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Christina Traar

Sehen, hören, verstehen. Und dann erzählen

12. 7. 2015 - 14:19

Jazz und Blues in der Wies'n

Bei der Nova Jazz and Blues Night in Wiesen vereinte sich Jung und nicht mehr ganz so Jung zum gemeinsamen Musikgenuss.

Festivals sind nicht für jedermann. Irgendwann schleicht sich auch nach Jahren des fleißigen Massenschwitzens, Crowdsurfens und Campens das Gefühl ein, was gemütlicheres zu wollen. Das kommt dir bekannt vor? Dann könnte die Nova Jazz and Blues Night in Wiesen die Lösung sein.

Blues Brothers and Sisters

Statt unkontrollierbare Menschenmengen gibt es hier friedliche BesucherInnen auf Picknickdecken im Gras. Entspannte Securities und nicht vorhandene Warteschlangen vor den Toiletten sind ein zusätzlicher Bonus. Also ein Festival für alte Menschen? Keineswegs. Hier wird einfach gerne gemeinsam guter Musik gelauscht - unabhängig von Baujahr und sozialem Rang. Silberhaarige Jazzfans feiern mit lilahaarigen Hipstern.

Robb

Threeo

Sinkane

Aufgespielt wurde auf einer kreativ überdachten Bühne. Barock-elektronische Klänge wurden von unseren Lieblings-Perückenträgern Johann Sebastian Bass angeschlagen. Mit Hingabe wurde in die Synthie-Spinett-Tasten gehauen und die weiße Mähne geschüttelt. Bei ihrem Smasher "Heart of Stone" reißt es dann sogar die tiefenentspannten Menschen auf den Picknickdecken mit.

Johann Sebastian Bach

Mitreißen konnte auch das österreichische Duo Count Basic. Mit extra viel Power schmissen sie den BesucherInnen feinsten Smooth Jazz und kraftvollen R'n'B um die Ohren. Sängerin Kelli Sae fegt über die Bühne, dass man Angst bekommen könnte, die Stage könnte Feuer fangen.

Count Basic

Marla Glenn

Und dann kommt sie. Sie, auf die so viele gewartet haben. Róisín Murphy, die irische Sängerin mit der Stimme, die sich in den Gehörgang brennt - aber zärtlich. Doch anfangs war es gar nicht so leicht, diese Stimme auch wirklich zu hören, die ersten Songs hatten leider mit Soundproblemen zu kämpfen. Aber man hatte kaum Zeit, sich darüber zu ärgern, denn Miss Murphy wechselte pro Song gefühlte fünf Mal das Outfit. Fotodokumentationen von diesen Transformationen sieht die Irin leider nicht gerne.

Chic featuring Nile Rodgers

Der Abschlussact des Abends wurde von Chic, gefeatured von der Funk-Legende Nile Rodgers, geliefert. Da muss man zugeben, dass das vor allem ein Genuss für die wahren Diskokugel-AnbeterInnen von früher war. Aber auch der Rest konnte nur schwer sein Tanzbein still halten.

Ganzheitlich betrachtet muss man es sagen: Es war eine durchaus wilde Mischung aus MusikerInnen, die sich da die Line-Up-Klinke in die Hand gaben. Jazz trifft Elektro trifft Blues trifft R'n'B. Wild, aber trotzdem stimmig. Das muss man auch erst mal schaffen. Die Atmosphäre tat dann ihr Übriges für den positiven Eindruck. Und das Schönste: Dieses Festival wird gemütlich bleiben.