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Michael Fiedler

Politik und Spiele, Kultur und Gegenöffentlichkeit.

24. 7. 2015 - 16:35

Der älter werdende Tag

Der zweite Tag am Popfest hantelt sich durch künstlerische Lebensphasen. Der Live-Ticker vom Karlsplatz

Gestern hat es ja wirklich so ausgesehen, als ob das Vegetable Orchestra gewitterbedingt in den Prechtlsaal abwandern und 5/8erln in Ehr'n vielleicht überhaupt abgesagt werden müsste.

Live vom Popfest

Interviews und Konzertmitschnitte vom Popfest Wien. Die Live-Sendung gibt´s hier für 7 Tage zum Anhören.

Dann aber haben sich die Wolken, ganz wie es sich gehört, verzogen und der Platz rund um die Karlskirche war noch nie zuvor bei einem Popfest so früh so dicht bevölkert.

Für heute erwarten wir Ähnliches, denn auch wenn vereinzelte Gewitter am Nachmittag und Abend möglich sind, so sollen die doch bitte wieder im Umland stattfinden, dann nämlich ergibt sich ein weise konzertierter Abend auf der Seebühne, der sozusagen die Schaffensphasen einer KünstlerInnenkarriere nachzeichnet:

Es beginnt Aisha E, die erst vor knapp einem Monat ihr Debutalbum "Starchild" veröffentlicht hat. Newcomerin kann man Aisha zwar nicht nennen, war sie doch bereits Teil der Chainreactions, als Solokünstlerin ist sie aber noch nicht allzu bekannt - was sich bald ändern sollte:

Danach gibt uns Yasmo die Ehre, die vergangenes Jahr schon auf der Seebühne Nazar in den Hintergrund gerappt hat. Yasmo (bzw. Miss Lead, wenn ihr böses, britisches Alter Ego die Kontrolle übernimmt) hat sich in den vergangenen Jahren von einem Geheimtipp aus der Spoken-Word-Szene zu der österreichischen Rapperin schlechthin entwickelt. Sie freut sich genauso drauf wie ich:

Als nächstes dürfen Attwenger die Bühne übernehmen, die ihre oft repetitiven Hymnen auch schon seit 24 Jahren in die Hallen und Open-Air-Arenen knallen und denen zuzuhören wirklich nie fad wird.

Refugees Welcome Shirt

Radio FM4

Den Abschluss bilden Dubblestandart, zu denen sich mit Lee "Scratch" Perry der mit 79 Jahren der wohl älteste Popfest-Künstler ever gesellt. Und Dubblestandard gibt es ja auch schon seit 1988, noch ein paar Jährchen länger als Attwenger. Die müssen dann endgültig niemandem mehr irgendetwas beweisen, sondern dürfen einfach nur mehr legendär sein.

(Noch nicht ganz) Ausverkauft

Die #refugeeswelcome T-Shirts im FM4 Shop sind seit heute Früh ausverkauft. Wir haben schon neue nachbestellt & ihr könnt sie auch bestellen, aber verschicken können wir sie erst in etwa zwei Wochen. Aber beim FM4-Stand beim Popfest gibt es noch ein paar. Die Kosten 19,90 und der Reinerlös kommt dem Freunde Schützen Haus zu Gute.

Entenbesuch

Unsere Ente hat Besuch bekommen und Aisha E sollte auch gleich loslegen.

Eine große und eine kleine Ente am Teich vor der Karlskirche.

Michael Fiedler, Radio FM4

Aisha E

Als erster Act hat man es ja meist nicht ganz leicht, Aisha E lässt sich davon aber nicht beirren, ihre Stimme in höchste Höhen steigen und gleich darauf wieder auf den Beat prallen zu lassen. Dazu wird angemessen wild getanzt und das pinke Haar geschwungen. Nur die Kommunikation mit dem Publikum will nicht so richtig klappen: "Von welchem Planeten kommen wir? ... Mars?! Ok, dann heißt mein nächstes Lied 'Planet Mars.'" Zum Abschluss gibt es noch einen Jodler, was hörbar gut ankommt. Der Übergang sitzt auch wie geplant, es folgt nämlich eine Pause, damit in der Karlskirche in Ruhe die heilige Messe gefeiert werden kann.

