Erstellt am: 17. 7. 2015 - 15:51 Uhr
The daily Blumenau. Friday Edition, 17-07-15.
#fußballjournal15
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
Die beste Info zum Europacup wie immer hier.
Noch ehe die Meisterschaft beginnt, noch ehe der Cup (heute Abend) so richtig anläuft, werden schon die Weichen gestellt, wie es für Österreichs Vereins-Fußball international ausschauen wird die nächsten Jahre. Und jetzt (nach den Auslosungen für die nächsten Runden in Champions und Europa League) steht es fest: um das aktuelle Level (fünf Teams im Bewerb) zu halten wird's schwer, das mittelfristige Ziel der Liga (ein Champions League-Fixplatz) schwindet aus dem Blickfeld.
Wer soll denn da die Punkte für die 5-Jahres-Wertung holen?
Das hat nicht nur mit dem Entsetzen in Salzburg zu tun, wo man schon in der Vorschluss-Runde den letztjährigen Killer Malmö FF zugelost bekommen hat (und sich danach mit einem noch mühsameren ost- und/oder südeuropäischen Gegner herumschlagen wird müssen): wie Ralf Rangnick richtig sagt wäre es hilfreich, wenn neben den Bullen "andere Vereine auch beim Punktesammeln mithelfen würden". Die Reaktion der anderen zeigte, wie wichtig öffentlich ausgestellte Beleidigtheit im Gegensatz zur Achtsamkeit der 5-Jahres-Wertung gegenüber ist. In Punkto Nachhaltigkeits-Intelligenz schwächelt die Liga: in der Vergangenheit wurden allzu viele (eben nur scheinbar unwichtige) EC-Spiele abgeschenkt ohne an die Nationenwertung zu denken; auch von Salzburg übrigens.
Heuer wird das wohl egal sein.
Der WAC bekommt mit Borussia Dortmund ebenso einen Unbezwingbaren wie Sturm Graz mit Rubin Kazan (die beiden punktbesten Teams überhaupt in dieser Quali-Runde). Altach hat gegen Vitoria Guimaraes nur dann eine kleine Chance, wenn die Portugiesen den Fehler machen, sie krass zu unterschätzen - was (siehe Estoril - Pasching anno '13) durchaus möglich ist.
Rapid wird von Ajax wohl ebenfalls in die Euro-League-Quali geworfen werden und muss dann hoffen, in die Gesetzten-Liste zu rutschen, um eine echte Chance auf die Gruppenphase zu haben. Aber auch dann ist ein neues Helsinki drin. Und Salzburg hat wie erwähnt gleich zwei Hürden, an denen Scheitern nicht auffällig wäre.
Trotzdem werden es wieder die Dosen sein, die die europäischen Punkte einfahren, einfach weil sie sich als einzige für eine Gruppenphase qualifizieren werden (auch weil sie in der EL-Quali gut gesetzt wären, und weil es keinen CL-Druck gibt). Man sieht: Rangnicks verbaler Nasenstüber tut Rapid und Co deshalb so weh, weil er so wahr ist.
Die erste brauchbare Aktivität kam von Wolfberg
Der offizielle Saisonstart zum österreichischen Fußballjahr 2015/16 erfolgte gestern in der weißrussischen Provinz: der Wolfsberger AC war in Salihorsk, das immerhin mehr Einwohner zählt als Klagenfurt, wo das Retourmatch über die Bühne gehen wird) nicht die bessere, aber die glücklichere von zwei mäßigen Mannschaften. Shakhtyor Soligorsk ist zwar Meisterschafts-Dritter und Cupfinalist, hätte aber gegen die Eishockey-Sektion keine Chance.
Dietmar Kühbauers WAC lebt, wie alle Didi-Teams (und das war gestern schön zu sehen), nicht von einem gefinkelten Matchplan oder gezielten taktischen Anweisungen, sondern von der individuellen Wucht der Spieler und der ihnen durch die Kühbauer'sche Energie eingepflanzten Verve. Dass jemand wie Thomas Zündel, der viele Monate im Eck stehen musste, derartig zurückkommt, ist des Trainers Starkgerede zu verdanken; dass ein Schwankender wie Stephan Palla sich stabilisert, wohl ebenso; dass Yacobo wie Silvio Körper und Freiheiten optimal einsetzen, einer diesbezüglich langen Leine. Dazu kommen mit Sollbauer, Drescher oder Manuel Weber Spieler mit eingebautem Stabilisatoren-Faktor. Der WAC ist eines der wenigen Bundesliga-Teams ohne hektische Sommer-Transferphase: Gold wert in einer frühen europäischen Quali-Phase. Der Lohn dieser nachhaltigen Überlegung: Borussia Dortmund wird ins Wörthersee-Stadion kommen und sollte seine beste Mannschaft einsetzen.
Bekannte Gesichter in der Champions League-Quali
Die heute Gelosten müssen ihre europäischen Kader erst demnächst bekanntgeben. Die vielen Teams, die jetzt (wir stehen mitten in der 2. Quali-Runde) schon im Einsatz sind, haben nominiert. Und es sind einige Österreicher bzw. vormals in Österreich tätige Spieler dabei.
