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Burstup

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17. 6. 2015 - 16:46

Vienna Pride 2015

Zum fünften Mal bietet das Pride Village täglich Musik, Diskussion und Information aus der LGBT-Community.

Drittel der Homosexuellen erlebt Diskriminierung
Das zeigt eine aktuelle Studie der Stadt Wien zur Situation von Menschen mit queeren Lebensmodellen. Mehr auf wien.ORF.at

Seit 2011 findet jeweils im Juni für knapp eine Woche das Vienna Pride Village statt. Vorträge, Diskussionen, Sand und Liegestühle, Musik und viel Ess- und Trinkbares - all das lädt zum längeren Verweilen ein. Vor allem aber dient Vienna Pride den verschiedensten NGOs und Vereinen dazu, sich zu präsentieren und interessierte oder hilfesuchende Menschen zu beraten.

FM4

Der Sandstrand am Pride Village hat sich schon in den letzten Jahren bewährt.

Queer Connexion nennt sich eine Initiative, die Vorurteile mit Workshops in Schulen abbaut. Eine der Aktivistinnen, Orlando, hat als Schülerin selbst so einen Workshop von Queer Connection miterlebt. Das habe ihr beim eigenen Coming Out geholfen, erzählt sie, deswegen engagiert sie sich heute selbst bei dem Projekt: "Meistens wird ein Workshop von einer Lehrperson angefragt, z.B. in den Unterrichtsgegenständen Psychologie oder Biologie. Es gibt aber auch Schulklassen, sie sich das dezidiert wünschen – entweder, weil sie von selbst auf uns gekommen sind, oder weil die Lehrer uns kontaktieren, wenn die Schüler etwas zu diesem Thema machen wollen.“

Christoph Weiss

Das beliebte Medikament Homophobex forte gibt es bei Vienna Pride gratis.

Schön sei, dass während des Songcontests vermehrt Anfragen von Schülerinnen und Schülern gekommen sind, sagt Orlando. Ein wichtiger Teil der Workshops sei der biographische Teil: „Wir unsere eigene Lebensgeschichte, unser eigenes Coming Out – also wie wir draufgekommen sind, dass wir schwul, lesbisch bisexuell oder trans sind.“ Nach dieser Vorstellungsrunde dienen die Workshops als geschützter Raum, wo im Dialog Vorurteile abgebaut, Meinungen diskutiert und Stereotype hinterfragt werden.

Christoph Weiss

Auch die LGBT-Buchhandlung Löwenherz präsentiert sich in einem Zelt des Vienna Pride.

Ein anderes Zelt teilen sich schwul-lesbische Sportvereine. Darunter sind wie fast jedes Jahr der Volleyball-Verein Aufschlag und der Schwimm-Verein Kraulquappen. Wer nur hobbymäßig ein bisschen herumplantschen will, sagt Andreas, sei bei den Kraulquappen zwar auch willkommen, grundsätzlich sei der Verein aber wettbewerbsorientiert: „Wir machen schon richtiges Training für Turniere. Wir veranstalten jedes Jahr unser eigenes Turnier, dass Vienna Valentine, und wir fahren zu den Out Games und den Gay Games, heuer z.B. nach Stockholm.“

Christoph Weiss

Andreas von den Kraulquappen freut sich über Schwimmbegeisterte, die Mitglied werden wollen.

Voriges Jahr haben sie gefehlt, weil das Vienna Pride zeitgleich mit der Parade in Berlin stattfand, doch heuer sind sie wieder dabei: Die Gay Cops Austria. Der Polizist Peter, Vorstandsmitglied des Vereins, berichtet von großen Fortschritten: Das Innenministerium habe seit kurzem eine eigene Projektgruppe, die sich mit gleichgeschlechtlichen Lebensweisen bei der Polizei beschäftigt, und der Verein Gay Cops Austria berate das Ministerium. Damit solle es bald der Vergangenheit angehören, dass Schwule und Lesben bei der Polizei von Kollegen benachteiligt werden: „Was ich aus Gesprächen von Kolleginen und Kollegen weiß: Es geht primär um persönliche Angriffe und um Mobbing. Das geht einfach nicht, und es liegt am Vorgesetzten, dieses Mobbing abzustellen.“

Gay Cops Austria

Ein Zukunftsprojekt der Gay Cops ist die Einrichtung einer Ansprechperson für homo- und transsexuelle Opfer von Hassverbrechen in jedem Wachzimmer. In Berlin, sagt Peter, seien solche Polizeibeamte schon heute Realität: „Sie sind natürlich nicht immer im Dienst. Aber man kann sagen: ‚Die Frau X oder der Herr Y ist am/um wieder da, bitte wenden sie sich an sie oder ihn. Das gibt es in Berlin an jeder Dienststelle. Diese Idee wäre auch in Wien umsetzbar und wünschenswert.“

Ob Peter bei der diesjährigen Regenbogenparade privat oder im Dienst mitmarschiert, weiß er noch nicht. „Lieber wäre es mir privat“, sagt er, „aber falls ich Dienst habe, werde ich den Verkehr regeln und vielleicht einen Regenbogen-Button auf der Jacke tragen.“

Christoph Weiss

Dieses Jahr neu: Autodroms mit Regenbogenfahnen. In den Abendstunden soll es hier ziemlich rundgehen. Die Gay Cops drücken ein Auge zu.

Von der Regenbogenparade am Samstag wird FM4 auch wieder berichten. Die Zeltstadt Vienna Pride bleibt noch bis Sonntag Abend auf dem Rathausplatz. Dort hat sie jeden Tag von 11 bis 22 Uhr geöffnet.