Yasmo feat. Miss Lead

Die Messe war erstaunlich kurz, jemand meint, in der Steiermark würde es so etwas nicht geben. Yasmo betritt die Bühne, im schwarzen, fließenden Kleid und mit einer weißen Kette um den Hals. Sie hat wirklich Miss Lead mitgebracht und fängt gleich mit "Fuck the academy" an. Es folgt ein kleiner Tanzkurs, bei dem sich auch der eine Elf im Publikum durch besodneres Talent auszeichnet.

Yasmo auf der Bühne, im Vordergrund ein als Elfe verkleideter jungen Mann.

Michael Fiedler, Radio FM4

Und die Hinterländer freuen sich schon auf ihren Auftritt nach Yasmo:

Yasmo hat derweil das Publikum mit ihrer charmanten Art im Griff, immer mehr Leute bleiben stehen und schon nach ein paar Songs braucht niemand mehr einen Tanzkurs, um mitzumachen.

Es folgt Hinterland auf der kleinen Stage hinter der Hauptbühne. Wenn aber Attwenger gleichzeitig schon soundchecken, vermischen sich der Beat Binders mit dem von Hinterland und es klingt recht experimentell. Attwenger brauchen aber eh kaum Soundcheck, weil eben alte Hasen.

Die Seebühne von hinten.

Michael Fiedler, Radio FM4

Attwenger

"Geh ned oiwei hinten umi" singen sie gleich zu Beginn, aber das wird hier und heute wohl nichts. Die zwei fetzen aber ungerührt weiter und das taugt sichtlich. Dabei fällt mir wieder ein, dass ich mal nachschlagen wollte, inwieweit allerweil, ollaweu, und always miteinander verwandt sind. Egal. So viel wie gestern um diese Zeit ist heute nicht los, gut füllt, aber noch kein Gedrängel.

Es gibt auch immer noch Perspektiven, aus denen der Karlsplatz richtig lauschig ausschaut:

Attwenger verabschieden sich: "Das war supergeil, danke!" Deshalb gibt es am FM4-Stand beim Kauf einer Attwenger-CD eine zweite gratis dazu. Aber halt nur hier und heute.

Die Mieze Tender Landl Kombo bespielt während dem Umbau auf der Seebühne die kleine Open-Air-Stage und man fragt sich, warum Willi Landl nicht schon früher zu Mieze Medusa & Tenderboy gefunden hat. Christian Pausch rauscht mit den Worten "Das ist mein Lieblingslied vom Willi Landl!" ab.

Dubblestandard & Lee "Scratch" Perry

Vom 79-jährigen Lee Perry können sich so manche jungen HupferInnen noch etwas abschauen. Der steigt aufs Gas, als ob ihm der 80. Geburtstag nicht allzu wichtig wäre. Über eineinhalb Stunden lang dauert das Konzert, länger als so mancher Nicht-Festival-Gig. Und er weiß offenbar auch, dass Flüchtlinge in Österreich gerade eines der ganz großen Themen sind. Andererseits: Wo nicht?

Die Leute entern endlich den Teich, was aber vermutlich nur daran liegt, dass man nicht mehr sieht, was im Wasser alles schwimmt.

Wie gehts weiter?

Im Prechtlsaal der TU sollten eigentlich schon Chuzpe auf der Bühne stehen, obwohl man von draußen nichts davon hört. Christian Stipkovits bringt aber noch ein Foto von der Band, die es auch schon seit 37 Jahren gibt:

Chuzpe im TU Prechtlsaal

Christian Stipkovits | FM4

Und im Brut sollte Mimu langsam ihre Zugabe spielen, denn Waelder scharren schon in den Startlöchern...