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Simon Welebil

Abenteuer im Kopf, drinnen, draußen und im Netz

12. 6. 2015 - 15:24

Traumhafter Sport mit fürchterlichem Namen

Es nennt sich "Kanupolo", ist eine Kombination aus Rugby, Basketball und Kayakfahren und spielt sich wohl am schönsten auf der Alten Donau.

"Marketingtechnisch ist es ein Totalschaden", sagt mir Heinz Hanko vom Union Kanu Klub Wien, als ich ihn an der Alten Donau besuche. Denn international habe man sich bisher weder einigen können, wie sein Sport überhaupt heißen soll - von Kanupolo über Kayakpolo, Canoa Polo bis Canoe Polo zirkulieren verschiedene Namen - "und Polo mit Pferd, diese Assoziation kriegst du hier nicht richtig weg. Es ist ein traumhafter Sport mit einem fürchterlichen Namen".

In Österreich spielt man Kanupolo an der Alten Donau, in Ybbs, Salzburg und Innsbruck

Zum "traumhaften Sport" hat Kanupolo ein Kniff gemacht, der auch andere traditionelle Sportarten wie Laufen, Schwimmen oder Reiten attraktiver gemacht hat, man hat einfach einen Ball und zwei Tore hinzugefügt, und damit den Spaß potenziert: Outdoor-, Action- und Wassererlebnis.

Kanupolo Team auf der Alten Donau vor der Wiener Skyline

Simon Welebil / FM4

"Es ist die einzige Kanudisziplin, in der man als Team antritt", sagt der 22-jährige Felix Kutscha-Lissberg, der vor seiner Kanupolo-Zeit Slalom gefahren ist. Jetzt trainiert er das Wiener Kanupolo-Team und schwärmt vom Teamgefühl. "Und die Herausforderung von Kayakfahren und Ballbehandlung ist auch einzigartig."

5 Spieler, 1 Ball, 2 Tore

Kanupolo ist auf den ersten Blick eine recht einfache Sportart. Zwei Teams aus je fünf Spielern versuchen einen Ball durch das gegnerische Tor zu schießen, das in zwei Metern Höhe über dem Wasser hängt. Ob man den Ball dabei wirft oder mit dem Paddel schupft, ist egal.

Die Basics für das Spiel sind schnell erlernt: Auf dem Wasser rumkurven, Ballfangen, werfen und natürlich die unabdingbare Eskimo-Rolle. Am Schwierigsten zu lernen ist das, was am einfachsten klingt - das richtige Paddeln, meint Trainer Felix und vergleicht seinen Sport mit einer Fußball- oder Handballmannschaft, in der Neulinge in den ersten beiden Jahren allein deshalb nicht mitspielen könnten, weil sie nicht richtig laufen könnten. "Es sind diese schnellen Wendungen, das schnelle Beschleunigen nach dem Stillstand, dafür braucht es viel Motivation."

Kanupolo-Spieler im Infight

Simon Welebil / FM4

"Komfort nicht mal als Vokabel"

Doch es muss ja nicht gleich die Kampfmannschaft sein. Mir macht das Ausprobieren schon ab der ersten Minute Spaß: Wenn auch nicht gerade lang. Denn im Kayak wird's bald einmal ungemütlich. Mir schlafen die Füße ein und später bekomme ich auch noch Krämpfe. Bis man seinen persönlichen Trick gefunden hat, um eine Trainingssession oder ein Match ohne gröbere körperliche Probleme zu überstehen, kann es lang dauern, sagt Kanupolo-Veteran Heinz: "Im eigentlichen Wettkampfbereich kommt "Komfort" nicht mal als Vokabel vor. Genau genommen sitzt man sehr unbequem in den Booten. Sie sind rein zweckoptimiert."

Das sieht man den Booten auch an. "Schlachtschiffe" werden die manchmal genannt. An Vorder- und Rückende sind sie mit Schaumstoff gepolstert, manches von ihnen ist wohl schon öfter geklebt worden, als Folge von Zusammenstößen.

Vollkontakt-Sport

Kanupolo-Spielerin

Simon Welebil / FM4

"Es ist ein weitgehend ein Kontakt-Sport", sagt Michaela Motowidlo, eine der Spielerinnen, die mir schnell beweist, dass Kanupolo kein Sport exklusiv für "harte Männer" ist. "In den letzten Jahren sind einige Mädels dazugekommen, und die hauen sich auch ganz schön ins Zeug.", erzählt sie. Angst haben müsse niemand beim Kanupolo spielen, denn die Boote sind gut gepolstert, den Oberkörper schützt eine Prallschutzweste vor Ballklatschern und den Kopf ein Helm mit Gesichtsschutz. Wenn es zu einem Crash kommt, was durchaus Ziel des Spiels sei, ziehe sie sicher nicht zurück, es gehe ja schließlich darum, den Ball zu bekommen, sagt Michaela und schmeißt sich wieder ins Getümmel.

Kanupolo-SpielerInnen im Kampf um den BAll

Simon Welebil / FM4

Heinz Hanko neben mir versucht Michaelas Aussagen noch ein wenig zu entschärfen. "Es sieht martialisch aus und es geht oft hart zur Sache, interessanterweise haben wir aber fast keine Verletzungen." Denn alles, was gefährlich erscheint, ist ohnehin verboten und so hat etwa kein Paddel was in der Nähe des Balles verloren, wenn eine Hand drauf ist. Wasserschlucken bleibt das häufigste Übel bei diesem Sport. Daran sollte man sich gewöhnen.

Gekentertes Boot

Simon Welebil / FM4

Kanupolo-Action live: Beim 8th Vienna International Tournament am 15. und 16.August. 2015

Bis die Sonne hinter den Hochhäusern der Donauplatte untergeht wird auf der Alten Donau trainiert, dem wohl schönsten Kanupolo-Plätzchen in Österreich. "Woanders spielen sie auf Nebenarmen von Flüssen oder auf Schotterteichen, wo nichts los ist", erzählt Felix und zweifelt daran, ob ihm das Spaß machen würde. "Hier ist es schön, hier sind viele Leute, hier ist Gastronomie. Perfekt um den Sport zu entwickeln."