentlich eine sehr löbliche Sache. Vielleicht ist es sogar das genügsamste und philantropischste, was ein Blockbuster je wollte.

Wieder gibt Channing Tatum den Tischler und Hobby-Stripper Mike: ein brütender, guter Kerl, der um Mitternacht beim Werkeln mit seinem Körper die Werktische poliert. Immer, wenn Channing Tatum etwas tut, tut er es gut. Wie beim Erscheinen von Mopswelpen im Tumblr-Feed, erweckt Channing Tatums Anblick den Reiz, ihm lieb den Nacken zu kraulen. Aber Channing Tatum dann beim Tanzen – puh. Nix gegen Superhelden und Dinosaurier, aber es ist schon schön, wie ein Film heuer einfach nur mit dem fleischigen Körper und flexenden Muskeln unter der makellosen Haut einiger Strippertorsi auszukommen vermag.

Die Gang männlicher Stripper in Magic Mike XXL

Warner Bros.

Mike und seine Männerband auf Road Trip

Jedenfalls sind seit den Geschehnissen von Magic Mike drei Jahre vergangen: Mike, der netteste Bruh von Florida, hat das Strippertum an den Nagel gehängt um dem wesentlich nachhaltigeren Tischlerdasein nachzugehen. Da tauchen plötzlich seine muskulösen alten Kollegen aus dem Nichts auf, packen Mike in einen Tourbus, und ab geht’s auf eine Stripper-Con. Das war’s auch schon, das war der Plot.

Beim Roadtrip durch die schwülen östlichen Südstaaten wird gerauft und gestritten, ob die Stripperkumpels nun die neuen oder alten Routinen aufführen sollen. Alles ist Bigger, Longer, and Uncut: Alcide aus True Blood (Joe Manganiello als Big Dick Richie) verliert und gewinnt sein Mojo zurück. In einer weiteren, von spanischem Moos befallenen Szene – die, gäbe es darin kein dry-humping und break-dancen, auch direkt aus True Blood stammen könnte – übernimmt Jada Pinkett Smith jene Rolle, die Matthew McConaughey im Vorfilm gespielt hat. Andie MacDowell hat einen Auftritt als eine Cougar in Savannah, was irgendwie besser klingt als es ist. Channing Tatum trifft kurz auf Amber Heard in der undankbarsten Rolle vorstellbar und die beiden unterhalten sich über Kekse und Kuchen. Dabei sagt Channing Tatum, er wäre das Cookie Monster. What a dreamboat, huh!

Die Stripper entwerfen ihren Auftritt in Magic Mike XXL

Warner Bros.

... beim Proben

Halb-hart

Obwohl sich Magic Mike XXL so sehr dazu bekennt, Frauen eine Freude bereiten zu wollen, ist das Resultat doch ein bisschen weichlich, sauber und fern jeglicher Promiskuität– diese Glanzleistung bleibt allein auf der Rechnung von Magic Mike Teil 1, bei dem Steven Soderbergh Regie führte und Matthew McConnaughey, pre-Oscar-Gewinn, eine unvergessliche Performance als der seltsam schmierige MC Dallas gab. Magic Mike hatte etwas wirklich Eigenartiges – die Mischung aus einer generischen Dramaturgie mit den campigen Ebenen von Tanzfilm, Bromance und Selbstfindung, plus den paar schlüpfrigen, unterschwelligen Ecken und Andeutungen, die Erotik eben ausmachen (so z.B. die Szene, in der Matt Bomers Figur dem 19-jährigen Stripper seine Frau anbietet. Ins Bett gehüpft, rufen sich die beiden Männer während ihrer Mini-Orgie immer nur "I love you, man" zu; der Rest wird der Fantasie überlassen).

Warner Bros.

Und beim Auftritt. The End.

'Magic Mike XXL' tanzt seit 24. Juli 2015 halbnackert in österreichischen Kinos.

Mike selbst spielt in Magic Mike Teil 1 eigentlich fast nur den Entdecker und Gönner des jungen Strippers The Kid, mit dem wir in die Welt der männlichen Stripper eintauchen. Mikes Interesse an Kid wird nie psychologisiert oder erklärt; Bros sind einfach Bros, scheint der Film mit den Schultern zu zucken. Das Fehlen dieser milden Homoerotik und vor allem das Fehlen McConnaugheys vielschichtiger Performance bedeutet ein ziemliches Vakuum für Magic Mike XXL. Hin und wieder tauchen noch kleine, absurde Blitze durch den Film auf, aber eigentlich ist er nur das, was er eben sein will: 115 Eye Candy. Mit Tanzszenen. Das heißt: Freuen und freuen lassen.