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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

25. 6. 2015 - 14:17

The daily Blumenau. Thursday Edition, 25-06-15.

Einmal Transfer-Zurechtrücken, ein paar Cup-Vorschläge und eine erste internationale Runde.

#fußballjournal15

The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.

Heute: drei aktuelle Auffälligkeiten im österreichischen Fußball.

1) das mit der Ausbildungs-Liga klappt noch immer nicht so richtig.
2) auch das mit dem Cup könnte besser gehen.
3) kleine Österreich-Bezug-Liste zu den ersten beiden EC-Runden.

Was die Bundesliga noch von echter Exportfähigkeit trennt

Große Freude bei und mit Markus Suttner: sein Transfer zum FC Ingolstadt bringt ihn nicht nur in die deutsche Bundesliga, sondern auch ins Zentrum eines David'schen Aufsteiger-Märchens. Und schnell wird das aktuelle gute Dutzend an Legionären in dieser starken Liga aufgezählt und sich gefreut (auch über Heinz Lindners Weg nach Frankfurt); und neben dem Erfolgslauf des ÖFB-Teams dann auch einer der Liga konstruiert.

Nur: der existiert nicht.
Die Exportfähigkeit des österreichischen Fußballs und seiner zwei Ausbildungs-Ligen ist vorsichtig gesagt noch enorm entwickelbar. Die Deutschen holen lieber Talente (Ripic und Peric nach Stuttgart, Posch nach Hoffenheim...) oder greifen vertragsfreie Spieler ab. Suttner ist der erste in der aktuellen Transferzeit, bei dem tatsächlich Geld fließt; 0,7 Millionen.
Der Linksverteidiger und aktuelle Team-Reservist war schon mehr wert, sicher doppelt so viel - und es gab auch in dieser Hoch-Phase Angebote, im Sommer und im Winter. Allein: die Austria wollte ihn nicht gehen lassen. Und fällt also, summa summarum um eine Stange Geld um.

Die anderen Fälle, in denen ein Österreicher aus einem laufenden Liga-Vertrag aus dem Ausland herausgekauft wird, waren noch weniger einträglich: Savic (LASK/Koprivnica) und Kofler (Innsbruck/Rostock) laufen unter dem Radar, Bei Royer (Austria/Midtjylland) bleibt's geheim und was Martschinko Hoffenheim wert ist, wird von der ihn wohl an Suttners statt ausleihenden Austria wieder wettgemacht werden und schmälert deren Gewinn dann noch einmal.

Apropos: Suttner, Martschinko und Royer, die bislang einzigen aus der Liga, die sich abseits der Red Bull-Verschiebungen auf den Weg raus machen, sind allesamt Außenspieler, zwei davon sogar Außenverteidiger. Suttner wird in Ingolstadt gegen Danilo Soares (sofern der nicht nach Augsburg als Baba-Nachfolger kommt) um seinen Platz rittern, einem in Lustenau ausgebildeten Brasilianer (und auch von der dortigen grünen Austria wurde er zu spät abgegeben um Gewinn zu erzielen). Es wäre also durchaus etwas zu machen mit österreichischen oder in Österreich ausgebildeten Außenverteidigern in der deutschen Liga (siehe auch noch Fuchs oder Klein); und als Exporteur ist das Auffinden von Marktlücken ja erste Bürgerpflicht.

Der ÖFB-Cup muss wohl noch an einigen Schrauben drehen

Gestern abend wurde die erste Runde im ÖFB-Cup ausgelost, im Rahmen einer für Sport-Gala-Verhältnisse eher unpeinlichen Klein-Veranstaltung.

Der aktuelle Sponsor vergibt in diesem Bewerb eine Menge Preise, die nötige Attraktivitäts-Steigerung gelingt aber nur langsam: der Cup bleibt eine zache Sache, Ausrichter ÖFB tut sich schwer mit der Bürde.

Die UEFA macht es auch nicht leichter: weil seit heuer nur noch der Cupsieger und keineswegs mehr ein unterlegener (in Österreich zuletzt auch gern unterklassiger) Finalist in den Genuss eines Europacup-Startplatzes kommt, und weil Abo-Meister Salzburg durchaus alles daran setzt diesen Pokal zu gewinnen, schauen die restlichen Teilnehmer ein wenig unmotiviert drein.

Immerhin haben sich die Kennzahlen der TV-Übertragungen gebessert, wiewohl die Zuschauer-Zahlen immer noch im Bereich der schwächeren Sonntags-Liga-Spiele dümpeln; oder drunter.

Klarerweise hat der ÖFB-Cup nicht die erregende Tradition des englischen FA-Cups mit seinen Wiederholungsspielen oder die Medien-Coverage des DFB-Cups, der zuerst die David-Goliath-Dimension übertreibend betont um in der Schlussphase den Showdown-Charakter auszureizen.

