Erstellt am: 19. 6. 2015 - 13:30 Uhr
Ein Haus zum Downloaden
Drei Tonnen Holz (genauer gesagt Grobspanplatten) stecken in dem stylischen kleinen Häuschen, das der Industriedesigner Franz Piffl gemeinsam mit vier Freunden gebaut hat. Eigentlich nachgebaut. Die Anleitung hat eine britische Architektengruppe unter einer Creative-Commons-Lizenz für alle ins Netz gestellt. Und das ist in der Architekturwelt alles andere als alltäglich.
Nachbauen erwünscht
Das Spezielle am sogenannten WikiHouse, das seit ein paar Tagen vor der TU steht: Nachbauen ist erwünscht. "Wer will, kann das Haus noch weiterentwickeln und seine Ideen und Pläne wieder teilen", erklärt Open-Design-Fan und Vienna-Open-Festivalleiter Gerin Trautenberger. Außerdem soll es jeder ohne spezielle Ausbildung relativ flott bauen können. Einzige Voraussetzung: Man hat Lust sich in technische Entwürfe, sogenannte CAD Dateien, zu vertiefen.
Vienna Open
Ein großes 3D-Puzzle
Der Clou am WikiHouse ist ein spezielles Bauystem, bei dem die vorher mit einer CNC-Fräse zurechtgeschnittenen Holzplatten ineinander gesteckt werden, sagt Franz Piffl.
"Das muss man sich wie ein 3D-Puzzle vorstellen. Das ganze Haus hält grundsätzlich nur durch Steckverbindungen und Keile zusammen." Sicherheitshalber haben die Wiener WikiHouse-Bauer allerdings noch Schrauben angebracht. Ein Zeitraffer-Video vom Hausbau kann man sich hier ansehen.
Vienna Open
Das WikiHouse ist Teil des Festivals Vienna Open. Seit vier Jahren zeigt es, dass der aus der Softwareszene stammende Open-Source-Gedanke auch unter Designern und Architektinnen Anhänger hat. Morgen Samstag lädt das Festival zu einer MakerSpace Convention /
Unterschied zwischen DIY und Open Design
Wikihäuser stehen heute schon in Großbritannien, den Niederlanden, Neuseeland und in einer Favela in Brasilien. Das erste österreichische WikiHouse wird noch bis Ende des Sommers am Karlsplatz bleiben und dann in ein Gästehaus in der Steiermark umgewandelt.
Für die Designer Piffl und Trautenberger, die in der Vergangenheit bereits Möbel nach frei verfügbaren Bauleitungen gebaut haben, war das WikiHouse das bisher komplizierteste Projekt.
"Im Unterschied zu DIY-Projekten richtet sich Open Design eher an Leute, die ein gewisses Vorwissen mitbringen. Also sich mit CAD-Software auskennen, wissen, wie sich Holz oder andere Materialien verhalten, oder wie eine Fräsmaschine funktioniert." Trotzdem, mit einer guten Portion Geduld und Zeit können sich auch Noobs an das WikiHouse heranwagen.
Anna Masoner
Die WikiHouse steht noch bis Semptember vor der TU am Karlsplatz.