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Clemens Fantur

The street is the mother of all media.

22. 6. 2015 - 11:40

The Return of the Riese: Skero

Skero ist mit seinem neuen Album "Der Riese im Glashaus" unser Artist Of The Week.

Artist Of The Week

Empfehlungen aus der FM4-Redaktion, jede Woche neu. Diesmal: Skero

Es soll ja schon des Öfteren vorgekommen sein, dass Musiker und Musikerinnen Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden sind. Da entsteht etwas, wird plötzlich groß, nimmt Fahrt auf, verselbstständigt und entwickelt sich zu einem Vehikel, das niemand mehr steuern und sicher in die Garage manövrieren kann. Im Falle von Skero trägt dieses Gefährt den Namen "Geht scho, gemma Vuigas"! Ein Ausdruck, der sich mittlerweile in den allgemeinen Sprachgebrauch eingebürgert hat. Man hört ihn im Wurstelprater aus Schaubuden schmettern, wenn sich das Ringlgspü in Bewegung setzt, Kids rufen es beim Rutschen im Park und sogar politische Parteien laden zur Wahlkabinenparty. Gegen Ersteres hat der Riese nichts einzuwenden, gegen Letzteres sehr wohl. Dieses "Entleihen" inklusive der Vereinnahmung geht dann doch zu weit.

Michael Winkelmann

Dass dieses Video zu einem derartigen Youtubehit, zum Sommerhit 2010 und zu so einem solchen Selbstläufer wird, hat niemand erahnen können, brachte den Riesen aber an eine Hörerschaft, die ihn all die Jahre zuvor überhört hatte. Für Skero ist die "Kabinenparty", was für De La Soul "Ring Ring Ring" ist. Es ist der Song, den die Leute kennen, die aber keine Ahnung davon haben, für was die Band eigentlich wirklich steht. Hey, how you doing? Geht scho, gemma Vuigas!

Natürlich war Skero klar, dass man Kabinenparty nicht wiederholen kann. Gar nicht wiederholen möchte. Denn eines steht fest: Skero war und ist immer an einer Weiterentwicklung seiner Musik interessiert. Das zeigen seine unzähligen Kooperationen, seine Wienerlied-Ausflüge mit der Müßig Gang und vielleicht auch sein Ausstieg bei Texta im Jahr 2014.

The Return

Und nun also "Der Riese im Glashaus". Ich muss zugeben, ich hatte geglaubt, die CD versehentlich doppelt in den Player geladen zu haben, als dort mehr als 20 Titel angezeigt wurden. Aber nix da falsch geladen, es stimmt, 21 Tracks ist das Nachfolgealbum von "Die Memoiren eines Riesen" aus dem Jahr 2009, stark. Also alles andere als ein Schnellschuss. Aber wer Skero kennt, weiß, dass er ein Schreiberling ist, der sich seiner Texte voll bewusst ist und ihnen beim Entstehen und Reifen Zeit gibt. Es wird auch schon des Öfteren der Beat ausgetauscht, bis der richtige für die Worte gefunden wird. Bei dem unerschöpflichen Reservoire seiner Produzenten mit Sicherheit kein Problem, jedoch mitunter gefährlich, wenn einem so viele Wege offen stehen.

Skero

Michael Winkelmann

Verrannt hat sich der Riese jedoch nicht. Das Glashaus ist eine Rapalbum geworden. Ein sehr klassisches. Und das ist als Kompliment gemeint. Nicht nur sind die Beatproduktionen fest in Szenegrößenhand (Brenk, Whizz Vienna, Mez, Trishes, FLIP, Mirac, uvm.), es wimmelt auch von Genre-Referenzen, wie etwa die Lucchini-falling-from-the-sky-Hook bei "Halli Galli", die großartige Regulate-Dr. Dre-Hommage "L Funk", die Selbstreferenz bei "Plastik Bottle Beach" oder zur Gänze der Rap-Dedication-Song "Stroßnmusik". Es finden sich aber auch die ganz anderen Stücke auf dem Album. Songs, die es früher immer schon auf die Skero-Alben geschafft haben und weit links und rechts von Hip Hop zu Hause sind. "Hudln" ist so ein Beispiel. Ein Song, der sich tempomäßig weit nach vorne legt, im B-Teil nach Jamaika an den Strand abbiegt, einen Zug am Spliff nimmt, um dann wieder Fahrt aufzunehmen. Kabinenparty wird es keine, soll es auch keine werden.

Im Grunde wäre Kabinenparty auch nie zu dem Hit geworden, wenn das Video nicht gewesen wäre. Was würde wohl passieren, wenn der Song "80 Party" die richtigen Bewegtbilder verpasst bekommt? Auch so etwas könnte explodieren aka viral gehen, wie man vor zwei Jahren gesagt hätte. Aber wer weiß das schon...

Donauinselfest

Die FM4-Planet-Bühne vom 26. bis 28. Juni in Wien. Am Freitag Abend mit Skero als (Co-)Headliner

Oder etwa "Wien Suezied" mit Homie Kamp? Mehr Wien geht nicht. Apropos Feature: Gute Leute hat der Riese auf sein Album geladen. Crack Ignaz, Bum Bum, Monobrother, Mirac & Def Ill. Mehr zeitgenössischer Österreich-Rapfame geht nicht.

Der Riese ist ein smoother Typ

Ja, das ist er. Und das wird er uns auch am Freitag auf der Donausinsel beweisen, wenn er dort sein Album das erste mal live präsentiert. Ein klassisches Two-Turntables-And-A-Mic-Konzert wird es nicht geben, vielmehr wird er mit Bras-Sektion um 20.30 Uhr dem Sonnenuntergang entgegen spielen. Songs wie "Stur" und "Halli Galli" freuen sich drauf. Wir auch.