Es hat sich in den letzten Jahren aber auch einiges zum Guten gewendet: die Übertragungs-Lage ist klar geregelt, die Rahmenbedingungen sind abgesteckt, wo früher ein endloser Strudelteig alles zudeckte, herrscht jetzt einheitliche Repräsentation. Zudem wurden die Verfälschungen durch die Teilnahme von Farmteams (B-, Amateur-Mannschaften) abgeschafft: Liefering oder etwa Pasching nehmen "freiwillig" nicht am Cup teil.

Trotzdem besteht in allen drei Phasen Verbesserungs-Bedarf. Phase 1, die ersten beiden Runden, lebt davon, dass die großen Vereine aufs Dorf fahren und sich neben Bierzelten auf wilden Ackern bewähren müssen. Phase 2, Achtel- und Viertelfinale, hat - außer schlechten Wetterbedingungen - sowieso nix zu bieten. Und in Phase 3, Halbfinale und Finale, müsste es ohnehin vor Spannung knistern - tut's aber ungenügend.

Die Probleme beginnen schon bei der Qualifikation: neben den 20 (wegen Liefering aktuell nur 19) sogenannten Profi-Vereine dürfen die neun Landesverbände dann die restlichen 45 Klubs nominieren. Das reicht von 4 (im Burgenland, Vorarlberg oder Kärnten) bis zu 7 Klubs (wie in Niederösterreich). Es sind - zumeist - die bestplatzierten Regionalliga-Vertreter, der jeweilige Landesliga-Meister und der Gewinner des Landescups (der gern auch von unterklassigen Mannschaften gewonnen wird - vier von neun Landespokal-Gewinnern kommen diesmal aus der Landesliga, drei aus dem Unterhaus).

Nun ist es aber ein Unterschied, ob ein kleines Team eine Saison lang, mit zunehmender Euphorie der Fans, durch den regionalen Cup-Bewerb marschiert ist und sich den Startplatz bewusst erackert hat, oder ob ein Regionalliga-Mittelständler den Platz quasi nachgeworfen kriegt. Warum die Landescupsieger keine Spezial-Behandlung, etwa die Garantie gegen einen der zehn Bundesligisten gelost zu werden, erhalten, entzieht sich meiner Kenntnis.

Zudem ist die Größe eines Landesverbands (also die Menge der Vereine) keine Garantie für die Qualität des dort gespielten Fußballs. Niederösterreich oder Kärnten etwa nominierten hauptsächlich Landesligisten, während andere Bundesländer wirklich gute Regionalligisten nicht unterbringen konnten (so fehlen etwa Neusiedl, Kalsdorf oder Kufstein). Eine sportlich gerechtere Auswahl anzudenken würde das Niveau des Bewerbs durchaus heben.

Das schlimmste was den Kleinen in Runde 1 passieren kann, ist es gegen einen anderen Zwerg eines weiter entfernten Landes gelost zu werden: keine Attraktivität und kein Derby-Charakter. Beheben ließe sich dieses Problem mit einer ausgefeilteren Setzliste: so könnte es jenseits der 20 (19) Profi-Teams auch eine dutzendstarke Gruppe von starken Amateur-Vereinen geben - mit den 1. Liga-Absteigern (Horn und Hartberg), den Regionalliga Top 3-5 (BW Linz, Wattens etc) oder auch old big names wie der Vienna, Bregenz oder dem Sportklub - großteils also Vereine, die die Profi-Kriterien erfüllen könnten. So würde dann letztlich jeder der "Kleinen" gegen ein Team mit dem Geruch der Höherklassigkeit antreten können. Andere Möglichkeit: bewusste Derby-Setzung, auch das bringt Kitzel und Zuschauer.

So sieht Runde 1 schon von sich aus unsexy aus: von den über den Landescup eingezogenen Mannschaften haben es nur vier zu Profi-Gegnern geschafft, mit nur einem Bundesliga-Kontrahenten. Gleich vier müssen auswärts gegen einen anderen Zwerg antreten, sind also für ihre Bemühungen quasi abgestraft worden. Die interessanteste Begegnung ist somit die zwischen BW Linz und Wacker Innsbruck, oder Hartberg-Sturm. Parndorf-LASK ist ein Fast 1. Liga-Duell, Sollenau hat immerhin ein Derby gegen Mattersburg geschenkt bekommen.

Da geht schon noch mehr.

Das sind die Österreicher in den ersten beiden EC-Runden

Am 30. Juni geht's los mit der ersten Quali-Runde in Euro- und Champions League. Die ersten Österreicher steigen am 16. Juli in Runde 2 der Europa-League ein: Didi Kühbauers Wolfsberger (für die UEFA lange Wolfsburger...), Liga-Fünfter, ein Team das aktuell ohne große Verstärkungen (die interessanteste neben dem eben verpflichteten Kobleder und dem Schweden Hellquist ist wohl der in den Kuljic/Taboga-Wettskandal verwickelte Thomas Zündel) auskommen will.

Sie sind nicht die einzigen Österreicher oder Akteure mit Österreich-Bezug, die diese beiden ersten Hürden in Angriff nehmen. Dazu kommen noch einige andere.