Vorneweg die zwei Glücklichen beim Moneyball-Team FC Midtjylland: 10 Martin Pusic, dänischer Torschützenkönig und, neu, 77 Daniel Royer.
Bei Dinamo Zagreb fehlen zwar die Austro-Junioren Skvorc und Goic, dafür sind mit 23 Gordon Schildenfeld (Ex-Sturm) und mit 24 Ante Coric (Ex-Salzburg) zwei Bekannte im Aufgebot.
Eben noch bei Ried, jüngst von Besitzer RB Leipzig nach Polen ausgeliehen: 18 Denis Thomalla schießt seine Tore jetzt für Lech Poznan/Posen, wo Ex-Rieder Tomasz Rzasa Co-Trainer ist. Auch bereits mit Toren auffällig: 14 Hamdi Salihi (Ex-Rapid/Ried) beim albanischen Meister Skënderbeu Korçë.
Molde FK darf noch bis Jahresende auf die Dienste von 11 Ole Kamara zurückgreifen, danach gehört der Norweger wieder Austria Wien. Dazu kommt Ex-Altacher 22 Joshua Gatt. Beim NK Maribor kennt man 22 Dare Vrsic (Ex-Austria) und Coach Ante Simundza (ex-GAK), bei Vardar Skopje Tormann Filip Gacevski (90, Ex-KSV) und Sportdirektor Goce Sedloski. Der andere Ex-Mattersburger, Ilco Naumoski, wurde im Sommer freigesetzt.
Bei HJK Helsinki spielt der unverwüstliche Ex-Rapidler 6 Markus Heikkinen, bei Partizan Belgrad der ihm kaum etwas nachstehende 22 Sasa Ilic (auch Ex-Salzburg).
Beim FK Sarajevo dient 25 Tomislav Barbarić (Ex-Sturm). Und bei den walisischen New Saints ist Bernhard Hirmer Tormanntrainer - der war früher Manfred Benders Begleiter in Altach und Vöcklabruck, ehe er in England andockte. Bender ist jetzt in Klagenfurt, wo nächsten Donnerstag Europa League gespielt wird, womit sich der Kreis schließt.
Und alle, die wir in der Euro-League-Qualifikation kennen
Schon in Runde 1 (eher peinlich) ausgeschieden ist der ehemalige Meistercupsieger Roter Stern Belgrad, der ohne Junior Lazic, aber mit Co-Trainer Dragan Sarac (Ex-Austria) unterwegs war. Trainer beim ebenfalls gescheiterten Olimpic Sarajevo ist mit Mirza Varesanovic ein Kurzzeit Steyr/Austrianer. Und der alte Petri Pasanen (Nr. 24, Ex-Salzburg) ist mit dem FC Lahti nicht weitergekommen.
Aktuell wie der WAC in Runde 2 im Kampf um den Aufstieg befinden sich einige Österreicher:
22 Marin Leovac (mittlerweile auch einfacher kroatischer Teamspieler) mit HNK Rijeka (Coach Matjaz Kek, Ex-GAK) sowie 66 Emir Dilaver bei Ferencvaros Budapest unter Thomas Doll. Dann noch 7 Aleksandar Stanisavljevic vei Vojvidina Novi Sad und natürlich 9 Manuel Sutter, einzig verbliebener Österreicher beim FC Vaduz. Mlada Boleslav hat Tormann Hidajet Hankic trotz des Gewinns der nationalen Nachwuchs-Meisterschaft und der Quali für die UEFA-Youth League nicht weiter beschäftigt. "Konec smlouvy" steht da lapidar.
Bei Hajduk Split steht Sandro Gotal nicht mehr unter Vertrag, er ist zu St. Gallen in die Schweiz gewechselt. Dabid Domej und Mario Lekic stehen nicht im EL-Kader, dafür findet sich dort mit 44 Ante Roguljic ein Bekannter aus Salzburg. Weitere frühere Liga-Spieler: 15 Mikael Antonsson (FC Kopenhagen, vormals Austria). 26 Ibrahima Sidibe (Debreceni, Ex-Ried/Tirol) und Andre Schembri (Omonia Nikosia, früher in Kärnten).
Und dann wären da noch ein paar Coaches mit Österreich-Bezug: Tadeusz Pawlowski, Trainer bei Slask Wroclaw, ist Austro-Pole und hat lang die AKA Vorarlberg betreut. Vitali Astajjews vom litauischen FK Jelgava ist Ex-Austrianer, Luka Elsner vom NK Domzale, nicht nur Sohn des Ex-Teamchefs Branko Elsner, sondern auch Kurzzeit-Kärntner. Und Luc Nijholt, unter Co Adriaanse Co-Trainer in Salzburg ist Nachwuchs-Koordinator bei Dinamo Tiflis. Und Dinamo Moskau ist nicht nur von der UEFA für alle Wettbewerbe gesperrt worden (was als Meisterschafts-Vierter echt blöd ist), sondern hat auch noch kurzfristig Ex-Innsbrucker Stanislav Cherchesov entlassen.
Ersetzt wurde Dinamo durch den nachrückenden Meisterschafts-Fünften, nämlich Rubin Kasan, die ihrerseits wiederum Sturm Graz in Runde 3 fix zugelost wurden. Womit sich wieder ein Kreis schließt.