Österreich in der CL-Quali

Vorrangig zu nennen ist der FC Midtjylland, der dänische Meister, der mit gleich zwei Österreichern antreten wird: neben Torschützenkönig Martin Pusic (Nr 9) wird auch Neuling Daniel Royer sein Glück versuchen.

Für die Youth League 2015/16 ist die Quali bereits beendet bzw. erfolgt implizit durch die 32 CL-Teilnehmer.

Bei Dinamo Zagreb sind zwei Akteure mit österreichischen Wurzeln vertreten: Filip Skvorc aus Hohenems hofft auf einen Kaderplatz, Mario Goic, junger Linksverteidiger wird wohl in der Youth League (für die der kroatische Meister schon fix qualifiziert ist) drankommen.

Für Molde BK geht ein Austrianer ins Rennen: Ole Kamara gehört den Wienern, noch bis zum Jahresende. Außerdem an Bord: Joshua Gatt, durch Verletzungen gestoppter Ex-Altacher US-Amerikaner. Apropos Austria Wien: das alte Team des neuen Trainers Thorsten Fink, nämlich APOEL Nicosia ist auch im Bewerb.

Der mazedonische Meister Vardar Skopje wird von Goce Sedloski, ehemaligem Mattersburger, als Sportdirektor geführt. Spieler Ilco Naumoski ist aktuell verletzt. Bei Partizan Belgrad kennt man Alt-Kapitän Sasa Ilic noch aus Salzburger Zeiten.

Dazu kommen noch ein paar Coaches: Ante Simundza (Ex-GAK) bei Maribor, Tomas Rzasa (Ex-Ried) als Co bei Lech Posen und Bernhard Hirmer (Ex-Altach) als Tormanntrainer bei den walisischen New Saints.

Österreich in der EL-Quali

Da wären zunächst einmal einige Stammgäste:
Emir Dilaver (Nr. 66) ist mit Ferencvaros Budapest (dem Team von Thomas Doll und Benny Lauth) schon ein zweites Jahr dabei.
Sandro Gotal (Nr. 11) führt die Abordnung bei Hajduk Split - zu der auch die B-Team-Akteure David Domej (vertritt Österreich demnächst bei der U19-EM) und Mario Lekic gehören - an; soll aber mit Schweizer Vereinen verhandeln.
Weg vom FC Vaduz ist Mario Sara - den hat der Tiroler Hochstaffl heim nach Ritzing geholt. In Liechtenstein bleibt Manuel Sutter (Nr. 9, Mittelstürmer), Tormann Erlacher ist auch weg.
Bei Roter Stern Belgrad hofft der junge Sasa Lazic auf einen Kaderplatz, den wohl auch Co-Trainer Dragan Sarac (vormals Austria, Sturm, Pasching) mitverteilt.
Und bei Vojvodina Novi Sad spielt Aleksandar Stanisavljevic im Mittelfeld

Dann die Teams, die wie der WAC in Runde 2 einsteigen: bei Mlada Boleslav ist Tormann Hidejit Hankic (Nr. 1) wohl wieder Bankdrücker, bei HNK Rijeka hat der Neo-Teamspieler Marin Leovac (Nr. 22) wohl ein Fixleiberl bei Trainer Matjaz Kek (Ex-GAK).
Gerücht: Trabzonspor soll an Thomas Salamon (Austria) interessiert sein.

Andere Spieler mit Österreich-Bezug: der Malteser Andre Schembri (vormals in Kärnten) bei Omonia Nikosia, wo Ex-LASKler Rainer Rauffmann, der eine späte Zweitkarriere als zypriotischer Teamkicker hinlegte, Sportdirektor ist. Petri Pasanen (Ex-RB Salzburg) spielt beim FC Lahti, Nestor "Pippo" Gorositos Sohn Nicolas spielt bei Slovan Bratislava. Dazu kommt noch Ex-Austrianer Mikael Antonsson (auch ein Stammgast im internationalen Wettbewerb) beim FC Kopenhagen.

Interessantester Coach in der EL-Quali ist ein Pole, der auch Österreicher ist: Tadeusz Pawlowski spielte bei der Admira und dann in Vorarlberg, wo er auch Trainer wurde und lange die dortige Akademie ausbildete, jetzt coacht er Slask Wroclaw.
Vitali Astafjevs, Ex-Austrianer und Admiraner, trainiert den FK Jelgava aus seiner lettischen Heimat, Mirza Varesanovic, Ex-Steyr und -Austria, Olimpic Sarajevo aus Bosnien. Luc Niejholt, vormaliger Co bei Red Bull Salzburg, koordiniert die Jugendarbeit bei Dinamo Tiflis.
Und Luka Elsner, der Sohn des ehemaligen Teamchefs Branko, sowie einige Zeit Spieler in Kärnten, trainiert Domzale aus seiner slowenischen Heimat.

Das einmal als ersten Überblick: die offiziellen Kader für die europäischen Bewerbe sind noch nicht bekanntgegeben, es ist Transferzeit und es wird sich noch einiges (auch unter den Angegebenen) ändern.